01-2020 D

Die Gefahr ist real –

Gott auch!

Rückzug oder Weitermachen? Als die Gefahr grösser wurde, haben sich die meisten westlichen Partner in die Hauptstadt zurückgezogen oder gar das Land verlassen. Wie können wir im Hinblick auf die Gefahr und diese Veränderungen weiterhin zusam- menarbeiten und die Arbeit sogar ausweiten und verstärken, zum Wohl des ganzen Vol- kes? Wir befinden uns in einem Kampf, wie er in Epheser 6,12 beschrieben wird. Jesus hatte seine Jünger vor solchen Gefahren ge- warnt (Matthäus 10,16-42, Johannes 16,1-3). Er hat aber auch gesagt: «In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden» (Johannes 16,33). Wichtig ist, in solchen Situationen nicht in Panik zu ge- raten und aus der Angst heraus zu reagieren, sondern Gott zu vertrauen, dass er die Situa- tion im Griff hat. Dann kann mit allen Betrof- fenen gemeinsam besprochen und entschie- den werden, was getan werden soll. Es gibt Grund zur Hoffnung – in allen Lagen Andere vor uns haben uns ein Beispiel ge- geben: «Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde ge- macht hat» (Psalm 121,1-2). Auch die Begeg- nung von Saulus mit Jesus macht uns Mut. Wie Hananias wollen wir Gott zur Verfügung stehen, der uns in diesen unruhigen Zeiten besondere Aufträge anvertrauen kann (Apos- telgeschichte 9,10-19). Hier drückt sich unsere Hoffnung aus für alle, die auf die eine oder an- dereWeise an den Terroraktivitäten in Burkina Faso mitgewirkt haben. Für die Kirchen gilt es, beharrlich dranzublei- ben im Gebet und mit Ermutigung. Wach- samkeit ist geboten. Bis jetzt haben wir noch keinen Pastoren oder interkulturellen Mitar- beiter versetzen müssen. Die Botschaft der Versöhnung von Jesus Christus findet weiter- hin ihren Weg, sogar in die muslimische Ge- meinschaft. Wir bitten Gott um Weisheit und Unterscheidungsvermögen. Das Gebet und das Hören auf Gott sind dafür wesentlich. Eine Veränderung ist möglich – wir glauben daran und wir wollen in diese Richtung arbeiten. Gott allein gehört alle Ehre – in der Vergan- genheit, jetzt und bis in alle Ewigkeit.

Seit 2004 unterstützt SAM global den evangelischen Kirchenverbund EE/SIM in Burkina Faso bei der Ausbildung von transkulturellen Mitarbeitenden. Diese werden von der nationalen Kirchenlei- tung nach Abschluss der Ausbildung überall im Land eingesetzt, um der Be- völkerung zu dienen, teilweise auch in der sogenannten «roten Zone», also in Gebieten, welche von islamistischen Gruppierungen bedroht und beherrscht werden. Pastor Albert Yonli ist der Prä- sident des Kirchenverbunds EE/SIM mit seinen rund 950 Gemeinden und 152‘000 Mitgliedern. Er erzählt, wie er die Entwicklung in Burkina Faso erlebt: In Burkina Faso fühlten wir uns früher alle miteinander verwandt und verschwägert – das ist natürlich etwas übertrieben ausge- drückt und mit einem Augenzwinkern zu verstehen, aber dieses Gefühl der Zugehö- rigkeit war der Zement des sozialen Zusam- menhalts. Die verschiedenen ethnischen Gruppen pflegten gute Beziehungen un- tereinander, die von Respekt und Toleranz geprägt waren. Das «Land der aufrichtigen Menschen», was Burkina Faso übersetzt heisst, war stolz auf diese Kultur des fried- lichen Zusammenlebens zwischen traditi- onell gläubigen Animisten, Muslimen und Christen. Niemand sah die Gefahr kommen. Drohungen, Entführungen und Morde Seit 2016 verschlechtert sich jedoch die Situation rapide. Der Osten wurde zur Hochburg von islamischen Fundamenta- listen. Nun bedrohen bewaffnete Gruppen Zivilisten, entführen die einen und ermor- den die anderen, stecken Schulen in Brand und bedrohen die Lehrpersonen mit dem Tod. Im Januar 2019 wurden mehr als 1000 Grundschulen mit 150’000 Schülerinnen und Schülern und vier Gesundheitseinrich- tungen geschlossen. Die Ziele der Anschlä- ge sind vielfältig: die Verteidigungs- und Sicherheitskräfte, das Militär, Staatsange- stellte, Lehrpersonen und religiöse Leiter. Mit den Dschihadisten ist nicht zu spas- sen: Wenn sie drohen, jemandem die Keh- le durchzuschneiden, machen sie das oft auch wirklich. Zum ersten Mal wird das Blut von Christen wegen ihrer religiösen Zuge- hörigkeit vergossen.

Namihanla Albert YONLI, Präsident EE/SIM

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