Internationales Know-how für die Kinder- und Jugendhilfe

5. Perspektiven

Das Vorhaben einer internationalen Kinder- und Jugendhilfe kann als ein Brückenbild visuali - siert werden. In diesem Bild bewegen wir uns dann vermutlich auf dem ersten Drittel der Brücke. Wir können auf viele Projekte, Fachdis - kurse, Forschungsergebnisse und politische Strategien zurückschauen. Auch das Fundament der Brücke, das eigenständige und professionali- sierte Tätigkeitsfeld der Internationalen Jugend- arbeit, bietet Stabilität und Verlässlichkeit. Wagen wir den Blick nach vorne, so kann weder das Ende der Brücke, noch das was danach kommt, genau erkannt werden. Aber nächste Schritte auf dieser Brücke lassen sich benennen und Ziele für den Weg identifizieren. Wagen wir verschiedene Aus-BLICKE : Der Covid-BLICK: Die Covid-19-Pandemie wird auch die Fachkräfteinitiative.International weiterhin vor Herausforderungen stellen. Die Entwicklung digitaler Formate und die Nutzung digitaler Tools wird auch in Zukunft die interna- tionale Arbeit mit Jugendlichen und Fachkräften prägen. Im Bereich der Qualitätsentwicklung braucht es weiterhin den Fachdiskurs dazu, wie dies als Bereicherung genutzt werden kann. Der jugendpolitische-BLICK (national): Auf die Bundespolitik geblickt ergeben sich vermutlich Veränderungen für dieses Tätigkeitsfeld aus dem Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP. Hier braucht es ein Monitoring, um die Entwicklungen gut zu begleiten und für die Träger der Kinder- und Jugendhilfe aufzubereiten. Der jugendpolitische-BLICK (international): Ein gemeinsames jugendpolitisches Anliegen der EU und des Europarats ist seit vielen Jahren das Thema Youth Work. Die 3. European Youth Work Convention im Dezember 2020 stellte den

Auftakt für den Umsetzungsprozess der kurz zuvor verabschiedeten Europäischen Jugend­ arbeitsagenda (Bonn-Prozess) dar. Im Jahr 2022 startet das europäische Jahr der Jugend zur Stärkung junger Menschen. Dies sollte genutzt werden, um verschiedene strategische Überle- gungen und Entwicklungen in diesem Themen- feld voranzubringen, aber auch für die Umset- zung konkreter Projektideen in der Praxis. Der Professions-BLICK: Die größte Herausfor - derung besteht darin, die Kinder- und Jugend­ hilfe in Deutschland zu re-internationalisieren. Wie können wir dadurch die internationale Mobilität unter den Fachkräften stärken? Wie mehr Qualität und Selbstverständlichkeit inter- nationaler Kinder- und Jugendhilfe erreichen? Wie schaffen wir es, die transnationalen Lebens - kontexte junger Menschen stärker wahrzuneh- men und in die Professionalität der Kinder- und Jugendhilfe zu integrieren? Hier braucht es weitere Fachdiskurse, sowie Argumentations- und Handlungshilfen für die Praxis. Der Gesellschafts-BLICK: Das Ziel aller Bemü- hungen einer internationalen Kinder- und Jugendhilfe sollte weiterhin auch ein Beitrag zu den Themen Diversitätssensibilität, Antirassis- mus, Partizipation, Abbau von gruppenbezoge- ner Menschenfeindlichkeit und von Benachteili- gung sein. Gestalten wir als Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe in unseren jeweiligen Tätigkeitsfeldern die Lebenswelt junger Men- schen dahingehend mit, dass sie sich zu weltof- fenen Bürger*innen weiter entwickeln können, so gestalten wir auch das Miteinander in unserer Gesellschaft aktiv mit. Gehen wir den Weg über die Brücke. Sie hat das Potenzial, gute Antworten auf die offenen Fragen und Herausforderungen zu geben.

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