Der Is lam in unseren Einsatzländern
In den meisten unserer afrikanischen Einsatzländer ist der grösste Teil der Bevölkerungmuslimisch, und auch in den asiatischen Län- dern ist der Islam teilweise weit verbreitet. Unter den weltweit über 1.5 Milliarden Muslimen gibt es sehr unter- schiedliche Personen – extreme Fanatiker, moderate, tolerante Gläu- bige, gottesfürchtige Muslime und nominelle Angehörige, von denen einige praktisch Atheisten sind. Somit sind auch die folgenden Zahlen mit Vorsicht zu geniessen, denn alle, die sich Hindus, Muslime oder Christen nennen, werden entsprechend gezählt, auch wenn sie nur nominell dazugehören.
GUINEA
TSCHAD
KAMERUN
INDIEN
*
Einwohner
ca. 12.5 Mio
ca. 15.5 Mio
ca. 25 Mio
ca. 1368 Mio
Arabisch, Französisch, ca. 130 Lokalsprachen
Französisch, 34 Lokalsprachen
Hindi, Englisch, ca. 420 weitere Sprachen
Französisch, Englisch, ca. 270 Lokalsprachen
Sprachen
Hindus Muslime Christen
4.5% (0.56 Mio)
44% (6.82 Mio)
2.3 % (31.5 Mio)
69.2% (17.29 Mio)
88% (10.55 Mio)
53% (8.21 Mio)
14.2% (194 Mio)
20.9% (5.22 Mio)
79.8 % (1090 Mio.)
*Quellen: OperationWorld, Wikipedia
Islam in Guinea In Guinea gibt es mehr als 30 muslimische Volks- gruppen. Die wichtigsten drei sind die Peul/Ful- be, ehemalige Nomaden, die den Islam in Guinea verbreitet haben, sowie die Susu und die Malinke. Viele Muslime sind grundsätzlich tolerant und der Meinung, dass es am Ende das Gleiche ist, ob wir an den Gott der Bibel oder des Korans glauben. Insgesamt leben Muslime und Christen friedlich nebeneinander. Leider machen sich aber auch ver- mehrt extremistische Tendenzen bemerkbar. Wer beginnt, Jesus nachzufolgen, erlebt oft Verfolgung. So sind es imMoment nur einzelne, die diesen Mut hatten respektive haben. Islam im Tschad Der Islam kam ab dem 11. Jahrhundert über die Karawanenstrasse in den Tschad und hat sich stark ausgebreitet. Während die arabischstämmigen Muslime ihre Religion streng ausüben, mischen die sesshaften «Bergler» sowie die Peul auch animis- tische Elemente dazu. Mit den Handelstätigkeiten und durch die Versetzung von muslimischen Be- amten hat sich der Islam nun auch im christlich ge- prägten Süden verbreitet. Als kürzlich eine christli- che Ministerin verweigerte, auf den Namen «Allahs, des Allmächtigen» ihren Eid abzulegen, wurde kur- zerhand ein anwesender General muslimischen Glaubens an ihrer Stelle vereidigt. Dies zeigt auf, dass die Polarisierung auch im Tschad zunimmt. Islam in Kamerun Von den gut fünf Millionen Muslimen Kameruns lebt der Grossteil im Norden des Landes – genau
dort, wo unsere Partnerorganisation am meisten Kirchen hat. Im Nordwesten grenzt Kamerun an den Norden Nigerias, der eine Hochburg der Ext- remistengruppe Boko Haram ist. Seit 2014 gibt es auch in Kamerun immer wieder Übergriffe dieser gewaltbereiten Gruppierung. Rund 12‘000 Men- schen sind ihr bereits zum Opfer gefallen. Viele junge Muslime ohne Aussicht auf Arbeit und ge- nügend Essen lassen sich mit Versprechen auf Land und Wohlstand ködern. Die Gewalt hat Zehntau- sende zur Flucht bewogen. Zahlreiche moderate Muslime haben aber auch begonnen, ihre Religion zu hinterfragen und sind auf der Suche nachWahr- heit. Islam in Indien Nach Indien kam der Islam schon sehr früh. Beson- ders das Sultanat von Delhi (1206-1526) und die Mogulenherrschaft (1526-1858) haben den Islam stark geprägt. Bis 1947 folgte die britische Koloni- alzeit. Danach wurden die muslimisch geprägten Gebiete Pakistan und Bangladesch von Indien ab- getrennt. Die verbliebenen knapp 200 Millionen Muslime in Indien sind eine kleine Minderheit, die von der hinduistischen Mehrheit bedrängt wird.
Jürg PFISTER (Länderverantwortlicher Guinea)
Andreas ZURBRÜGG (Länderverantwortlicher Tschad und Kamerun)
Hans STAUB (Länderverantwortlicher Indien)
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