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Prävention, Intervention und Bildungsarbeit: Möglichkeiten und Methoden
Impuls: Bildungsarbeit gegen Rechtsextremismus in der Mitte der Gesellschaft Eine Bildungsarbeit gegen Rechtsext remismus in der Mitte der Gesellschaft versucht die Verbindung zwischen aus grenzenden Einstellungen in der extre men Rechten und in der Mitte der Ge sellschaft in den Blick zu nehmen und damit Einstiegsprozessen und einer „stil len Unterstützung“ rechter Aktivitäten den Nährboden entziehen. Grundlage ist der Einbezug der extrem rechten Ein stellungsmuster sowie verschiedener Elemente gruppenbezogener Menschen feindlichkeit in die Arbeit. Theoretisch kann dabei der Ansatz von Intersektionalität als Mehrebenenana lyse als Instrument herangezogen wer den, um die verschiedenen Kategorien miteinander zu verbinden und einen um fassenden und übergreifenden Zugang für die pädagogische Arbeit gegen Rechts zu entwickeln. Intersektionalität (inter section = Schnittpunkt) meint dabei, dass alle relevanten sozialen Kategorien beim Verständnis und der Bekämpfung ext rem rechter Ideologie einbezogen wer den – und dies nicht isoliert voneinander, sondern in ihren Wechselwirkungen. Eine Mehrebenenanalyse betrachtet die Dis kriminierungsachsen auf drei Ebenen: ge sellschaftliche Strukturen inkl. Institutio nen (Makroebene), interaktiv hergestellte Prozesse der Identitätsbildung (Mikroebe ne) sowie kulturelle Symbole (Repräsen tationsebene). Analytische Fragen kön nen dabei beispielsweise sein: Wer sind die Akteur(inn)e(n)? Wer beschreibt die
Je nach Teilnehmer/-innen-Gruppe, Semi narkontext und Zielsetzung lässt sich die Methode in unterschiedliche Schritte glie dern. Im Workshop wurden die Aussagen zunächst mit einer soziometrischen Auf stellung in Verbindung zu den eigenen Po sitionen gebracht, um dann im nächsten Schritt mit einer Punktierung auf Plakaten eine Einschätzung über den Verbreitungs grad der jeweiligen Position abzugeben (s. aufgeführte Werte in Klammern). Im anschließenden Plenumsgespräch ging es um Fragen wie: „Hast Du mit einer so hohen Prozentzahl gerechnet?“ oder „Was bedeutet diese Zahl im Zusammen hang mit der Mitte der Gesellschaft?“ Auf einer Metaebene wurden anschließend Potentiale dieser eher kognitiven Me thode diskutiert: Sie eignet sich gut als Einstieg in das Thema rechte Ideologie elemente bzw. Gruppenbezogene Men schenfeindlichkeit. Die Teilnehmenden werden für menschenfeindliche Einstel lungen sensibilisiert werden und nehmen Verknüpfungen solcher Einstellungen bis weit in die Mitte der Gesellschaft wahr. Auch über Risiken der Wirkung der ent sprechenden Zahlen tauschte sich die Runde aus. Anschließend analysierten die Workshop- Teilnehmer/-innen anhand von ausge gebenen Methodenskizzen die Übungen „Wer sagt denn sowas?“, „Meinungsbaro meter“, „Alles – Nichts – Oder“, „Beweg tes Mindmapping“, „Eurorail“, „Was uns wichtig ist“ und „Der große Preis“.
Methode: „Wir doch nicht …“
Erprobt wurde mit „Wir doch nicht …“ eine exemplarische Methode zur Thema tisierung ausgrenzender Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft, die Anschluss möglichkeiten für rechte Argumentati onsmuster bilden können. Gearbeitet wird mit Aussagen aus verschiedenen ak tuellen Einstellungsstudien.
Aussagen aus Einstellungsstudien
„Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemein schaft insgesamt verkörpert.“ (16,1 %) – „Das oberste Ziel deutscher Politik sollte es sein, Deutschland die Macht und Gel tung zu verschaffen, die ihm zusteht.“ (27,4 %) – „Es leben zu viele Ausländer in Deutschland“ (37,2 %/50,2 %) – „Die Ju den arbeiten mehr als andere Menschen mit üblen Tricks, um das zu erreichen, was sie wollen.“ (15,4 %) – „Eigentlich sind die deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen“ (17,7 %) – „Um Recht und Ordnung zu bewahren, sollte man härter gegen Außenseiter und Unruhestifter vorgehen.“ (67,3 %) – „Frauen sollten sich wieder mehr auf die Rolle der Ehefrau und Mutter besinnen.“ (18,5 %) – „Mus limen sollte die Zuwanderung untersagt werden.“ (22,6 %) – „Es ist ekelhaft, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen.“ (25,3 %) – „Die meisten Ob dachlosen sind arbeitsscheu.“ (35,4 %) – „Sinti und Roma neigen zu Kriminalität.“ (44,2 %).
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