01-2016 D

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rechten Zeit an den richtigen Ort bringt. Er ist mit uns unterwegs – und wir sind mehr als zuvor bereit, unsere Wege und Pläne von ihm zeichnen zu lassen und nicht von uns oder sonst jemandem. Die Zeit hat uns geformt, geläutert, un- seren Horizont erweitert, uns demütiger und barmherziger gemacht. Es war ein Sturm, der in den letzten Monaten über uns als Familie hinweggezogen ist, und nach jedem Sturm muss man Schäden aufräumen. Dafür ist nachher einiges erneuert, renoviert und man schätzt die Ruhe und die neu gefundene Stabilität umso mehr. SCHRITTE in eine andere RICHTUNG Maltam, eine Stadt im Norden Kame- runs, war unsere erste Heimat in Afrika. Dort haben wir viele erste kulturelle Er- fahrungen gemacht und tiefe Freund- schaften geschlossen. Wir fühlten uns so richtig zu Hause. Nach zwei Jahren zogen wir vorübergehend nach Maroua, um dort eine Vertretung zu überneh- men. Wir rechneten aber damit, bald nach Maltam zurückkehren zu können. Ängste und Albträume Zu diesem Zeitpunkt kam die Gefahr durch Boko Haram plötzlich näher – Ent- führungen, Anschläge und Überfälle häuften sich. Und so stand auf einmal fest, dass wir nicht mehr nach Maltam zurückkehren konnten und auch Kame- run vermutlich bald verlassen mussten. Es fiel uns nicht leicht, unsere Heimat Maltam und unsere Vision loszulassen und viele liebe Menschen dem Unbe- kannten zu überlassen. In Maroua erlebten wir inzwischen durch die Attentate eine turbulente Zeit. Rahel und Aldo RINGGER, Mitarbeitende in Kamerun

Das Thema bestimmte unseren Alltag. Ich musste lernen, mit Ängsten und Albträumen umzugehen. Eine Entführung von uns wurde immer wahrscheinlicher und wahrscheinlicher. So waren wir enorm dankbar, als wir als Familie Kamerun dann verlassen und unversehrt die Grenze zumTschad überqueren konnten, um uns dort einem anderen Team und Projekt anzu- schliessen. Gleichzeitig plagten uns auch Sorgen: Was, wenn dieselben Probleme, die wir in Kamerun hatten, bald auch diese Grenze überqueren würden? Lohnt es sich überhaupt, hier ganz neu anzufangen? Gemischte Gefühle Zuerst zogen wir für ein halbes Jahr nach Abéché im Osten des Tschads, um unser Arabisch aufzufrischen. Für mich war es eine schwierige Zeit: Wir kannten niemanden und muss- ten ganz vorne damit beginnen, Leute kennenzulernen und Beziehungen zu knüpfen. Ausserdem war ich schwanger, wo- durch die enorme Hitze eine grosse Belastung war. So freuten wir uns auf eine Pause in der Schweiz nach diesem halben Jahr. Die Vorbereitungen für die Wiederausreise in den Tschad nach dieser Zeit in der Schweiz waren mit gemischten Gefüh- len verbunden, aber wir freuten uns aufs Team und hofften, im Projekt bald so richtig durchstarten zu können. Gottes Gedanken sind höher Kurz vor dem Tag des geplanten Abflugs – die Koffer wa- ren schon fertig gepackt – hörten wir vom zweiten Attentat durch Boko Haram innerhalb von wenigen Wochen. Und das in N’Djamena – ausgerechnet in der Stadt, in der wir leben und arbeiten wollten. So entschieden wir uns schweren Herzens, nicht mehr auszu- reisen. Die Unsicherheit, die wir am Schluss in Kamerun erlebt hatten, hatte mich enorm belastet, und auch bei unseren klei- nen Kindern hatten die letzten Jahre Spuren hinterlassen. Zu- dem hätten wir uns im Tschad auf eine neue Arbeit und ganz neue Beziehungen einlassen müssen, ohne zu wissen, ob wir vielleicht bald wieder alles abbrechen und in die Schweiz zu- rückkehren müssten. Die Ungewissheit und das hohe Risiko waren zu viel für uns. Die Entscheidung fiel uns alles andere als leicht und wir ha- ben viele offene und ungelöste Fragen. Aber Gottes Gedan- ken sind höher als unsere Gedanken. Wir vertrauen Jesus und machen weiter Schritte mit ihm in eine andere Richtung.

Sara MEIER, ehemalige Mitarbeiterin

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