TITELTHEMA | ENERGIE
erhöhen. Für die MRN bedeutet dies, dass der Strombedarf von circa 17 Te- rawattstunden auf 32 bis 38 Terawatt- stunden steigen wird. Diese Zunahme wird vor allem die Landkreise mit starker Industrie betreffen. Die Stromstudie analysiert dann die Potenziale erneuerbarer Ener- gien in der MRN. Die Auswertung kombinierter Geodaten – etwa zu Hangneigung, Wetterdaten, Landnut- zung und Schutzgebiete – ergibt für Photovoltaik und Wind ein maximales technisches Potenzial von circa 57 Gigawatt: Photovoltaik-Anlagen auf Dächern bieten circa 16 Gigawatt, Freiflächenanlagen circa 34 Gigawatt. Onshore-Windkraft hat in der MRN ein maximales Potenzial von 7,5 Giga- watt. Hinzu treten noch 810 Giga- wattstunden Potenzial für Biomasse. Das Neubaupotenzial für Wasserkraft ist weitgehend ausgeschöpft. Von diesem technischen Potenzial ist jedoch das realistische Potenzial ab-
zugrenzen, das Fragen der Wirtschaft- lichkeit und des aktuellen regula- torischen Umfeldes miteinbezieht. Deshalb prognostiziert die Studie in einem dritten Schritt das realistische Potenzial der erneuerbaren Energien. Dieses umfasst 16,2 Gigawatt (circa 14,4 Gigawatt Photovoltaik, circa 1,8 Gigawatt Windkraft), was einer realistischen Stromerzeugung von knapp über 20 Terawattstunden im Jahr 2045 entspricht. Dieser Wert lie- ße sich aber nur erreichen, wenn alle realistischen Potenziale für Photovol- taik- und Windkraft auch erschlossen werden. Die besten Möglichkeiten bieten sich dazu im Neckar-Odenwald-Kreis, im Kreis Bergstraße und im Rhein- Neckar-Kreis. Aus der Gegenüber- stellung von realistischer Strom- erzeugung (20 Terawattstunden + 1 Terawattstunde aus Wasserkraft und Biomasse) und prognostiziertem Stromverbrauch von 32 bis 38 Terawattstunden ergibt sich ein
Importsaldo der MRN von 10 bis 17 Terawattstunden. Kurz: Über den ambitionierten Ausbau der erneuer- baren Energien wird die MRN weder in Bezug auf die Lastprofile, noch bei einer bilanziellen Betrachtung Ener- gieautonomie erreichen. Mit diesem Befund steht die MRN nicht alleine: Keine Region in Deutschland wird in der Lage sein, sich selbst zu versorgen. Vielmehr wird das Energiesystem 2045 auf einem intensiven Ausgleich er- neuerbaren Stroms beruhen, der an verschiedenen Standorten und mit unterschiedlichen Technologien produziert wurde. Flexibel steuer- bare Nachfrage, Stromspeicher und die für die Netzstabilität unabding- baren Back-up-Kraftwerke bilden die lokale Basis, große Strommen- gen müssen aber über ein leistungs- fähiges, weiträumiges Stromnetz ausgetauscht werden. Nur so ist zu verhindern, dass die Strompreise weiter steigen.
Landkreis 0-3 3-8 8-25
AUF DEN NECKAR-ODENWALD-KREIS KOMMT ES AN
PV-Dach PV-FFA Wind Wasser Biomasse
Potenzial von erneuerbaren Energien nach Landkreis und Erzeugerart in Terawattstunden GRAFIK: FRAUNHOFER ISE
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IHK Magazin Rhein-Neckar 08 | 2022
ihk.de/rhein-neckar
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