01-2016 D

RISIKEN gehen oder bleiben?

Haben Sie auch schon mal um bewaffneten Begleitschutz gebeten? Ver- schlüsseln Sie Ihre E-Mails? Geben Sie einer möglicherweise schwer kran- ken, ansteckenden Person die Hand? Reisen Sie mit Ihren Kleinkindern in eine Region, in der es regelmässig Bombenattentate gibt? Mit diesen und ähnlichen Fragen musste sich die SAM in den letzten Jahren in- tensiv auseinandersetzen. Neudeutsch nennt man dies„Risk-Management“. In ei- ner Gesellschaft, welche die Risiken immer genauer zu beherrschen versucht, ist die Arbeit in fragilen Kontexten oft ein No-Go.„So etwas hat es noch nie gegeben – wir können eure Leute nicht versichern“, sagte uns unser medizinischer Versi- cherer, als die Ebola-Epidemie ausbrach, von der Guinea stark betroffen war. „Am besten meidet ihr die Region“, sagt unser Aussendepartement, sobald es brenzlig wird, wie es derzeit mit Boko Haram in Kamerun und im Tschad der Fall ist. Umgekehrt ist ja genau in diesen Regionen, welche regelmässig von Krisen und Unruhen erschüttert werden, die Not am grössten. Wenn die SAM also ihrem Auf- trag gerecht werden will, kann sie sich nicht einfach mit ihren Mitarbeitenden in einen Elfenbeinturm einschliessen. Ein gewisses Risiko kann man nie ausschlies- sen. Und oft stört dies unsere Mitarbeitenden vor Ort am wenigsten – obwohl sie es ja sind, die diesen Risiken tatsächlich ausgesetzt sind! Zum einen sind sie schon mit der Wahl dieser „Anti-Karriere“ viel Risiko eingegangen und haben er- lebt, wie Gott für sie gesorgt hat. Zum anderen haben sie gelernt, Situationen richtig einzuschätzen.„Ich führe trotz der Bombenattentate ein normales Leben“, sagte neulich eine Mitarbeiterin aus N’Djamena (Tschad) zu mir,„der Strassenver- kehr ist nach wie vor viel gefährlicher.“ Dort arbeiten , wo die Not am grössten ist Situationen richtig einschätzen – genau das ist es, was die SAM auch als ganze Organisation immer wieder tun muss: • Mit klarem Verstand Risiken identifizieren: Dabei geht es sowohl um Ri- siken, welche die persönliche Sicherheit der Mitarbeitenden betreffen, als auch um solche, welche die SAM als Ganzes in ernsthafte Schwie- rigkeiten bringen könnten. So stellten wir neulich in einer Analyse fest, dass ein kompletter Datenverlust vermutlich das Ende der SAM bedeu- ten würde. • Inspiriert von GottesWeisheit Gefahren so weit wie möglich vorbeugen: Es werden Massnahmen definiert, wie man Risiken vermeiden, redu- zieren oder abwälzen kann. Für jedes Einsatzland der SAM gibt es zum Beispiel neben den allgemeinen Sicherheitsbestimmungen Evakuati- onspläne. Durch Versicherungen wälzt die SAM finanzielle Risiken ab. • Bei wichtigen und konkreten Entscheidungen Rat einholen: Man kann noch so viele Vorschriften undMassnahmen definieren – am Ende bleibt immer ein Ermessensspielraum, eine persönliche Entscheidung, welche zusammen mit den Betroffenen gefällt werden muss. Wie froh sind wir da umdie Möglichkeit, Rat einzuholen – von anderen Mitmenschen und natürlich von oben! In Anbetracht der bestehenden Gefahr dürfen wir auf keinen Fall wie ein Reh im Scheinwerferlicht verharren. Wichtig ist, dass wir die noch vorhandenen Hand- lungsspielräume erkennen und nutzen. Manchmal ergeben sich gerade aus sol- chen Veränderungen neue, wunderbare Möglichkeiten, die wir vorher noch nie in Betracht gezogen haben. RISIKEN identifizieren und Gefahren vorbeugen

Adrian FÖRSTER, bis November 2015 Länderverantwortlicher Kamerun und Tschad

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