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Gesundheit

4. 2022

D urchfall, Erbrechen und ein Hund, mit dem man nur noch Mitleid hat: Wer kennt es nicht, das leidige Problem mit dem empfindlichen Verdau- ungstrakt des Vierbeiners? Oft treten die Beschwerden auch noch ausgerechnet dann auf, wenn man es über- haupt nicht gebrauchen kann ... Kein Wunder, gehören Magen-Darm-Infekte doch zu den häufigsten Erkran- kungen bei Hunden. „Die Balance im Magen-Darm- Trakt kann leicht aus dem Takt geraten“, erklärt Tierärz- tin Dr. Julia Fritz. Die gute Nachricht aber gleich mal vorweg: In den allermeisten Fällen sind Magen-Darm- Probleme zwar nervig und unangenehm, zum Glück aber harmlos und schnell ausgestanden. Und ganz ver- meiden lassen sich die Infekte kaum. „Der Darm ist Teil des Immunsystems und vieles daran ist noch nicht er- forscht“, weiß die Expertin. Das liegt vor allem daran, dass die hündischen Darmbakterien wie ein eigenes Organsystem fungieren, das bei jedem Hund anders ist. Die Darmflora im Gleichgewicht zu halten, ist leider nicht ganz einfach. Denn die Bakterien unterstützen auch die Verdauung – und die kann durch die falsche Ernährung ganz schnell durcheinandergewirbelt wer- den. Die Folge: Alarm im Darm. EIN HUND IST, WAS ER ISST Ein Klassiker unter den Auslösern von Durchfall ist das Faible vieler Hunde für Aas und verdorbene Lebensmit- tel. Solch betörend duftenden Leckerbissen, die oft am Wegesrand warten, kann der stets hungrige Vierbeiner nicht widerstehen – zum Missfallen seines Menschen. Das Resultat: nicht nur ein tadelnder Halter, sondern auch ein rumorender und zwickender Bauch. „Wenn der Hund etwas frisst, was er nicht hätte fressen sollen, wird das vom Darm möglichst schnell eliminiert“, er- klärt die Fachtierärztin. Manchmal allerdings hat gar nicht der Hund schuld, sondern sein Mensch. Denn übertreiben Herrchen oder Frauchen mit dem Würzen des liebevoll zubereiteten Hundefutters, bekommt das dem Magen des Haustiers ebenfalls nicht. „Eine falsche Ernährung ist oft die Ursache für Magen-Darm-Be- schwerden“, so Julia Fritz. So sind in vielen Fällen Hül- senfrüchte die Schuldigen, wenn der Vierbeiner unter Blähungen leidet. Auch die heißgeliebten Kauknochen können zu Durchfall führen. Die Vierbeiner versuchen sich bei Beschwerden oft selbst zu therapieren, indem sie Gras fressen. Das Grünzeug enthält Ballaststoffe, die die Verdauung anre- gen. Außerdem müssen sich Hunde danach oft überge- ben. Im Idealfall geht es danach ganz schnell wieder

besser. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass jeder Hund, der Gras frisst, krank ist. „Manche fressen auch einfach so gerne Gras, ohne dass es dafür eine Erklärung gibt“, erklärt Julia Fritz. STRESS SCHLÄGT AUF DEN MAGEN Doch nicht nur Allesfresser sind prädestiniert für Ma- gen-Darm-Infekte. Auch die Sensibelchen trifft Monte- zumas Rache regelmäßig, wenn auch aus anderen Grün- den: Gerät ihr Tagesablauf aus den Fugen, finden sie sich in einer ungewohnten Umgebung wieder oder bekom- men ein neues Futter vorgesetzt, reagieren sie häufig mit Verdauungsbeschwerden. Schuld daran sind die Stresshormone Cortisol und Adrenalin, die im Körper einiges durcheinanderwirbeln. Dieses Phänomen ist auch uns Menschen bekannt: Wer war vor einer wichti- gen Prüfung nicht schon mal so aufgeregt, dass es im Bauch grummelte? Durch die Stresshormone wird die Verdauungstätigkeit verlangsamt und der Magen schlechter durchblutet. Die Folge: Durchfall. Sinkt das Anspannungs-Level, normalisiert sich die Verdauung wieder. Daher sollte gerade bei empfindlichen Tieren Stress so weit wie möglich vermieden werden. Zum Bei- spiel, indem man den Hund Schritt für Schritt an ein Umfeld gewöhnt, ihn jeden Tag zur gleichen Uhrzeit füt- tert und langsam an neues Futter heranführt. DIE SUCHE NACH DER URSACHE Auch wenn der Grund für die Beschwerden meist harm- los ist, sollte man den Hund bei Durchfall und Erbre- chen gut im Auge behalten. Ein Indiz für Bauchschmer- zen ist zum Beispiel, wenn sich der Vierbeiner in die sogenannte Gebetsstellung begibt. Dabei liegt der vorde- re Teil des Körpers auf dem Boden, der hintere ist in die Luft gereckt. Auch wenn sich ein Hund ungewöhnlich oft auf den Rücken legt, deutet das darauf hin, dass et- was nicht stimmt. Ebenso, wenn sich das Tier nicht mehr am Bauch streicheln lassen möchte oder Ruhe sucht. „Als Halter weiß man eigentlich, wenn mit dem Haustier etwas nicht stimmt“, weiß Julia Fritz. Aber: „Nicht alles, was nach Magen-Darm aussieht, ist auch Magen-Darm.“ Nun heißt es, genau auf den Hund zu achten, denn manchmal stecken ernste Erkrankungen hinter der Magenverstimmung, zum Beispiel Nieren- oder Schilddrüsenprobleme, Infektionen oder Parasiten- befall. Letzteres kommt gerade bei Welpen häufig vor. Eine Allergie oder Futtermittelunverträglichkeit kann sich ebenfalls durch Alarm im Darm äußern. Vor allem Hunde, die generell anfällig für Magenprobleme sind, leiden oft darunter.

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