medizinische Versorgung im Einsatzland ist schlechter und es braucht emotiona- le Kraft, dass man die Kinder und Gross- kinder und allenfalls die alternden Eltern nicht regelmässig sehen kann. Gleichzeitig bringen 50- bis 60-Jährige viele Vorteile für einen Einsatz mit: Durch ihre Lebenserfahrung, Fachkenntnisse und Sozialkompetenz erfassen sie Probleme auf ganzheitliche Art und präsentieren praxis-taugliche, pragmatische Lösun- gen. Da ihnen bewusst ist, dass sie «nur» bis zur Pensionierung im Einsatzland sind, legen sie viel Wert darauf, ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben und andere zu befähigen – wodurch ihre Arbeit sehr nachhaltig wird. Sie sind oft wichtige An- sprechpersonen und Coaches für die jün- geren Mitarbeitenden und sind ein Gros- selternersatz für die Kinder im Team. Ein weiterer Vorteil: Aus Sicht der Afrikaner, Asiaten und Latinos ist es normal, Leute über 50 auf besondere Weise zu respektie- ren – sie gelten als weise und gelehrt und man hört ihnen zu. Ideal ist, wenn es in je- dem Team sowohl jüngere als auch ältere Mitarbeitende gibt. Dadurch entsteht eine wertvolle Zusammenarbeit, von der alle profitieren können. Wenn wir Bilanz ziehen über die letzten 10 Jahre, können wir sagen, dass wir bei SAM global mit all unseren Ü50-Mitarbeitenden sehr gute Erfahrungen gemacht haben – eine Chance, die wir auch weiterhin für Kurz- und Langzeiteinsätze nutzen möch- ten!
15 Arbeitsjahre in eine Aufgabe investie- ren, die in erster Linie sinnvoll ist, wobei sie Gutes tun und sich aktiv für Benachteiligte einsetzen können. Sie möchten ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben und multi- plizieren. Manchmal haben sie auch bereits seit ihrer Kindheit von einem Einsatz in Afri- ka geträumt – und jetzt bietet sich die Gele- genheit, diesen Traum zu verwirklichen. Geeignet – oder nicht? Als wir uns erstmals damit auseinandersetz- ten, verstärkt Mitarbeitende aus dieser Ge- neration für Kurz- und Langzeiteinsätze zu suchen, stellten sich uns gleichzeitig auch einige Fragen: Wie kommen Leute in der zweiten Lebenshälfte mit dem einfacheren Leben in unseren Einsatzländern zurecht? Sind sie noch flexibel genug? Schaffen sie es, sich in eine fremde Kultur einzufügen? Probieren geht über Studieren – und so reisten vor ein paar Jahren mehrere Ü50- Ehepaare für einen Einsatz aus. Die Zusam- menarbeit war von Beginn weg angenehm und wir waren begeistert über die Auswir- kungen ihres Engagements: Sie bauten Berufsausbildungen auf, engagierten sich in der Landwirtschaft, in der Ehe- und Fa- milienarbeit sowie im Kampf gegen Geni- talverstümmelung, kümmerten sich um die Administration und um die Gäste im Gäs- tehaus, investierten sich im Ernährungs- und Gesundheitsbereich und hinterliessen nachhaltige und sichtbare Spuren. Wir sind begeistert! Vor- und Nachteile Für alle Generationen gibt es Herausforde- rungen im interkulturellen Dienst – so auch für die Ü50. Es kostet Überwindung, die Komfortzone Europa zu verlassen, an die man sich über die Jahre gewöhnt hat; die
Jürg PFISTER, Leiter von SAM global
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