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Sprache und Kommunikation in der digitalen Internationalen Jugendarbeit Bettina Wissing | Kompetenzstelle Sprache – IJAB

Zur Konzeption einer internationalen Jugendbegegnung gehört die Frage, wie die (fremd-) sprachliche Kommunikation geregelt werden soll. 7 Was bereits eine wichtige Aufgabe für in Präsenz stattfindende Begegnungen ist, stellt für digitale oder hybride Veranstaltungen eine besondere Herausforderung dar. Auf der anderen Seite bieten sich neue Möglichkeiten dadurch, dass technische Hilfsmittel am Platz der Teilnehmenden „zur Hand“ sind – wie z. B. die Möglichkeit, fremdsprachliche Wörter im Internet nachzuschlagen. Mit diesem Beitrag sollen Veranstalter*innen und Teamende dazu angeregt werden, sprachliche Aspekte für die Vorbereitung einer Begegnung in den Blick zu nehmen.

Verschiedene Kommunikationswege im digitalen Raum Kommunikation im digitalen Raum gestaltet sich anders als im analogen Raum. Sie fließt weniger natürlich, da sie technisch begleitet werden muss: das Stummschal- ten des Mikrofons als Regelfall oder die Aufhebung der Stummschaltung, um gehört werden zu können. Darü- ber hinaus kann man sich nie sicher sein, wie der eigene Ton bei den übrigen Teilnehmenden ankommt, wie das eigene Mikrofon den Ton überträgt, ob die eigene In- ternetleitung oder die der übrigen Teilnehmenden eine gute Übertragung ermöglicht. Seitengespräche mit den Sitznachbar*innen sind nicht möglich. Auch der unmit- telbare Augenkontakt fehlt. Ob ein optisches Gruppen- zugehörigkeitsgefühl entsteht, hängt auch davon ab, ob alle Teilnehmenden mit Kamerabild anwesend sein kön- nen oder wollen. Auf der anderen Seite ergeben sich durch die Situation einer digitalen Veranstaltung alternative Kommunika- tionsmöglichkeiten. Die meisten Videokonferenztools bieten die Möglichkeit, dass Teilnehmende sich im priva- ten Chat Nachrichten schreiben. Dies ermöglicht Seiten- gespräche mit jedem*jeder Teilnehmenden. Dies kann aber auch zu versteckten Dynamiken führen, die den Teamer*innen verborgen bleiben. Im Gruppenchat kön- nen für alle sichtbare Kommentare geschrieben werden. Damit kann zeitgleich das Geschehen vor der Kamera kommentiert werden. Parallel zu Präsentationen oder Diskussionen kann eine schriftliche Diskussion geführt werden. Das bietet Vorteile für eine größere kommuni- kative Dynamik. Andererseits stellt es auch eine Heraus- forderung dar: Moderator*innen müssen den Chat im Blick haben und gegebenenfalls auch auf diesen reagie- ren. Nicht zuletzt muss darauf geachtet werden, dass im Chat niemand beleidigt wird.

Gestaltung fremdsprachlicher Kommunikation

In internationalen Kontexten gilt für die schriftliche Kom- munikation – genau wie für die mündliche – die Heraus- forderung der Fremdsprachen. Im Vorfeld von digitalen Veranstaltungen muss überlegt werden, wie die fremd- sprachliche Kommunikation digital gestaltet werden soll. Zunächst gelten ähnliche Überlegungen wie für eine Prä- senzveranstaltung. » Gibt es eine gemeinsame Veranstaltungssprache, die alle Teilnehmenden ausreichend gut verstehen und sprechen, um miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen? Der Grad der notwendigen Kenntnisse dieser gemeinsamen Veranstaltungsspra- che hängt vom Inhalt und der Methodik ab. Je kog- nitiver die Herangehensweise und je fachlicher der Austausch, desto größer müssen die Sprachkenntnis- se sein. Je kreativer, intuitiver die Herangehensweise ist, desto weniger ausgefeilt müssen sie sein. » Oder sollen sich alle Teilnehmenden in ihrer Landes­ sprache beteiligen können, damit der Austausch vertieft stattfinden kann und damit jede*r in der Lage ist, das zu sagen, was er*sie sagen möchte und nicht nur das, was er*sie in der Fremdsprache sagen kann? Wenn ja, soll eine Dolmetschung simultan stattfinden oder konsekutiv? » Oder soll es eine Mischform geben: zentrale Veran- staltungsteile, wie Präsentationen oder Inputs, die ge- dolmetscht werden sollen, und andere, kooperativere Teile wie z. B. Kleingruppen oder BarCamp-Sessions, in denen eine gemeinsame Veranstaltungssprache genutzt wird?

7 Siehe Wissing: Fremdsprache als Hemmnis oder Chance? Sprachbarrieren in der Internationalen Jugendarbeit, in: IJAB (2019): Forum Jugendarbeit International 2016 – 2018, Bonn, S. 191–204.

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