03-2015 D

Verbesserung derLebensgrundlagen...

Mittags um 13 Uhr klopft Bano an meine Haustüre.„Tante Binta, hast du nicht ein Stück Brot für mich? Ich habe Hun- ger.“ Bano‘s Vater arbeitet als Schneider in der Stadt, die Mutter betreibt einen kleinen Marktstand. Wie bei vielen weiteren Nachbarn reicht das Einkommen fast immer, um täglich Reis zu kochen. Davon isst die ganze neunköpfi- ge Familie. Verhungern muss niemand. Auch Kleider hat die ganze Familie genug, und dank finanzieller Unterstüt- zung eines Bruders aus Frankreich wohnt die Familie in einem anständigen Haus. Doch den Kindern eine Ausbil- dung zu ermöglichen oder bei Krankheit Medikamente zu kaufen, ist für sie fast nicht möglich – es hat auch nicht erste Priorität. Man versucht über die Runden zu kommen Die Wirtschaft Guineas ist sehr schwach. Unehrliche Geschäf- te und Korruption sind leider auch im Alltag von Gaoual täg- lich erlebbar: Beispielsweise beklagte sich ein Oberstufenschüler der Ac- tionVIVRE-Schule bei der Direktion. Sein Lehrer habe ihm bei der letzten Prüfung eine ungenügende Note gegeben. Das sei nicht recht, meint der Schüler, sein Vater habe ja das Schul- geld bezahlt. Oder mein Nachbar fährt nachts mit seinem Auto vor und lädt einige Kanister Benzin aus. Jeder weiss, dass er es bei den Chinesen, welche die Nationalstrasse 20 km von Gaoual entfernt bauen, gestohlen hat. Ein weiteres Beispiel sind Schulbücher: Obwohl auf der Titelseite unübersehbar „Verkauf verboten“ aufgedruckt ist, bietet der Händler sie zu einem guten Preis an. Jeder versucht auf seine Weise über die Runden zu kommen. Verdient jemand mehr Geld, als er im Alltag braucht, wollen viele Verwandte und Freunde davon profitieren. Für alle Be- dürfnisse ist der „reiche Bruder“ zuständig. Und da gute Be- ziehungen erste Priorität haben, teilt man das verdiente Geld lieber mit anderen, als dass man von ihnen verleumdet oder gar verflucht wird. „So Gott will“ … ist eine häufige Aussage von Guineerinnen und Guineern. Damit kann man sich jedoch auch aus der Verantwortung zie- hen. Treuer Einsatz und Eigeninitiative werden untergraben. Dies macht das Leben und Arbeiten in Guinea nicht einfach. Gerade darum versuche ich weiterhin, Gottes gute Botschaft inWort und Tat weiterzugeben und die Menschen zu motivie- ren, Verantwortung zu übernehmen. Wenn ABHÄNGIG- KEITEN lähmen

Daniela SEITZ: Mitarbeiterin von ActionVIVRE Gaoual

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