Rechtsextremismus und Rassismus als Themen in der IJA

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Einführung ins Thema

tisch, denn auch ich schreibe hier natür­ lich als weißer Deutscher –, die vielleicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben, sprachlich immer wieder zu Fremden. Abschließend für diesen Bereich möch­ te ich einen Hinweis platzieren, der über Sprache hinausgeht. Bei aller Abgrenzung und nationalstaatlichen Perspektiven der Rechtsextremen und -populisten, sind sie längst europaweit vernetzt. Wenn das Wahlplakat der Schweizerischen Volks­ partei mit dem schwarzen Schaf, das aus dem Land gestoßen werden soll, plötz­ lich in fast identischer Aufmachung als NPD-Wahlplakat zweitverwertet wird, wenn sich die Identitären als europawei­ te Jugendbewegung mit französischem Ursprung gerieren, wenn es internationa­ le Kongresse der Rechtspopulisten gibt, dann mag das zwar keine Internationa­ le Jugendarbeit im engeren Sinne sein, aber sicherlich eine wirkungsvolle und zunehmende europäische Vernetzung, verstärkt etwa durch Kontakte im Euro­ päischen Parlament, den Austausch von Rednern und Referenten, in diesem Fall auch nicht mehr nur männlich, aber auch durch eine Modernisierung in Form, Farbe und Fitness: Zunehmend treten werbe- und öffentlichkeitswirksame Frauen und smarte Herren neben die Glatzen und Springerstiefel – und das wirkt.

Sprechen im Themenfeld Rassismus – korrekte Sprache

– Begriff Xenophobie geht es sprachlich um eine krankhafte Angst vor Fremden. Nun geht es aber bei Xenophobie nicht um eine Angststörung, die im medizi­ nischen Sinne behandelbar wäre. Der Ausflug in den Bereich der psychischen Gesundheit ist eher irreführend. Gerade in Deutschland ist die Vermischung von Normalitätsbegriffen und Abweichungen von der Normalität mit gesundheitlichen Diagnosen hochsensibel, wenn wir bei­ spielsweise an die Vermessung von Juden sowie von Sinti und Roma, an medizini­ sche Menschenversuche und andere Ver­ brechen von Staats wegen im National­ sozialismus denken. Diesen Begriff – wie auch die Begriffe Homophobie und Trans­ phobie – verwenden wir bei IDA allenfalls als etablierte Fachbegriffe angesichts fehlender und ungebräuchlicher besserer Bezeichnungen, sind uns aber wiederum ihres defizitären Charakters bewusst.

Ich möchte zunächst eine Grundhaltung benennen, die wir bei IDA im Bereich der Rassismuskritik einzunehmen versuchen: Es gibt kein richtiges Sprechen in einer auch durch Rassismus geprägten All­ tagswelt. Unsere Begriffe werden immer unvollkommen sein, sie transportieren oft Bilder, die wir nicht beabsichtigen. Ich möchte die Kinderbuch-Diskussion des vergangenen Jahres in Erinnerung rufen, weil man an ihr vieles zum Thema verantwortungsvoller oder nicht diskrimi­ nierender Sprachgebrauch ablesen kann – eine Kompetenz, die sicherlich auch von Leiter(inne)n oder Teamer(inne)n bei einer Internationalen Jugendbegegnung erwartet wird. Ein wichtiger Auslöser für die Debatte um korrekte Sprache war die Diskussion über rassistische Begriffe in Kinderbüchern, ausgelöst Anfang 2013 durch Mekon­ nen Meshgena, Journalist und Referent bei der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin,

Beim – auch in diesem Kontext und auch auf internationaler Ebene verwendeten

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