Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der IJA

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Einführung ins Thema

Begriffe, Konzepte und Ansatzpunkte

Der Autor ist Geschäftsführer des Informations- und Dokumen­ tationszentrums für Antirassismusarbeit e.V. (IDA) und hatte das Thema der Tagung 2013 in das Innovationsforum Jugend global eingebracht. IDA versteht sich als das Dienstleistungszentrum der Jugendverbände für die Themenfelder (Anti-)Rassismus, Rechts­ extremismus, Migration, Interkulturalität und Diversität und hat bereits in verschiedenen Projektzusammenhängen mit IJAB zusam­ mengearbeitet.

D er folgende Artikel beruht auf meinem Vortrag im Rahmen der IJAB-Fachtagung „Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der Internationalen Jugend­ arbeit“ und soll als „Aufreißer“ für die Thematik dienen, um eine erste Orientierung im Themenfeld Rechtsex­ tremismus und Rassismus für die weitere Diskussion zu ermöglichen. Definitionen und Begriffsdiskussionen sind im Themen­ feld Rechtsextremismus und Rassismus umstritten und münden schnell in politischen und ideologischen Diskus­ sionen statt in Fragen der praktischen Anwendung. Aus diesem Grund werden hier lediglich relevante Begriffe in die Diskussion eingeführt. Eines gleich vorab: Wir können nicht davon ausgehen, dass diese Begriffe in der Kommu­ nikation mit unseren ausländischen Partnern Bestand ha­ ben oder in jeder Sprache in einer direkten Übersetzung „funktionieren“. Durch die Diskussion über die Demokratieerklärung oder Extremismusklausel des Bundesjugendministeriums im Bundesprogramm Toleranz fördern – Kompetenz stärken ist der Begriff Rechtsextremismus von vielen noch einmal genauer unter die Lupe genommen worden. In der Tat legt der Terminus Rechtsextremismus nahe, dass es sich um ein Phänomen nur am Rande der Gesellschaft han­ delt – und das ist irreführend. Insbesondere die Studien unter dem Titel „Deutsche Zustände“ von Professor Heit­ meyer an der Universität Bielefeld und die sogenannten „Mitte-Studien“ der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigen seit Jahren auf, dass rechtsextreme und auf Ungleichwertig­ keitsvorstellungen beruhende Überzeugungen auch in der Mitte der Gesellschaft verankert sind. Ich verwende den Begriff Rechtsextremismus insofern als den üblichen

Fachbegriff, ohne damit die Extremismustheorie anzu­ erkennen, nach der das gesellschaftliche und politische (und dann ggf. auch das pädagogische) Problem nur am rechten und dann im Umkehrschluss ggf. auch am linken Rand liegt. Bei der Ausschreibung zur Fachtagung wurde der Begriff Rechtsextremismus verwendet, um mit der Einladung möglichst vielen Interessierten eine Vorstellung davon zu vermitteln, worum es gehen soll. Dennoch glaube ich, dass es an vielen Stellen sinnvoll sein kann, präzise­ re Formulierungen oder eine konkrete Beschreibung von Themen, Erfahrungen und Vorfällen zu verwenden, statt strittiger Oberbegriffe. In einer Abstufung zum Rechtsextremismus wird häu­ fig der Begriff Rechtspopulismus gebraucht, der poli­ tisch extrem rechte Einstellungen beschreibt, die aber nicht notwendigerweise mit Gewaltanwendung oder einer vollständigen Umwälzung der herrschenden Gesell­ schafts- und politischen Ordnung verbunden sind.

Ein weiterer schwieriger und durchaus umstrittener Begriff ist „Rassismus“. „Racism“ ist in der EU wesent­

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