MEINUNG
KREDIT UND INKASSO
Hilfe mit Fingerspitzengfühl und Professionalität
Kreditvergabe und Forderungsmanagement verlangen in schwierigen Zeiten Fingerspitzengfühl und professionelles Handeln. Zwei Berichte aus der Praxis.
Die Menschen haben kein Vertrauen mehr in ihre eigene finanzielle Stärke.“
Viele haben in der Covid-Pandemie ihre Rücklagen aufgebraucht.“
Steffen Fink ist Country Manager & Geschäftsfüh- rer der Axactor Germany GmbH.
Jürgen Rackwitz ist Geschäftsführer von „Das Leihamt Mann- heim“.
ALS REGISTRIERTER INKASSODIENST - LEISTER verstehen wir uns als Mittler zwischen unseren Kunden (dem Gläubiger) und dessen Kunden (dem Schuldner). Bei unseren Gesprächen mit Schuldnern verfolgen wir einen
WIR SIND DIE LETZTE ÖFFENT - LICH-RECHTLICHE PFANDLEIH- ANSTALT Deutschlands. Unser Haus hat eine soziale Zweck- bestimmung: Wir helfen allen
Menschen, die in einer sozialen Notlage sind, durch einen Pfandkredit. Unsere Entgelte sind deutlich geringer als die privater Pfandleiher und unsere nicht benötigten Gewinne kommen dem Sozialhaushalt der Stadt Mannheim zugute. Im Gegensatz zu einem Bank- kredit haftet bei einem Pfandkredit nicht der Kredit- nehmer, sondern die in Pfand genommene Sache. Der durchschnittliche Wert der Pfandkredite bewegt sich um die 600 Euro pro Kredit. Unsere Schätzer fragen immer, was der Kunde benötigt und geben nicht auto- matisch den maximal möglichen Betrag aus. Wir wollen so die Chance erhöhen, dass die Pfänder auch wieder ausgelöst werden. Die Einlösungsquote liegt bei 96 Prozent. Unser Pfandbestand steigt zurzeit kontinuier- lich. Zu uns kommen alle Menschen, die nicht sehr arm oder sehr reich sind. In den vergangenen Monaten sind dies verstärkt kleine und mittlere Unternehmer aus verschiedensten Branchen. Viele haben in der Covid- Pandemie ihre Rücklagen aufgebraucht. Sie wollen sich in der gegenwärtigen Situation entweder nicht durch einen Bankkredit verschulden oder aber es besteht für sie keine Möglichkeit, bei ihrer Hausbank kurzfristig einen Kredit zu erhalten. Diese Unternehmer benötigen das Geld normalerweise nicht aus existenzieller Not, sondern um bei Aufträgen in Vorleistung treten oder Umbaumaßnahmen finanzieren zu können. Sie lösen ihre Pfänder auch wieder aus.
kooperativen Ansatz im persönlichen Austausch. Denn als Forderungsmanager müssen wir den Menschen auf Augenhöhe begegnen und Verständnis für ihre Situa- tion aufbringen. Häufig sind unsere Kunden nicht die einzigen Gläubiger, daher ist es wichtig aufzuklären: Welche Schritte folgen? Welche Konsequenzen drohen? Welche Wege gibt es aus den Schulden? Da herrscht teilweise viel Unwissen. Das betrifft vor allem junge Menschen, die in der Schuldenfalle sind. Hier wären die Schulen in der aufklärerischen Pflicht. Deshalb planen wir zusammen mit Bildungseinrichtungen ein entspre- chendes Schulungsprojekt durchzuführen. Wir be- merken auch Veränderungen der makroökonomischen Bedingungen. In der Pandemie war mehr Liquidität und Zeit vorhanden. Die Schuldner kamen proaktiv auf uns zu. Jetzt sind die Menschen aufgrund der Energiekrise stark verunsichert und haben kein Vertrauen mehr in ihre eigene finanzielle Stärke. Wir rechnen heute mit einer neuen Klientel: Personen aus der Mitte der Gesell- schaft, deren Haushaltsrechnung nicht mehr aufgeht. Noch zeigen unsere Daten keine Zunahme zahlungs- gestörter Forderungen oder Insolvenzen. Allerdings steigt die Zahl der außergerichtlichen Schuldenbereini- gungsverfahren. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen im ersten Quartal 2023 zunehmen werden.
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IHK Magazin Rhein-Neckar 01 | 2023
ihk.de/rhein-neckar
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