Deutsch-US-Amerikanischer Jugendaustausch – USA-Special 2022
Die ca. 28 teilnehmenden Jugendlichen absolvierten in den zweiwöchigen Begegnungsaktionen täglich einen bis zu 16 Stunden langen Aktionsparcours.
Anforderungen an die deutsch- amerikanische Zusammenarbeit
Entscheidend war bei der Planung von Projekten auch die Möglichkeit, zeitnah vor den eigentlichen Projek- ten Fachkräftebegegnungen vor Ort durchzuführen. In deren Rahmen lernten sich indigene und deutsche Jugendarbeiter*innen nicht nur besser kennen, sondern es konnten auch Rahmenbedingungen für die Jugend- begegnungen gemeinsam erarbeitet werden. Eine weitere Voraussetzung ist die finanzielle Unter - stützung durch Bundesprogramme oder Sonder- programme. Ohne diese Zuschüsse wären die Fach- austausche sowie Jugendbegegnungen nicht möglich gewesen. Bislang gab es in den USA kein Programm, das analog dem Kinder- und Jugendplan des Bundes solche Projekte für amerikanische Jugendliche fördert. Die Reisen unserer indigenen Gäste nach Deutschland hingegen konnten vor allem aufgrund der finanziellen Unterstützung namhafter Künstler*innen ermöglicht werden.
Sicherlich war das Gesamtkonzept der Projekte und des- sen Vielfältigkeit mitentscheidend für den erfolgreichen Verlauf. Doch bedurfte es weiterer Gelingensbedingun- gen: Die Projekte waren inhaltlich und bezogen auf die Begegnungen langfristig und intensiv vorbereitet. Die Offenbacher Teamer*innen verfügten nicht nur über umfassende Kenntnisse zur amerikanischen Geschich- te und Geografie sowie zur Geschichte des indigenen Amerikas, sondern waren gleichzeitig in der Lage, Rock-, Hip-Hop- und Medienworkshops anzuleiten. Darüber hinaus verfügten sie aufgrund ihrer Menschenrechts- arbeit über ein breites Kontaktnetz zu Personen und Projekten in die Native American Reservations , was ihnen einen entsprechenden Vertrauensbonus einbrachte. Ausgesprochene interkulturelle Kompetenz im Hinblick auf die indigene Bevölkerung der USA ist entscheidend für eine gelingende Zusammenarbeit. Nach über 500-jähriger Kolonialisierungsgeschichte sind Native Americans gegenüber allen Formen gewollter oder auch ungewollter Vereinnahmung und Fremdbestimmung durch andere verständlicherweise sehr sensibel.
Michael Koch, ehemaliger Mitarbeiter im Jugendkulturbüro Offenbach.
1 U. a. Ten Years After, Canned Heat, Louisiana Red, Robin Trower, Kraan, Animals, Wild Romance, Crazy World of Arthur Brown, Chris Farlowe, Man, u. v. a. m. 2 Näher hierzu im Kapitel „Reservationblues“ in M. Koch/M. Schiffmann: Ein Leben für die Freiheit – Leonard Peltier und der indianische Widerstand 3 Auch hierzu im unter 7 genannten Buch das Kapitel „Pine Ridge Reservation“ sowie den Film „Halbblut (Thunderheart)“, 1992, directed by Michael Apted 4 Hierzu zählen auch die Zwangsinternierung hunderttausender indigener Kinder in den USA und Kanada in Internatsschulen oder deren Zwangs- adoptionen bzw. Unterbringung in Pflegeeinrichtungen/-familien 5 Zum Konzept „Erlebnisorientierte Jugend(kultur- und –bildungs)arbeit" s. a. M. Koch: Wenn die Fachdiskurse miteinander tanzen. Erlebnisorien - tierte Jugendkulturarbeit als emanzipatorischer Beitrag zu Persönlichkeitsentwicklung, in: Bundesvereinigung kulturelle Jugendbildung e. V. (Hrsg.): Kulturarbeit und Armut, Remscheid 2000
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