03-2017 D

Die Bibel zeigt: Gott hat nicht selten gewartet, bis eine Person 50, 60 oder 70 Jahre alt war, um sie für einen bestimmten Einsatz zu berufen und damit zu einem wichtigen Puzzleteil seines Plans zu machen. Als Abram 75 Jahre alt war, wandte sich Gott erstmalig an ihn: «Verlass deine Heimat, deine Verwandten und die Familie deines Vaters und geh in das Land, das ich dir zeigen werde!» (1. Mose 12,1 und 4). Ganz offensichtlich hatte Gott keine Bedenken, mit einem solch alten Ehepaar wie ihm und Sarai – sie war damals 74 – Geschichte zu schreiben. Und er sah auch kein Problem darin, ihnen einen anspruchsvollen Ortswechsel zuzumuten: Abram kam aus der reichen Stadt Ur – und wurde nun von Gott mitten in die Wüste geführt. Man würde erwarten, dass diese «Mission» vor allem Entbehrungen, Verzicht und Anstren- gung, aber nur wenig Ertrag mit sich gebracht hätte – vor allem, da die beiden schon in solch fortgeschrittenem Alter waren! Aber Gott sagte zu Abram: «Ich will dich segnen … [und] dich zum Segen für andere machen» (1. Mose 12,3). Und Gott hält sein Wort. Auf den versprochenen Sohnmussten die beiden zwar weitere 25 Jahre warten, von diesem Sohn stammten dann aber ein ganzes Volk und später sogar der Messias ab. Das Ehepaar hinterliess Segensspuren, rettete die Familie von Lot (1. Mose 14) und bat für Sodom (1. Mose 18). Gott nannte sich später sogar der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs (z. B. 2. Mose 3,15). Auch die Berufungsgeschichte von Mose ist ungewöhnlich: Seine Rettung vor dem frühen Tod als Baby grenzt ans Wunderbare. Er wächst danach am Pharaonenhof auf und ist ei- gentlich ideal darauf vorbereitet, ein (geistlicher) Leiter zu werden – doch dann wird er zum Mörder. Wohl deshalb lässt Gott ihn 40 Jahre lang in der Wüste Schafe hüten. Als Mose 80 ist, nimmt Gott erstmals Kontakt mit ihm auf: «Ich habe gesehen, wie mein Volk in Ägypten unterdrückt wird. […] Nun geh, denn ich sende dich zum Pharao. Du sollst mein Volk aus Ägypten führen» (2. Mose 3,7 und 10). Auch wenn es nicht einfach war, das Volk Israel aus Ägypten herauszuführen, so wurde Mose in der Konfrontation mit dem Pharao, der Durchquerung des Roten Meers und dem Zug durch die Wüste doch zum Werkzeug vieler Wundertaten Gottes (z. B. 2. Mose 4,21; 34,10). Und nicht nur das: Er durfte auf dem Berg Sinai während vierzig Tagen Gott schauen und das sogenannte «mosaische Gesetz» überbringen, ein genialer Wurf verglichen mit an- deren Gesetzen seiner Zeit (2. Mose 34,28-29). Wichtige Begegnung im hohen Alter Auch im Lukasevangelium wird zwei Ü50ern eine besondere Rolle zuteil: Als Josef und Ma- ria Jesus zum obligatorischen Reinigungsopfer in den Tempel bringen, begegnen sie Sime- on und Hanna. «Der Heilige Geist hatte ihm [Simeon] offenbart, dass er nicht sterben würde, bevor er den vom Herrn gesandten Messias gesehen hätte» (Lukas 2,26). Als Simeon dies erleben durfte, lobte er Gott und segnete die Familie. Hanna war eine 84-jährige Witwe, welche im Tempel lebte. Sie «diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.» Als sie den Messias sehen durfte, dankte sie Gott und erzählte allen von Jesus (Lukas 2,37-38). Fazit? Wenn wir unser Leben mit Gott leben, kann er uns auch mit 40, 50 oder 60 Jahren für eine verantwortungsvolle Aufgabe berufen und dadurch zu einemVorbild und Segen für andere machen. Das muss nicht immer gleich schon am Anfang des Lebens geschehen. Für Gott gibt es kein «zu alt» oder «zu spät» – er kann uns in jedem unserer Lebensabschnitte für seinen Plan brauchen. Und bringt so immer wieder Dynamik in unser Leben. Was ist mit den Ü50 in der Bibel? Werkzeug vieler Wundertaten – mit 80 Jahren

Dr. Hannes WIHER, Förderung der Missiologie in der Frankophonie

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