Dokumentation Living Labs

➢ Gruppendynamik digitaler Formate 10

Wie bereits angedeutet: Dass die Gestaltung der Gruppendynamik in digitalen Formaten besonders herausfordernd ist, haben Träger der IJA bereits zu Beginn der Pandemie in 2020 festgestellt. Auch in den Living Labs war es so – jedoch waren die Living Labs von Beginn an darauf ausgelegt, dass sich die Jugendlichen aus beiden Ländern auch in Präsenz treffen. Die Aussicht auf ein persönliches Kennenlernen und die gemeinsame Mobilitätserfahrung stärkten in beiden Gruppen die Verbindlichkeit, die Neugierde auf die*den Andere*n und die Bereitschaft an den digitalen Sitzungen mitzuwirken. Da aktuell davon auszugehen ist, dass künftig mehr Mischformate den Jugendaustausch prägen werden, kann dieser Aspekt eine wichtige Rolle bei der Gestaltung gruppendynamischer Prozesse spielen. So können digitale Treffen vor der Begegnung vor Ort für ein erstes Kennenlernen, den Abbau von Hürden und die gemeinsame Programmgestaltung genutzt werden. Digitale Treffen ermöglichen aber auch eine inhaltliche und organisatorische Vorbereitung, die dazu beitragen kann, dass die gemeinsame Arbeit vor Ort fokussierter und inhaltsreicher wird: Die Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit im digitalen Raum zeigte zum Beispiel, dass die Vermittlung von Informationen zu Orten, an denen Menschen auf grausame Art ermordet wurden, eine Vorentlastung ermöglicht und die Überforderung von Jugendlichen beim eigentlichen ersten Besuch der Gedenkstätte bzw. des Erinnerungsortes reduziert. Die Gruppendiskussion mit den Jugendlichen beider Projekte vor Ort zeigte auch, dass die Jugendlichen das erste Kennenlernen untereinander im digitalen Raum und die inhaltliche Vorarbeit für die physische Begegnung als sehr hilfreich empfanden. Das Forschungstool von JFF sah vor, dass die Jugendlichen über die Rahmenbedingungen ihres Wunschprojektes diskutieren, u. a. Dauer, online- und offline Phasen, Anzahl der beteiligten Länder etc. Bei der Gestaltung der Wunschprojekte haben beide Gruppen von Jugendlichen einen ähnlichen Projektverlauf konzipiert: mit mehreren digitalen Treffen im Vorfeld und physischen Begegnungen im Anschluss. Beide Gruppen haben zudem klar geäußert, dass sie sich mehr informelles Kennenlernen wünschen über Tools wie Discord oder Instagram, d.h. Tools, die sie in ihrem Alltag nutzen. „ Aber natürlich ist es schon so, dass man sich jetzt so ein bisschen gemeinsam wie bei diesem Projekt jetzt hier gemeinsam vorbereiten kann, auch schon mal, zumindest schon mal sieht, wie sehen denn die aus, die da alle mitmachen. […] Da war das so ein Kennenlernen, was eigentlich recht gut funktionierte, was man sonst so vielleicht so bei einer, na ja, bei einer richtigen Begegnung in so einem Stuhlkreis, oder so was gemacht hätte. Jeder erzählt mal ein bisschen was über sich, und da wird aber dann schon der Raum, da wäre schon Zeit verloren gegangen für das, was man dann vielleicht eigentlich da an dem Ort machen will. “ – Einschätzung einer der Living Labs-Fachkräfte zu den digitalen Treffen im Interview mit dem Forschungsteam

————————————— 10 Zur Gestaltung der Gruppendynamik in digitalen Formaten führte IJAB zwei DIY²-Labore durch. S. hierzu die Dokumentationen im IJAB- Bestellservice: „Groupdymanics online“ (nur auf Englisch) unter https://ijab.de/bestellservice/group-dynamics-online und „Gruppendynamik in fünf Rhythmen“ (auf Englisch und Deutsch verfügbar) unter https://ijab.de/bestellservice/gruppendynamik-online-in- 5-rhythmen.

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