01-2016 D

UND dann kam BOKO H

Mit den Attentaten in und rund um Kamerun und den Tschad veränderte sich die Sicherheitssituation in diesen beiden Ländern plötzlich drastisch. Einige unserer Langzeitmitarbeiten- den mussten sich diesen Veränderun- gen beugen – und teilweise schmerz- hafte Entscheidungen treffen. Neue STABILITÄT nac dem STURM Grosse Veränderungen prägten unser Jahr 2014. Als wir nach einem Aufent- halt in der Schweiz Ende April wieder nach Maroua in Nordkamerun zurück- kehrten, hatten wir bereits einen Traum begraben: Es würde aufgrund der Ent- führungen von Europäern in der Nähe keine neuen Mitarbeitenden oder Pro- jekte mehr geben. Wir selbst fühlten uns nicht in Gefahr, planten aber trotzdem, die Arbeit innerhalb von sechs Mona- ten Schritt für Schritt an Kameruner zu übergeben. Drei Wochen nach unserer Ankunft folgte dann überraschend der Evakuations-Entscheid – „Nein, sicher nicht!“, war unsere erste entsetzte Reak- tion. Wir sträubten uns dagegen, nach so kurzer Zeit fluchtartig wieder abzurei- sen, und waren enttäuscht, traurig und verwirrt. Warum hatte uns Gott so klar gezeigt, dass wir nochmals ausreisen sollten? Loslass-Prozess starten Durch eine Kompromisslösung konn- ten wir noch drei Wochen bleiben. Das war eine grosse Hilfe, denn so konnten wir eine akzeptable Dienstübergabe ge- währleisten und hatten zumindest ein wenig die Möglichkeit, Abschied zu neh- men und den Loslass-Prozess zu starten. Trotz der Hektik und dem emotionalen Stress war die Rückkehr nach Maroua gut und richtig gewesen. Die Einheimi- schen fühlten sich auf diese Weise von uns geliebt und weniger im Stich gelas- sen.

Wohin nun? Da die Lage in Kamerun schon länger unsicher war, hatten wir mit der SAM bereits einige Monate zuvor einen Plan B für uns gesucht – und gefunden: die Handwerkerschule in Sri Lanka. Mit die- sem Gedanken hatten wir uns bereits angefreundet und waren enttäuscht, als das Vorhaben an Visa-Problemen schei- terte. Daraufhin erhielten wir das Ange- bot, in Douala, im Süden von Kamerun, zu arbeiten. Dieser Anfrage standen wir zuerst sehr kritisch gegenüber. Es fiel uns schwer, uns innerlich erneut auf ei- nen Wechsel einzustellen. Wir würden zwar nach Kamerun zurückgehen, aber nicht nach Maroua, wo wir uns auskann- ten, wo uns fast jeder kannte und wo wir praktisch täglich bei Nachbarn zu Besuch waren – sondern in den für uns noch fremden Süden und in eine ano- nyme, lärmige, unübersichtliche Gross- stadt mit 2.5 Millionen Einwohnern auf der Fläche des Kantons Thurgau. Sollten wir uns wirklich darauf einlassen? Gottes Handschrift Je mehr wir das Anliegen prüften, desto mehr fingen wir an, Gottes Handschrift darin zu sehen. Er hatte uns in den letzten Monaten auf diesen Einsatz vorbereitet – und so liessen wir uns darauf ein. Die Veränderung ist nicht leicht. Wir stellen immer wieder fest, dass unser Leben hier in Kamerun nie mehr so sein wird, wie es einmal war, selbst wenn irgendwann ein Besuch in Nordkamerunmöglich sein soll- te. Aber wir sehen auch Positives: Wir sind jetzt, ohne Schweizer Team, näher an den Einheimischen dran. Und wir dürfen Ver- antwortung tragen für ganz neue Aufga- ben: Aldo darf die wertvolle und heraus- fordernde Erfahrung einer Bauleitung für einen Kirchenbau machen und Gott hat ihn befähigt, im kleinen Rahmen auf Fran- zösisch zu predigen Gestärktes Gottvertrauen Zudem haben wir noch viel stärker ge- lernt, Gott zu vertrauen, dass er uns zur

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