01-2016 D

Protestantische Mission war hingegen nach der Reforma- tion anfangs kaum existent. Erst Menschen wie William Carey und Zinzendorf halfen, neu den Blick dafür zu ge- winnen. Zinzendorf und die mit ihm verbundene Herrnhu- terbewegung sollen in 20 Jahren mehr für die weltweite Arbeit unternommen haben als die protestantische Kirche in den 200 Jahren zuvor. In der Folge entstanden Organi- sationen wie die Church Mission Society (CMS) in London oder die Basler Mission. KONZENTRATION auf unerreichte GEBIETE In einer nächsten Phase entstanden verschiedene Inland- missionen (China Inland, Sudan Inland, Afrika Inland ...). Ihre Methoden waren im Vergleich zu denen ihrer Vorgän- ger oft revolutionär – wie diejenigen von Hudson Taylor. Erst im 20. Jahrhundert begann man, gezielter die gesam- te Weltsituation zu untersuchen und sich zunehmend auf bisher unerreichte Gebiete wie das sogenannte 10/40- Fenster zu konzentrieren. Damit ist der Bereich zwischen dem 10. und dem 40. Breitengrad gemeint, der sich von Westafrika bis Ostasien erstreckt. 80 Prozent der ärmsten Personen der Welt leben in diesem Gebiet. VERÄNDERUNGEN bis heute Auch heute verändert sich die Arbeit ständig – mit Aus- wirkungen auf die SAM, die sich diesen Veränderungen anpassen muss. Das Arbeitsfeld wird globaler. Das Arbeitsfeld kann nun überall sein – in den bis heute unerreichten Volksgruppen, aber auch in Ländern, wo die Kirche einzuschlafen droht. Unter den grössten unerreich- ten Völkern ist offizielle „Missionsarbeit“ kaum mehr mög- lich. Das erfordert neue Wege. Eine grosse Chance sind die Immigranten, die teilweise aus unerreichten Gebieten kommen. Gleichzeitig sind unter den Einwanderern auch Christen aus lebendigen Gemeinden, welche in unserer säkularisierten Welt zu Missionaren werden können. Es ist keine Einbahnstrasse mehr! D ieAblehnungvon„Mission“ nimmt zu. Wir leben in einer zunehmend missionsfeindlichen Welt. Das erfordert Weisheit, beispielsweise in der Kommunika- tion: Ausdrücke wie „Mission“ und „Missionar“ können zu

Reizworten werden, welche der Sache mehr scha- den als dienen. Die digitalen Medien zwingen uns, mit Informationen vorsichtig umzugehen. Wenn wir nicht darauf achten, kann die Arbeit behindert oder gar verunmöglicht werden.

Unser Auftreten wird kritisch beobachtet.

In uns muss die Haltung von Jesus sichtbar werden, der gekommen ist, um andern zu dienen. Es geht nicht um unsere Projekte und unseren Erfolg, son- dern darum, dass wir Menschen so dienen, wie Gott es uns zeigt und wie sie es nötig haben. Echte Liebe und Demut müssen grossgeschrieben werden! Der Schwerpunkt liegt auf Partnerschaft, Ergänzung, Unterstützung, Förderung und Freisetzung von vorhandenem Potenzial. DieWelt wird instabiler, unsicherer und gleichzeitig komplexer. Das erfordert grosse Flexibilität in allen Bereichen – die wiederum nur möglich ist, wenn wir selber um eine tiefe Geborgenheit in Gott wis- sen. Wir können nicht alles vorausplanen und uns auf jede Situation vorbereiten. Wir müssen lernen, wie Jesus aus einer ständigen Beziehung zu Gott heraus vertrauensvoll zu leben. Die wichtigste Qualifikation ist dabei eine brennende Liebe und Hingabe für Gott, die bereit ist, alles zu geben, da- mit Gottes Reich gebaut wird. Wir brauchen immer wieder Mitarbeitende, die bereit sind, sich dafür zu investieren. Unsere Blickrichtung ist entscheidend. Es geht um Gottes Reich, nicht um unseren kleinen „SAM-Gar- ten“. Das befreit von kleinlicher Selbstbezogenheit. Es erfordert Vertrauen, sich darauf zu verlassen, dass Gott die Fäden in der Hand hat und die einzel- nen Puzzleteile zusammenfügt. Dieses Vertrauen wiederum ermöglicht Gelassenheit und schenkt uns die Zuversicht, dass Gott sein Ziel auch in unse- rer Zeit erreichen wird Die Anforderungen an die Mitarbeitenden wachsen.

Hans STAUB, Präsident der SAM

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