01-2020 D

Basiswissen Is lam Mehr als eine Religion Der Islam ist mehr als eine Religi- on im westlichen Sinn. Ein Mus- lim gehört von der Geburt bis zum Tod zur islamischen Welt- familie, «Umma» genannt. Der Islam ist Teil der Identität und Volkszugehörigkeit und zudem eine Weltanschauung, die alle Lebensbereiche inklusive Essge- wohnheiten, Lebensstil, Kultur und Politik umfasst. Koran Der Koran ist die heilige Schrift des Islams. Er besteht aus 114 Kapiteln, Su- ren genannt, und ist in arabischer Reimprosa verfasst. Im Unterschied zur Bibel ist der Koran nicht chronologisch und thematisch aufgebaut, sondern nach Länge der einzelnen Suren: Nach der Eröffnungssure kommt zuerst die längste Sure, danach in abnehmender Länge alle anderen und die kürzeste am Schluss. Das erschwert eine fortlaufende Lektüre und eine zeitliche Einord- nung der Ereignisse.

Mohammed Mohammed, auch Muhammad genannt, ist der Gründer des Islams und gilt im Islam als Prophet und Gesandter Gottes. Er lebte von 570 bis 632. Sein Leben lässt sich grob in zwei Abschnitte einteilen, die für verschiedene Lehren stehen:

• Islam bezeichnet die Glaubensrichtung. Isla- misch, muslimisch und moslemisch sind die ent- sprechenden Adjektive. • Muslim, Moslem, Mohammedaner , früher auch Muselmann (weiblich: Muslimin, Moslemin, Muslima) sind die Anhänger des Islam. • Die Moschee ist das Gotteshaus der Muslime. Sie treffen sich dort zum Gebet, für Vorlesungen, Pre- digten und soziale Anlässe. Frauen und Männer beten separat. Viele Moscheen haben zudem ein oder mehrere Minarette: ein erhöhter Standplatz oder Turm für den Gebetsrufer. • Neben dem Koran kennt der Islam noch weitere wichtige Schriften: Die Hadith sind die Überliefe- rungen der Aussprüche und Handlungen von Mo- hammed. Die Siren (Einzahl Sira ) sind Biographi- en von Mohammed. Von den Hadithen und den Siren gibt es verschiedene Versionen. • Die Scharia ist die Gesamtheit der islamischen Rechtsgrundsätze. Die islamische Rechtswissen- schaft baut auf dem Koran, der Sunna (Hadith), dem Konsens (Idschma) und dem Analogieschluss (Qyias) auf. • Islamismus (Adjektiv: islamistisch, Anhänger: Is- lamist) bezeichnet den extremen, fundamentalis- tischen und militanten Islam. • Dschihad (auch Jihad) bedeutet grundsätzlich «Anstrengung». Der Begriff wird in der islamischen Tradition in einem militärischen Kontext verwen- det. Der schiitische Islam und auch moderne sun- nitische Autoren unterscheiden den kleineren (militärischen) Dschihad, der den «Heiligen Krieg» zur Verbreitung des Islams bezeichnet, vom grös- seren (inneren) Dschihad, der «Anstrengung» zur Bekämpfung innerer Gelüste. • Die Kleidervorschriften für Frauen im Koran sind unterschiedlich auslegbar. Während es Muslimin- nen gibt, die ganz auf eine Kopfbedeckung ver- zichten, tragen andere entweder einen Hidschab (bedeckt die Haare, das Gesicht bleibt frei), einen Tschador (dunkles Tuch von Kopf bis Fuss, das Gesicht bleibt frei), eine Nikab (Schleier, der das Gesicht fast vollständig bedeckt, die Augenpartie bleibt frei) oder eine Burka (vollständigeVerschlei- erung, Augenpartie ist mit einem Netz bedeckt).

Zeit in Mekka (610-622) •

Mohammad ist ein einsamer Prediger des Monotheismus Positive Haltung gegenüber Juden, Christen und der Bibel Toleranz gegenüber Andersgläubigen Mohammad ist ein erfolgreicher Kriegsherr Negative Haltung gegenüber Juden, Christen und der Bibel Aggressive missionarische Strategie und Deklaration des heiligen Kriegs (jihad)

Zeit in Medina (622-630) •

Stammvater Abraham Ismael, der Sohn von Abraham und seiner Magd Hagar und somit der Halbbruder von Isaak, gilt als Vorfahre aller Araber – und da- durch aller Muslime. Aus diesem Grund re- den manche Christen von «Cousins», wenn sie von Muslimen sprechen, da Christen und Muslime den gleichen Stammvater ha- ben. Auch gibt es mehrere Geschichten und Personen, die sowohl in den Schriften des Islams als auch in denen des Judentums res- pektive Christentums vorkommen.

Muslime weltweit Weltweit gibt es heute rund 1.5 Milliarden Muslime. In folgenden Län- dern leben am meisten Muslime: Indonesien: 219 960 000 (87.1 %*) Indien: 194 810 000 (14.9 %*) Pakistan: 184 000 000 (96.4 %*) Bangladesch: 144 020 000 (90.6 %*) Nigeria: 90 020 000 (50.0 %*) Ägypten: 73 000 000 (95.31 %*) Iran: 77 650 000 (99.5 %*) Türkei: 75 460 000 (98.0 %*) Algerien: 37 210 000 (97.9 %*) Irak: 36 200 000 (99.0 %*)

* der Bevölkerung Quellen: Operation World, Pew Research Center

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