Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der IJA

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Einführung ins Thema

pulistischen Parteien vermag ich nicht zu erkennen, wenn auch vielleicht einige Dinge in Deutschland weniger sagbar sind als in Ländern, die keine direkte Ver- antwortung für den Nationalsozialismus tragen.

mit umzugehen. Hier tut sich gleich das nächste Problem auf: Wann spielt die Her- kunft, die ethnische Zugehörigkeit, die Nationalität, die kulturelle Prägung oder die Hautfarbe eine Rolle? Die aus meiner Sicht treffendste aller Ant- worten lässt uns zwar auch mit weiteren Fragen zurück, sie kann aber dennoch weiterhelfen: Ein Gedichtanfang der afro- amerikanischen Dichterin Pat Parker lau- tet: „Für die Weiße, die wissen möchte, wie sie meine Freundin sein kann: Erstens: Vergiss, dass ich schwarz bin. Zweitens: Vergiss nie, dass ich schwarz bin.“ Die Einbeziehung junger Menschen mit Migrationshintergrund wurde etwa in der jugendpolitischen Initiative JiVE von IJAB und anderen Partnern gezielt angegan- gen, gemeinsam mit der Einbeziehung anderer unterrepräsentierter Gruppen in der Internationalen Jugendarbeit. In der französischen Diskussion entfällt diese Unterscheidung von mit und ohne Mig- rationshintergrund fast völlig, aber na- türlich nicht die dahinter stehenden Phä- nomene. Die französischen „Anderen“ werden aber beispielsweise nicht in erster Linie als Migrant(inn)en oder Maghrebi- ner annonciert, sondern beispielsweise als Bewohner/-innen der Banlieue oder sozial Benachteiligte. Immerhin wird hier also der soziale Faktor auch sprachlich be-

zu einigen weiteren „Sündenfällen“ im Sinne einer rechtspopulistischen Re- gierungsbeteiligung oder einer Minder- heitsregierung mit rechtspopulistischer Duldung wie etwa in den Niederlanden, in Dänemark und aktuell vor allem in Ungarn, außerhalb der EU etwa in Nor- wegen und der Schweiz, sowie zu hohen Wahlergebnissen rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien ohne Re- gierungsbeteiligung etwa in Belgien und Frankreich sowie mehreren osteuropäi- schen Staaten. In diesem Kontext gibt es manchmal ein schnell besserwisserisch wirkendes arro- gantes und problematisches deutsches Bewusstsein im Sinne von „Wir sind wei- ter, weil wir uns so intensiv mit unserer Vergangenheit auseinandergesetzt ha- ben.“ Zum einen haben uns die Europa- wahl und letzten drei Landtagswahlen da eines Besseren belehrt, zum anderen sagt der aktuelle Stand und die Attrak- tivität rechtsextremistischer Parteien mindestens so viel über ihre Performance wie über mögliche Abwehrkräfte der je- weiligen Gesellschaften aus. Oder anders ausgedrückt: Wir hatten Glück, dass es bisher viel Chaos in der NPD gab, dass andere Bewegungen und Parteien den Durchbruch nicht geschafft haben. Eine grundsätzliche Immunität der deutschen Gesellschaft vor erfolgreichen rechtspo-

Keine Kulturalisierung in der Internationalen Jugendarbeit

Gerade weil bei einer binationalen Ju- gendbegegnung eine Wahrnehmung in zwei Gruppen, wenn nicht in zwei Polen, durch das Format einer deutsch-x-ischen Jugendbegegnung quasi angelegt ist, sollten wir in besonderer Weise darauf achten, eine kulturalisierende Betrach- tung durch die Zuschreibung vermeintlich länderspezifischer Eigenschaften zu ver- meiden. Es geht nicht darum vorhandene Unterschiede nicht wahrzunehmen, son- dern es geht darum, sie nicht vorschnell der ganzen Gruppen oder dem ganzen Land zuzuschreiben – und es geht darum, sowohl innerhalb der deutschen als auch innerhalb der ausländischen Gruppe die vorhandene und ggf. auch die darüber hi- naus mögliche, aber (noch) nicht realisier- te Vielfalt in den Blick zu nehmen. Und dann gilt es, nicht staunend vor der Vielfalt stehen zu bleiben – frei nach dem Motto „Alles so schön bunt hier!“, sondern gestaltend und angemessen da-

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