04-2017 D

Ist es immer noch richtig, Mitarbeitende zu entsenden? Oder wäre es besser, einfach lokale Initiativen finanziell zu unterstützen und zu coachen, um unseren Auftrag zu erfüllen? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. In Angola, Brasilien und Kamerun beispielsweise ist der Nationalisierungsprozess der Projekte bereits weit fortgeschrit- ten und somit läuft vieles ohne unsere permanente Präsenz vor Ort. In diesen Ländern ist unsere Hauptaufgabe die finanzielle und beratende Unterstützung. Für andere Län- der und Projekte brauchen und suchen wir aber nach wie vor neue Mitarbeitende, die sich vor Ort investieren. Warum? 1. Jesus selbst hat uns ganz klar aufgefordert, hinzugehen. SeinWort gilt auch heute noch. 2. Gerade im Bereich Schul- und Berufsbildung haben wir vielen anderen Ländern gegenüber einen riesigen Vorsprung – und damit einen wertvollen Schatz, den wir weitergeben können. Es braucht Leute, die bereit sind, die Komfortzone Europa zu verlassen, um ihr Wissen und Können mit anderen zu teilen und so zu multiplizieren – mit nachhaltiger Wirkung. 3. Spannende Projekte, die auf die vorhandenen Bedürfnisse vor Ort einge- hen würden, können leider nicht umgesetzt werden, weil uns ganz einfach die Leute dazu fehlen! 4. Wenn wir keine neuen Mitarbeitenden finden, können wir beliebte und wichtige Ausbildungsangebote wie beispielsweise das CCS in Sri Lanka oder das Studiencenter in Guinea nicht mehr weiterführen, da die Leute vor Ort noch nicht bereit sind für eine Stabsübergabe. 5. Es gibt nach wie vor viele Menschen, gerade auch Frauen und Kinder, die unter Ungerechtigkeit leiden und keine Chance auf eine gute Schul- und Be- rufsbildung sowie angemessene medizinische Versorgung haben. Da gibt es noch viel Arbeit, die wir anpacken möchten – nach Möglichkeit in Zusammen- arbeit mit Partnern vor Ort. 6. Viele Menschen hatten noch nie die Möglichkeit, etwas über Gott und seine Liebe zu uns zu erfahren, um sich selber ein Bild davon zu machen und dann frei zu entscheiden, welchem Glauben sie angehören möchten. 7. Ich bin überzeugt, dass das Engagement in einer anderen Kultur auch für uns selbst und unser Leben hier im Westen eine Bereicherung ist. Erst als ich selber in Afrika lebte, begann ich, meine eigene Kultur so richtig zu schätzen und gleichzeitig kritisch zu reflektieren. Auch mein Verständnis von der Bibel wurde durch das Leben in einem schamorientierten Kontext reicher. Zurück in der Schweiz war mir die interkulturelle Erfahrung eine grosse Hilfe, um mich mit anderen Freiwilligen für Asylsuchende zu engagieren. Unser Auftrag gilt nicht nur für Übersee, sondern auch für unser nächstes Umfeld – aber manch- mal braucht es das Training in Übersee, damit wir die Angst verlieren, um auf Menschen aus anderen Kulturen vor unserer Haustüre zuzugehen. Hier in Europa und in Übersee wünschen wir uns, dass Menschen Gottes Liebe prak- tisch erleben! Beten! Geben! Gehen!? Weshalb das «Gehen» auch heute noch wichtig ist

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Jürg PFISTER, Leiter von SAM global

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