04-2014 D

ANGOLA zwischen HERBST und FRUHLING

Eigentlich sind Übergänge das Normalste in der Welt, ja sogar im gan- zen Universum. Beispiel dafür sind die Mondphasen oder die Jahres- zeiten. Gleiches gilt auch für den menschlichen Wachstumsprozess vom Embryo bis hin zum Erwachsenen und schliesslich dem Tod als letztem Übergang. Obwohl das Leben von unendlich vielen Verände- rungsprozessen geprägt ist, werdenwir trotzdemoft davon überrascht – so auch in Angola. Frühlingshafter Aufbruch – nicht für alle Zwölf Jahre sind vergangen, seit Angola die Friedensverträge in Luena, der Hauptstadt der Provinz Moxico, unterzeichnet hat. Wie jedes Land, das einen Krieg hinter sich hat, hat auch Angola verschiedene Phasen durch- gemacht: von grossen Nöten hin zur Entwicklung. Letzteres führte hier zu grossen Umsiedlungen. Viele Leute mussten ihre Häuser der städtischen Entwicklung wegen räumen, haben jedoch keine angemesseneWohnalter- native erhalten. Sie leben nun in Zonen, welche nicht einmal die minimals- ten Bedingungen erfüllen. Oft hausen die Betroffenen sogar mehr als ein Jahr lang in Zelten. So wachsen auf der einen Seite die breiten, wunderschönen Strassen und Hochhäuser mit Eigentumswohnungen. Diese Stadtteile in Luanda erleben einen prächtigen Frühling, währenddessen andere Quartiere in einem nicht enden wollenden Herbst dahinvegetieren. Luanda, die Hauptstadt Angolas, ist damit ein Abbild der sozialen Ungleichheit par excellence. Die Regierung spricht von „Asymmetrie“ und unternimmt ab und zu Anstrengungen, um diese zu reduzieren, beispielsweise indem sie Preise für Wohnungen fest- legt. Doch diese sind häufig viel zu hoch, sodass mehrheitlich diejenigen profitieren, die bereits eine schöne Liegenschaft haben. Vor allem Jüngere werden in neugebaute Zentrumssiedlungen gelockt.

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