03-2017 D

Die eigene Sicht hat sich geändert

meidung von Armut und damit in vielen Entwicklungsländern ein zentrales Thema. Das ist uns auf den Philippinen so richtig bewusst geworden. Als wir von den Projek- ten in Sri Lanka hörten, fühlten wir uns des- halb auf Anhieb angesprochen – und schon bald haben wir uns in die Vorbereitungen gestürzt! Das Aufgeben der Wohnung war eine ziem- lich grosse Sache. Es ist unglaublich, was sich da über die Jahre alles so ansammelt! Es brauchte mehrere Fahrten, um nur schon das Sperrgut zu entsorgen, und wir waren sehr erleichtert, als dann alles geschafft war. Eine andere Sache war das Zurücklassen von unseren Freunden, Verwandten und Kindern in der Schweiz. Das ist uns dieses Mal deutlich schwerer gefallen als bei unse- rem ersten Einsatz. Ohne Kinder hier in Sri Lanka zu sein ist in manchen Belangen si- cher einfacher, gleichzeitig ist die Trennung von ihnen eine grosse Herausforderung. Doch aus der Bibel wissen wir: Das Beste steht uns noch bevor! Mit dieser Gewiss- heit fiel es uns leichter, loszulassen und uns nochmals auf ein Abenteuer in dieser Grös- senordnung einzulassen. Seit November 2016 sind wir nun in Sri Lan- ka. Ein grosser Vorteil gegenüber unserem ersten Einsatz ist jetzt unsere Lebenserfah- rung – und wir können vieles mit mehr Ge- lassenheit angehen. Wir haben mit unserer Entscheidung, wie- der auszureisen, einen Schritt aufs Wasser gemacht, sind aber zuversichtlich, dass uns Gott den rechten Weg führen und uns nochmals ganz neue Dinge zeigen wird. Lebenserfahrung – und eine grosse Portion Gelassenheit

Mit 50+ ist man in seinem Beruf sattel- fest, kennt die Abläufe und weiss, wie der Hase im Allgemeinen so läuft. Nicht jeder sucht zu diesem Zeitpunkt noch- mals das grosse Abenteuer – viele halten lieber amVertrauten fest, gehen grossen Umwälzungen aus dem Weg und befas- sen sich langsammit der Pensionierung. So ist es auch uns ein Stückweit gegangen. Und trotzdem haben wir uns für einen (wei- teren) Einsatz entschieden. Wieso? Wir denken, dass wir als Schweizer vieles weitergeben können von dem Reichtum, der uns in der Heimat zur Verfügung steht – nicht nur Materielles, sondern auch Bil- dung und Prägung. Von 1992 bis 1994 haben wir mit « Ser- vants to Asia’s Urban Poor » einen Einsatz in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, gemacht. Wir wohnten damals mit unseren drei kleinen Kindern im Slum, lernten eine fremde Sprache und engagierten uns in verschiedenen Kleinprojekten. Wegen der Schulbildung der Kinder sind wir im März 1994 in die Schweiz zurückgekommen. Unsere Zeit in Manila hat uns sehr geprägt. Es ging in unserem Einsatz nicht nur darum, Veränderung zu bewirken, sondern auch zuzulassen, dass sich unsere eigene Sicht der Dinge ändert. Wir haben gelernt, besser zu verstehen, welche Ursachen der Armut zugrunde liegen und warum es so schwie- rig ist, die Situation zu ändern. Wir mussten lernen, dass unsere Massstäbe und Wert- vorstellungen nicht die Lösung aller Prob- leme sind. Der Einsatz hat uns auch gehol- fen, zu erkennen, welchen Reichtum wir in der Schweiz haben – und uns letztlich mo- tiviert, einen weiteren Einsatz anzupacken. Erster Einsatz motivierte für zweiten Einsatz

Das Beste steht uns noch bevor

Regina (56) und Markus (59) MEYER, Mitarbeitende in Sri Lanka

Bildung ist ein wichtiger Faktor zur Ver-

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