03-2017 D

Pro SERTÃO

dene Familien verteilt sind. Erzogen wurde er kaum – er war wild, laut und respektierte die Lehrerinnen überhaupt nicht. Beim täg- lichen Gebet stiftete er regelmässig Unruhe. Das Gebet schien für ihn wie ein rotes Tuch, etwas, das bei ihm Widerstand und noch mehr Unruhe auslöste. Eines Tages jedoch, als die Mitarbeiterin fragte, wer beten wollte, meldete er sich. Natson begann, für seine Mutter, seine Ge- schwister, für die Schule, für die Tante im Spital, für den Znüni und für seine Freunde zu beten. Die Lehrerin traute ihren Ohren kaum. Die Mutter will nun auch ihren ande- ren Sohn ins Projekt schicken, weil sie die positiven Veränderungen bei Natson sieht. Ein Fach mit 7 Siegeln Manchmal brauchen aber nicht nur die Kin- der Hilfe: Mathematik ist hier ein Fach mit sieben Siegeln – auch für die meisten Lehr- personen. Die Leitung der örtlichen Schule hat mich deshalb eingeladen, die Lehrer in diesem Fach zu unterstützen. Ich gehe in die Klassenzimmer, helfe bei den Vorberei- tungen, zeige Unterrichtsmethoden auf, erkläre die Regeln usw. Manche Lehrerin- nen und Lehrer haben dabei richtige Aha- Erlebnisse und können kaum glauben, dass Mathematik so einfach ist – ihnen wurde die Logik dahinter nie beigebracht. Durch diese Arbeit entstehen wertvolle Kontakte zu den Schulen und wir konnten sogar einmal 100 Lehrpersonen zu einem grossen Lehrertag auf der Rancho da Lua einladen.

Der Schlüssel zum Leben Vor über zwanzig Jahren las ich in einem brasilianischenMagazin, dass imAmazonas- gebiet eine Bildungsrevolution stattfand. Der Auslöser: Breite Bevölkerungsmassen begannen sich für die Bibel zu interessieren. Und um Gottes Wort – oft die einzige Litera- tur dieser Leute – lesen zu können, musste man eben lesen können. Bildung ist für viele der Schlüssel zu bes- serer Lebensqualität – und manchmal, wie im beschriebenen Fall, auch der Zugang zu Gott und seinemWort. Ein Schwerpunkt von ProSERTÃO liegt deshalb auf verschiedenen Bereichen der Bildung: theologische Bil- dung, Berufsbildung und Grundausbildung. «Bildung für das Leben» Im Projekt «Bildung für das Leben» bieten wir Kindern Nachhilfeunterricht und ein Freizeitprogramm an. Wir helfen ihnen bei den Hausaufgaben und unterstützen sie da- bei, Lernlücken zu schliessen. Gleichzeitig geben wir ihnen biblische Prinzipien und Werte wie zum Beispiel Nächstenliebe und Respekt weiter. Mit diesem Projekt möchten wir verhindern, dass die Kinder zu viel Zeit auf der Strasse verbringen und mit Krimi- nalität und Drogen in Kontakt kommen – und wir wollen ihnen eine bessere Bildung und damit eine Perspektive für die Zukunft ermöglichen. Zudem ist es eine gute Mög- lichkeit, die Familien der Kinder kennenzu- lernen und ebenfalls miteinzubeziehen. Jedes Mal helfen zahlreiche Freiwillige aus der Gemeinde dabei mit, das Ganze zu or- ganisieren und durchzuführen. Der Unruhestifter Eines der Kinder, die regelmässig bei «Bildung für das Leben» dabei sind, ist Na- tson. Natson kommt aus einer unstruktu- rierten Familie: Er lebt bei seiner Mutter, sein Vater ist abgehauen. Angeblich hat er sieben Geschwister, die aber auf verschie-

Ursula ROGGENSINGER, Mitarbeiterin im ProSERTÃO

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Ursula ROGGENSINGER

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