Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der IJA

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Prävention, Intervention und Bildungsarbeit: Möglichkeiten und Methoden

• Ich benutze „Ich-Botschaften“ und spreche von meinen eigenen Erfah­ rungen. • Ich rede nicht über mich, sondern zu anderen. (Bedeutet: „Ich stelle mich nicht selbst dar, sondern sende eine relevante Botschaft an meine Zuhörer/-innen.“) • Ich kommuniziere den Hintergrund und die Entstehung meiner Ein­ schätzungen. (Bedeutet: Ich nenne die Quelle meiner Information und stelle meine Einschätzung zur Diskussion.) • Ich behandle vertraulich, was unter uns geschieht. • Ich bringe den anderen Beteiligten Wertschätzung entgegen; ich erken­ ne an, dass jede/-r unterschiedliche Erfahrungen, Wissen und Ein­ schätzungen in diesen Lernprozess einbringt. • Ich pflege meine Neugier auf andere Meinungen und Perspektiven und bemühe mich, diese besser zu begreifen. • Ich weiß, dass wir alle Fehler machen dürfen und hier sind, um miteinan­ der zu lernen. • Ich verurteile niemandes Verhalten und bemühe mich im konstruktiven Dialog zu bleiben. • Ich setze voraus, dass wir alle im guten Willen sind miteinander zu arbeiten. Auch (und gerade) wenn es zu Meinungsverschiedenheiten kommt und dieser gute Wille einmal nicht gut erkennbar ist. • Ich gebe aktiv Rückmeldungen, wenn mich etwas ärgert oder ver­ letzt. (Z. B: „Als Du ... sagtest, fühlte ich (mich) ...“) • Ich helfe anderen, diese Vereinba­ rung einzuhalten und unser Zusam­ mensein angenehm zu machen. 

ausüben, legitimieren oder tolerieren. Wird sie nicht unterbrochen oder verhin­ dert, besteht immer die Gefahr, dass sie wiederkommen und jemanden anderen ebenfalls ungeschützt treffen kann. Kann diese reale Angst erfahrbar gemacht werden, ist sie eine gute Motivation, Un­ gerechtigkeit, menschenverachtende oder diskreditierende Praxis im eigenen Umfeld zu thematisieren oder gar zu un­ terbrechen. Kann kein Raum geschaffen werden, diese Angst bewusst zu machen, oder wird sie gar aus falscher Rücksicht­ nahme ignoriert, verschwindet sie nicht etwa, sondern bleibt verdeckt bestehen. Sie ist dann allerdings nicht bearbeitbar und wird sich immer wieder Anlässe su­ chen, sich der eigenen Macht über andere oder der eigenen Wirksamkeit im Allge­ meinen zu vergewissern. Ziel muss es also sein, einen Raum und eine Praxis zu schaf­ fen, in denen offen mit Ängsten umge­ gangen werden kann und in denen durch Offenbarung entstehende Verletzbarkeit nicht ausgenutzt werden wird.

einem Angriff oder einer Rechtfertigung verstecken muss. Dies ermöglicht Reflek­ tion und die Suche nach neuen Verhal­ tensweisen. Sich im Vorfeld zu versichern, dass man sich gegenseitig beistehen wird und dieses Vertrauen zu entwickeln, kann gut dabei unterstützen, akute Konflikte nicht eskalieren zu lassen. Es ermöglicht, sich darauf berufen zu können, Hilfe beim Ausstieg aus der Gewaltspirale zu bekom­ men, ohne für den Einstieg bestraft zu werden und Unterstützung bei der Wie­ dergutmachung oder Beseitigung der Schäden zu erfahren.

Beispiele

Hier sollen einige diesen Überlegungen genügende, konkrete, anwendbare und überprüfbare Aussagen vorgestellt wer­ den. Diese haben sich in ähnlicher Form bewährt und können als Ausgangsmateri­ al für eine Diskussion oder eine Anpassung an eine besondere Situation und Gruppe dienen. Auch wenn die Formulierung die oben genannten Kriterien berücksichtigt, muss eine Vereinbarung so formuliert werden, dass sie von allen Beteiligten ak­ zeptiert und verfolgt werden kann.

• Solidarität und Unter­ stützung

Wichtiger Aspekt der Kommunikations­ vereinbarung ist der des gemeinsamen Lernens. Geraten Menschen beim Verlas­ sen der Komfortzone auf der Suche nach neuen Erfahrungen in akute Konflikte, sei es als Aggressor/-in, als Opfer oder Zeug/- in, brauchen sie Unterstützung von Ver­ bündeten, die nicht involviert und günsti­ gerweise nicht auch aufgrund der selben Merkmale angreifbar sind. Diese können Orientierung geben und das Individuum stärken, so dass es nicht schutzlos ist oder eben seine Schutzbedürftigkeit nicht in

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