03-2017 D

.ganz persönlich: Shorts und Flipflops Meine Frau Marianne und ich verbringen ein Wochenen- de auf der Insel Kassa einige Kilometer vor der Küste Gui- neas. Am Samstagmorgen spazieren wir zum nächsten Dörfchen, um dort frisches Wasser zu kaufen. Schon bei der Ankunft merken wir, dass etwas anders ist. Die Fischer haben ihre Netze verlassen und am Strand sind keine spie- lenden Kinder zu sehen. Wir gehen weiter, zum «Zentrum» des Dorfes – ein mit Bananenblättern gedeckter Strandab- schnitt. Hier haben sich unzählige Leute versammelt. Sie alle sind festlich gekleidet und drängen sich unter die Palmblätter. UNERWARTETE EHrE Marianne und ich bleiben stehen. Dank meiner Grösse kann ich den Menschenknäuel überblicken. In der Mitte des Schattenplatzes sitzt ein junges, in Weiss gekleidetes Brautpaar auf unerwartet noblen, mit Samt überzogenen Polstersesseln. Bevor wir richtig erfassen, was da passiert, kommt schon der Dorfälteste durch eine Gasse auf mich zu und bittet mich als älteste Person auf dem Platz dem Brautpaar die Heiratsurkunde zu überreichen. Dabei habe ich weder ihn noch das Brautpaar jemals zuvor gesehen! Begrüsst als «les Vieux» Nein sagen darf man nicht, also schreite ich ungeachtet meines Outfits – Shorts und Flipflops – würdevoll in die Mitte des Kreises. Dabei frage ich den Dorfältesten, ob ich einige Worte zum Brautpaar sagen und für die beiden be- ten dürfe. Da er mir dies ohne Zögern erlaubt, weise ich kurz auf Gott als den Schöpfer der Ehe hin, segne die Braut und den Bräutigam und übergebe ihnen das amtliche Do- kument. Jedes Mal, wenn wir danach einWochenende auf der Insel verbrachten, wurden wir erkannt und als «les Vieux», die Alten, herzlich begrüsst. Eine Hochzeit mit Folgen Dieses Erlebnis hatte noch ein Nachspiel: Am Nachmittag nach der Hochzeit suchten uns Fatim und ihre Freundin am Strand auf. Sie waren am Morgen ebenfalls dabei ge- wesen und wollten nun mehr über unseren Glauben er- fahren. Einige Monate später, nach vielen Gesprächen und Besuchen, hat sich Fatim für Jesus entschieden.

3/2017 INHAL

Daniel JAKOB, ehemaliger Mitarbeiter in Conakry, Guinea

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