daher in kleinen Schritten aufbauen und belohnen, damit der Hund das Gelernte später auch in schwierigen Situationen umsetzen kann. Damit dein Hund zwischen langer Leine und der Position neben dir unterscheiden kann, ist es sinnvoll, die Leine vom Brust- geschirr auf das Halsband umzuhängen, wenn dein Hund neben dir gehen soll. So wird das Führen am Halsband zum Sicht- zeichen bzw. taktilen Zeichen für das Sig- nal „Fuß“. Natürlich kannst du auch ein Hörzeichen aufbauen, indem du dieses immer dann sagst, wenn dein Hund an der lockeren Leine läuft, sodass er das Verhal- ten mit dem Signal verknüpfen kann. Dazu muss dein Hund nun aber erst einmal ler- nen, was du eigentlich von ihm erwartest. Du bringst deinem Hund im ersten Schritt bei, wo sein Platz an deiner Seite ist. Ob dein Hund auf deiner linken oder rechten Seite laufen soll, spielt dabei keine Rolle. Er kann auch das Laufen auf beiden Sei- ten lernen, zu Beginn solltest du dich je- doch erst einmal für eine Seite entschei- den. Führe deinen Hund nun mithilfe eines Futterstücks an deine gewünschte Seite und belohne ihn. Als Belohnung eig- nen sich weiche, kleine Futterstücke, die dein Hund schnell herunterschlucken kann. Passe die tägliche Futtermenge ent- sprechend an, denn zu Beginn musst du noch häufig belohnen. Nach vielen Wiederholungen folgt nun der erste Schritt. Ja genau, wirklich nur ein Schritt, denn dieser ist die Grundlage für alle weiteren Schritte! Befindet sich dein Hund an deiner Seite, mach ihn auf dich aufmerksam. Dazu kannst du auch ein Aufmerksamkeitssignal wie z. B. „Schau“ oder „Look“ nutzen, dass du vorab aufge- baut hast. Bewege dich mit dem Fuß, der sich an der Seite deines Hundes befindet, nach vorn und belohne deinen Hund so- fort, wenn er dir folgt. Bleibt die Leine locker, kannst du zwei und dann drei, vier oder fünf Schritte ma- chen. Wechsle dabei immer einmal die Anzahl der Schritte, damit dein Hund nie weiß, wann die Übung beendet ist und es eine Belohnung gibt. Kommt die Leine auf Spannung, musst du wieder einen Schritt im Training zurückgehen. Um das Training abwechslungsreich zu gestalten, übst du nun Richtungswechsel. Starte dabei mit dem Richtungswechsel von deinem Hund weg, da dieser immer einfacher für den Hund ist. Laufe erst ein-
VARIANTEN BEIM LEINENFÜHRIGKEITSTRAINING
• Um Bäume herumlaufen, Wechsel zwischen Innen- und Außenkreis für den Hund • Andere Menschen/Mensch-Hund-Teams umrunden • An Ablenkungen vorbeilaufen (Futter, Spielzeug etc.) • Kleinere Hindernisse überqueren (Äste, Baumstämme) • Hindernisparcours (am Boden liegende Autoreifen umrunden/durchqueren)
Beim Richtungswechsel lernt dein Hund, sich an dir zu orientieren
wirst schnell merken, so macht nicht nur dir, sondern auch deinem Hund das Lau- fen an der Leine Spaß!
Spaß beim Leinenführigkeitstraining
Der Spaß darf beim Hundetraining nie zu kurz kommen. Es lernt sich so viel leichter, wenn man Freude bei einer Aufgabe hat. Betrachte daher das Leinenführigkeitstraining nicht als „not- wendiges Übel“. Wenn dein Hund die Grundlagen erlernt hat, kannst du das Training unendlich spannend gestalten. Sei kreativ und denke dir immer wieder neue Varianten aus! Dass ein Hund in bestimmten Situatio- nen an der kurzen Leine geführt werden muss, ist für viele Menschen noch nach- vollziehbar. Aber beim Spaziergang, da braucht er doch einfach seine Freiheit. Ihn jetzt wieder durch die Schleppleine ein- zuschränken, kann ja nicht im Sinne des Hundes sein, oder? Und ja, es stimmt, an- geleint kann der Hund nicht frei entschei- den, wohin er läuft, wo er schnüffelt, welches Tempo er läuft. Selbst mit Schleppleine, die ja zumindest einen ein- geschränkten Freiraum bietet, ist dieser eben doch begrenzt. Hinzukommt, dass die Kommunikation mit anderen Hunden nicht bzw. nur sehr begrenzt möglich ist. An der kurzen Leine kann der Hund nicht ausweichen, wenn ihm ein anderer Hund zu nahe kommt, und an der Schleppleine ist ein Spiel nicht nur begrenzt, sondern auch gefährlich, da die Hunde in der am Boden liegenden Leine hängen bleiben könnten. Aber Sozialkontakt ist doch wichtig für Hunde und gehört zu einer art- gerechten Haltung dazu. Wie kann es da artgerecht sein, wenn ein Hund nie frei laufen darf? Ja, es stimmt, Hunde brauchen Sozial- kontakt, sie brauchen die Möglichkeit, mit Artgenossen zu kommunizieren. Da können wir Menschen uns noch so
mal zwei bis drei Schritte geradeaus, bevor du dann mit dem Bein, das sich neben deinem Hund befindet, in die neue Rich- tung abbiegst. Durch die Bewegung deines Beines merkt dein Hund den Richtungs- wechsel sofort. Du kannst vor jedem Rich- tungswechsel auch dein Aufmerksam- keitssignal nutzen, sodass dein Hund vom Wechsel nicht überrascht wird. Beende den Wechsel mit zwei bis drei Schritten geradeaus und belohne deinen Hund. Den Richtungswechsel auf deinen Hund zu startest du mit dem Bein, das sich nicht direkt neben deinem Hund befindet. Wür- dest du mit dem anderen Bein in Richtung deines Hundes abbiegen, besteht die Ge- fahr, dass du in ihn hineinläufst und ihn anrempelst. Keine angenehme Erfahrung für deinen Hund an der Leine! Starte bei- de Richtungswechsel zunächst mit 90-Grad-Winkeln, bevor du 180-Grad- Wendungen übst. Jetzt kannst du die Strecke immer weiter verlängern. Aber Achtung, es darf nicht langweilig für deinen Hund werden. Füge immer wieder Winkel und Wendungen ein, laufe unterschiedlich lange Strecken geradeaus und wechsle das Tempo von ganz langsam bis zum Laufschritt. Du
7/2022 Martin Rütter 29
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