Rheingold

RHEINGOLD EINE WEINREISE ENTLANG DES FLUSSES

JUNGE WILDE UND ECHTE KLASSIKER NEUE WEINGÜTER Für Sie entdeckt: Sechs neuer Weingüter entlang des Rheins!

UNSER SPECIAL – DEUTSCHER SEKT

PIWI-REBSORTEN UND EIN MUTIGER WINZER WEDEKIND Das ökologische Weingut setzt auf Nachhaltigkeit und innovative Ideen.

PRICKELNDE ZEITEN Hochqualitativ – die Ent- wicklung der deutschen Schaumweinproduktion.

3 EINE WEINREISE ––

2 –– RHEINGOLD

WEINSTADTKÖLN

ETAPPE 3 – DER NORDEN

DER RHEIN! E D I TOR I A L Was hat der arme alte Strom schon alles mitmachen müssen. So viele Etiketten haften ihm an – zum Beispiel die mythische Überhöhung zum Fluss der Deutschen, begradigt bis zur Unkenntlichkeit, industrieller Abwasserkanal, wichtigste Handelsroute nördlich der Alpen, Grenze zum Barbarenland ... romantisch besungen, touristisch überlaufen, geliebt, umkämpft und missachtet, aber immer mittendrin.

KOBLENZ

AM MAIN FRANKFURT

11 J. B. BECKER

12 SCHLOSS JOHANNISBERG

10 KÜHLING-GILLOT

8 WEDEKIND

9 EPPELMANN

ETAPPE 2 – DIE MITTE

7 GRIESEL

10 BATTENFELD SPANIER

6 LICHTI & ASTROH

MANNHEIM

5 REICHSRAT VON BUHL

1.320 km Länge

Fast alle deutschen Weinan- baugebiete liegen immer noch direkt am Rhein oder seinen Nebenflüssen. Mal sind es steile Schieferhänge, mal ein alter Vulkan oder sanfte Hügel am Rande eines frühzeitlichen Gletscher- sees, auf denen die Reben stehen. Wir sind in diesem Frühsommer den Weg der Reben nachgefahren und haben unsere Winzerinnen und Winzer links und rechts des Stroms besucht. Dabei haben wir auch sechs neue Weingüter entdeckt und in unser Sortiment aufge- nommen. Darunter sind zum einen Weingüter mit langer Historie, die seit Jahrzehnten große Weine machen, auch in Zeiten, in denen man offen - sichtlich keine großen Weine wollte (siehe J. B. Becker, S. 70) , zum anderen auch Newcomer, die ihren eigenen Weg suchen (siehe Lichti & Astroh, S. 36) . Wir trafen Winzerfamilien, bei denen der Wandel etwas ganz Normales zu sein scheint (siehe Eppelmann, S. 58) .

D a bei hat alles mal ganz einfach angefangen. Vor ungefähr 30 Millionen Jahren strömte der Ur-Rhein von Brohl in der Eifel bis nach Bonn. Dort war damals die Mee- resküste. Reben und Weingüter gab es zu dieser Zeit noch nicht an seinen Hängen, es wäre auch kein Mensch da gewesen, der den Wein hätte trinken können. Das alles kam erst mit den Rö- mern, die ab 100 v. Chr. an den Ufern von Rhein und Mosel hochmarschier- ten, Städte gründeten, Forts bauten und Weinberge anlegten. Wein war für sie nicht nur ein Ausdruck von Lebens- art, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes lebensnotwendig (siehe „Posca“, S. 5).

AU TOR E N R E I S E N D E

KARLSRUHE

Mal schauen die Winzerinnen und Winzer von ihren Weinbergen di- rekt auf den Rhein, mal prägte der Strom die Landschaft und den Boden, aber hat sich schon längst zurückgezo- gen. Dennoch fühlen sich alle mit dem Rhein verbunden, der die Menschen schon immer mehr vereinte als trennte. Die Rheinländerinnen und Rheinländer unter Ihnen können das wahrschein- lich besonders gut nachvollziehen. Wir hoffen, dass Ihnen unsere Weingeschichten gefallen, Sie Neues erfahren und Inspirierendes entdecken.

... hat der Rhein und ist eine der wichtigsten Wasser- straßen Deutschlands.

ETAPPE 1 – DER SÜDEN

STRASSBURG

Andreas Brensing (ab)

4 FAMILLE HUGEL

3 HEGER 2 FRANZ KELLER

COLMAR

Mick Schulz (ms)

IM BREISGAU FREIBURG

Herzliche Grüße von Ihrem

1 WEINGUT KUREK

KONSTANZ

BASEL

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SEPTEMBER 2023

–– RHEINGOLD

5 EINE WEINREISE ––

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ETAPPE 1 – DER SÜDEN

BODENSEE, BADEN UND ELSASS Jugend und Struktur WEINGUT KUREK On the shoulders of giants FRANZ KELLER Gefühl und Können HEGER Bitte nichts wegwerfen! FAMILLE HUGEL

RHEINGESCHICHTEN

8

ALLES FLIESST ...

Weingut Franz Keller am Kaiserstuhl » WEINE, DIE SICH SELBST VERKAUFEN «

LICHTI & ASTROH Pfalz

12

18

R H E I NGO L D

WASSER VERBINDET

24

12

36

E ines der wichtigsten Epen deutscher Spra- che beginnt so: „Uns ist in alten mæren wunders vil geseit/von helden lobebæren, von grôzer arebeit ...“. Der Stoff des Nibelungen- lieds ist mehr oder minder geklaut. Irgend- wie sind diese Heldenepen alle gleich: Götter, Menschen, Eifersuchtsszenen, erschlagene Helden und am Schluss sind alle tot. Heute gibt es das auch bei Netflix. Zwischendurch wird ein riesiger Hort, also Schatz, im Rhein versenkt. Hagen von Tronje, eine durchaus zwielichtige Figur, versteckt ihn irgendwo in der Nähe von Worms im Rhein. Fort Knox gab es damals noch nicht und der Verwandtschaft war nicht zu trauen. Der Groß- tondichter, verhinderte Revolutionär, Königs- freund und Antisemit Richard Wagner machte daraus abendfüllende Opern mit tiefer Bedeu- tung. In der dritten, dem Rheingold, dürfen sich zu Anfang die drei Rheintöchter Woglinde, Wellgunde und Flosshilde im Wasser suhlen und Dinge wie „Weia! Waga! Woge, du Welle,/ walle zur Wiege! Wagalaweia!/Wallala, weiala weia!“ stöhnen, äh, singen. Also, kurz gesagt, Gold wird geklaut und weil Gold Kapitalismus und Ausbeutung bedeutet, folgt daraus: Alles ist schlecht, vor allem Menschen, Riesen und Zwerge. Der Weltuntergang steht daher quasi vor der Tür. Übrigens ist das Rheingold ist für Wagnersche Verhältnisse eine Kurzoper mit nur 2,5 Stun- den. Und weil das alles so unglaubwürdig ist und Wagner nicht gerade als Schatzexperte angesehen wird – manche meinen, er sei eher Komponist gewesen –, gibt es immer wieder Leute, die glauben, der Schatz müsse noch im Rhein liegen. Gefunden wurde bisher nichts, aber Hagen von Tronje war so verschlagen, dass er ihn sicher gut versteckt hat. Und wenn nicht, dann liegt er eh schon längst in der Nordsee ...

D er Limes, der Anspruch des revolutionä- ren Frankreichs auf das westliche Rhein- land ... Es scheint, als wären Flüsse oftmals auch Grenzen gewesen. Das ist allerdings nur eine Wahrheit, denn Menschen, die an den Flüssen leben, haben das oft anders gesehen. Zur Römerzeit gab es zum Beispiel in Köln eine Brücke zum Ostufer nach Deutz. Dort stand zwar ein Kastell, aber man baut weder Brücke noch Kastell, nur weil Deutz so schön ist, sondern weil dort eine Handelsroute ent- langging. Der Limes überquerte kurz vor Koblenz den Rhein und ging quer durch Wälder und über Höhen fast bis nach Regensburg. Wenn man in einen Atlas mit Sprachgrenzen schaut, stellt man fest, dass die Grenze zwischen Hoch- und Niederdeutsch, die Benrather Li- nie, quer und nicht längs zum Rhein verläuft. Damit trennt sie Köln von Düsseldorf und nicht Bayenthal von Poll. Mehr noch: Solche Sprachgrenzen weisen nicht selten eine Art geographische Verwandtschaft zu schiffba- ren Flüssen in Fließrichtung auf. Logisch, denn Flüsse waren und sind Handelswege und mit Fracht geht es am besten flussabwärts, wo auch das Meer und größere Märkte warten. So verbindet der Handel die Menschen auf allen Seiten des Stroms und trennt sie nicht. Und wer im Mittelalter ein Fässchen Wein aus dem Rheingau nach Rotterdam schipper- te, machte sicher in Köln halt, schenkte ein Gläschen aus und versuchte, den seltsamen Dialekt der Einheimischen zu verstehen. Ganz anders war das in Stadecken-Elsheim, da war die Selz, die zwischen beiden Orten floss, eine echte Demarkationslinie. Das hatte aber ganz andere Gründe, welche Sie in unserem Artikel „Côte de Selz“ auf Seite 58 nachlesen können.

PFALZ UND HESSISCHE BERGSTRASSE Fokussierte Klassiker REICHSRAT VON BUHL Avantgarde oder Klassik? LICHTI & ASTROH Sekt 'n' Roll GRIESEL Prickelnde Zeiten! SPECIAL – DEUTSCHER SEKT ETAPPE 2 – DIE MITTE

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P O S C A & L OR A

Special – Sekt aus Deutschland PRICKELNDE ZEITEN

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GRIESEL Hessische Bergstraße

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48

I mmer und überall die Römer! Wenn man sieht, wo sie überall Wein pflanzten, muss man sagen: Klar, dass das Römische Reich untergehen musste. Trunkenbolde, dekaden- te. Aber Wein war nicht nur Rauschmittel oder Ausdruck eines verfeinerten Lebensstils. Er war auch lebensnotwendig, vor allem für die gut geölte Militärmaschinerie Roms. Mit riesigem Aufwand sorgten die Römer dafür, dass frisches Wasser in großen Mengen in ihre Städte und Militärlager kam. Nach Köln aus mehreren Eifelquellen. Aber was tun, wenn man unterwegs ist, vor allem in Fein- desland? Dafür gab es Posca und Lora, die aus Wein, Essig und etwas Wasser bestanden. Die Mischung machte es, denn die Zugabe von Essig und Wein zum eventuell vor Ort nicht ganz so sauberen Wasser wirkte desinfizie- rend und erhielt die Gesundheit der Truppe. Auf erstaunlich guten Straßen wurden große Mengen davon transportiert. Amateure re- den von Taktik, Profis von Logistik. Übrigens machten sich die Römer nicht we- niger Gedanken über die Ableitung des nicht mehr frischen Wassers, wie der große römi- sche Abwasserkanal unter der Kölner Innen- stadt zeigt. Der Weinbau kam nach dem Ver- schwinden des Römischen Reiches nur kurz zum Erliegen, die anderen Errungenschaften wurden teilweise erst Anfang des 20. Jahr- hunderts wiederentdeckt.

42

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RHEINHESSEN UND RHEINGAU Der Mutige WEDEKIND ETAPPE 3 – DER NORDEN

52

Fakten über PiWis REB-REBELLION Côte de Selz EPPELMANN

57

58

Nachdenken statt jammern KÜHLING-GILLOT UND BATTENFELD SPANIER Deutsche Weine – besser denn je? KOLUMNE Cellar Selection trifft Rheingau WEIN DES JAHRES 2023 Tradition als Revolution J.B. BECKER Riesling-Ikone seit 1720 SCHLOSS JOHANNISBERG

WEINBERGE BEI LORCH Wein des Jahres 2023

69

64

68

69

70

SCHLOSS JOHANNISBERG Rheingau

VERANSTALTUNGEN im Kölner Weinkeller

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WEINSTADT KÖLN

KÖLSCH VS. REBENSAFT ANEKDOTEN AUS KÖLN VERANSTALTUNGEN

82 84 86

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EINE WEINREISE ––

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COLMAR

SEITDEM 1963 DER SEE DAS LETZTE MAL ZUGEFROREN WAR, BEFINDET SICH DIE BÜSTE DES HEILIGEN JOHANNES AUF DER SCHWEIZER SEITE. MAN TRÄGT SIE WÄHREND DER SEEGFRÖRNEN, WENN DER SEE VOLLSTÄNDIG MIT EINER EIS- SCHICHT BEDECKT IST, VON DEUTSCHLAND IN DIE SCHWEIZ UND UMGEKEHRT. JOHANNES WÄRE ALS WEINHEILIGER SICHER AUCH BEI DEUTSCHEN WINZERN WILLKOMMEN, ABER VERMUTLICH WIRD ER SO BALD NICHT DEN RÜCKWEG FINDEN, DER KLIMAERWÄRMUNG SEI DANK. DAFÜR GEDEIHEN OBST UND AUCH DIE REBEN PRÄCHTIG AM NORDUFER ZWISCHEN LINDAU UND MEERSBURG. ERSTAUNLICHERWEISE GEHÖRT DAS RECHT KLEINE ANBAUGEBIET ZU ZWEI WEINBAUREGIONEN. DER WESTLICHE TEIL BIS UNGEFÄHR MEERSBURG TRÄGT „BADEN“ AUF DEM ETIKETT, WÄHREND DER ÖSTLICHE TEIL ZU „OBERSCHWABEN“ ZÄHLT (OBERSTDORF GEHÖRT AUCH DAZU) . DIESER TEILT SICH WIEDERUM IN „WÜRTTEMBERGISCHER BODENSEE“ UND „BAYERISCHER BODENSEE“ AUF. JA, DAS HERZOGTUM SCHWABEN (FRÜHER AUCH ALAMANNIEN GENANNT) IST GROSS. UM 920 GING ES SOGAR VON STUTTGART BIS ZUM SAN BERNARDINO UND VON COLMAR BIS AUGSBURG. UNSER THEMA SOLL ABER DER RHEIN SEIN UND SO ERLAUBEN WIR UNS JENSEITS ALLER POLITISCHEN KLEINSTAATLICHEN KORREKTHEIT, NONNENHORN AM BODENSEE MIT DEM KAISERSTUHL UND RIQUEWIHR IM ELSASS ZUSAMMENZUFASSEN. BODENSEE, BADEN UND ELSASS ETAPPE 1 – DER SÜDEN

3

SCHAFFHAUSEN

1

LINDAU

Rhein

BASEL

VOGELPERSPEKTIVE AUF LINDAU AM BODENSEE. HIER FLIESST NICHT NUR DER RHEIN DURCH DEN SEE, RUNDHERUM ENTSTEHEN AUCH ZAHLREICHE BODENSEE-WEINE.

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9 EINE WEINREISE ––

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Ich steige aus der Bummelbahn und stehe direkt im Wingert beziehungsweise der „Weinhalde“, wie es hier heißt. Damit wäre schon mal eine Sorge aus dem Weg geräumt. Die bisherige Strecke der Bahn am Bodensee entlang ließ nämlich kaum auf eine Weinregion schließen. Es gab jede Menge Obstbäume, im Hinterland sogar Hopfen. Eins der ersten Anzeichen des Weins war dieses kleine Feld voller Reben direkt am Bahnhof.

» ICH ACHTE AM MEISTEN AUF DIE SÄURE. DIE MUSS SICH VON GANZ VORN BIS GANZ HINTEN AM GAUMEN DURCH- ZIEHEN, PRÄZISE SOLL SIE SEIN, EIN GERÜST BILDEN. « Jonas Kurek

F ast das ganze 20. Jahrhun- dert über, sagt Jonas Kurek, der mich am Bahnhof eingesammelt hat, habe der Obstbau in der Region Vorrang gehabt. Zwar hat Wein eine jahrhundertealte Tradition am Boden- see, aber erst seit etwa 20 Jahren nimmt seine Bedeutung wieder zu. Dabei sind es vor allem die Winzerinnen und Win- zer aus seiner Generation, die den Bo- densee wieder aus der Vergessenheit zurück auf die Weinkarten und in die Weinkeller der Republik bringen könn- ten. Jonas Kurek zum Beispiel ist her- vorragend ausgebildet, hat bei Hubers (er hat Vater und Sohn erlebt) und beim

WEINGUT KUREK

JUGEND UND STRUKTUR

WEINPROBENENTNAHME IM FASSKELLER

„Eigentlich sollte es ganz lang- sam losgehen. Wir hatten uns das so gedacht, dass ein Teil der Ernte weiter in die Genossenschaft geht und ich nur mit einigen Weinen anfange.“ Aller-

dings gab es darüber Streit mit der Genossenschaft, die nicht auf die guten Trauben der Kureks verzichten wollte. „Um Druck aufzubauen, hat man uns einfach fristlos ge- kündigt“ – Grinsen – „Tja, dann habe ich eben doch die Weine alle sofort selbst gemacht.“ Anfangs musste er viel improvisieren, weil Jonas Kurek auch noch einen Job als Kellermeister im Nachbarort hatte. Er hat in der Nacht bei sich gearbeitet und morgens ist er zum anderen Wein- gut gefahren, zum Glück nur zwei Mal pro Woche. Und wenn doch etwas gemacht werden musste? „Dann habe ich meinem Bruder Zettel geschrieben, auf denen genau draufstand, was er tun muss.“ Dabei wusste der nichts über das Weinmachen, sondern war nur ausführendes Organ. Geschadet hat es den Weinen nicht, immerhin hat das Weingut von Beginn an Auszeichnungen bekommen. 2022 war Jonas Kurek sogar die Entdeckung des Jahres im Ei- chelmann Weinführer. „Und ich hatte gedacht, dass die Weine erstmal nur hier im Umkreis von ein paar Leuten aus den Dörfern getrunken werden …“ Pustekuchen. Es scheint, als würde ihn das Schicksal dazu zwingen, nicht allzu bescheiden zu sein.

Weingut Fürst in Franken gelernt, anschließend noch in Geisenheim studiert. Er weiß exakt, welche Weine er ma- chen möchte und wie er dort hinkommt. „Wir haben hier eine ganze Menge Betriebe, jeder nur mit ein paar Hektar, aber da ist immer ein Weinbauingenieur oder ein studier- ter Önologe oder jemand in der Art dabei. Kann man sich gar nicht vorstellen, wie viel Know-how hier auf engstem Raum sitzt.“ Er schaut mich an und macht einen seiner tro- ckenen Witze: „Da können sie in Baden nur von träumen!“ Jonas Kurek ist insgesamt ein wahnsinnig offener, freundlicher Typ, der gern erzählt, mich ganz unverstellt in seine Pläne einweiht und der auch zugibt, wenn mal etwas nicht funktioniert hat. Wie zum Beispiel der Start in die eigenen Weine. Sein Vater und Großvater haben zwar ne- ben Äpfeln (von denen Jonas Kurek immer noch einige Felder hat) auch Trauben angebaut, aber nie selbst Wein gemacht.

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11 EINE WEINREISE ––

Trotzdem, viel lieber als über sich und seine Karrie- re spricht Jonas Kurek über seine Weine. Und das macht er mit einer Klarheit, wie man sie selten bei Winzern erlebt. Hier gibt es keinen Hokuspokus um Terroir oder Weinstile, Jonas Kurek benennt die Dinge deutlich, fast schon wissen- schaftlich. Zum Beispiel ist er in der Lage, seinen Stil und seine Vorstellungen von Wein ganz genau zu beschreiben. Seinen Weinen, egal ob rot oder weiß, mit Holzausbau oder aus dem Edelstahl-Tank sei eins gemein: „Ich achte am meisten auf die Säure. Die muss sich von ganz vorn bis ganz hinten am Gaumen durchziehen, präzise soll sie sein und ein Gerüst bilden.“ Daran, so erklärt er weiter, hängen sich dann je nach Rebsorte und Wein die verschiedenen Aromen auf. „Das ist dann beim Muskateller dieses Blumige, und beim Spätburgunder sind es Tannine und Kirschfrucht, beim Chardonnay kommt dann vielleicht eher eine Mineralik … Aber das Wichtigste, Strukturgebende ist die Säure.“ Um diese Vision auch umzusetzen, kommt ihm sein Anbauge- biet entgegen. Am Bodensee gibt es viel Niederschlag. Starkregen und Hagel sind eher die Regel als die Ausnahme. Die Böden sind kiesig und sandig und leiten das Wasser schnell ab. „Trotzdem sind hier die Reben eher über- als unterversorgt.“ Die Lösung dafür ist bei ihm und auch den meisten seiner Nachbarn, die Begrünung zwischen den Rebzeilen auf ein selten gesehenes Maß zu steigern. Jonas Kureks Weingärten erinnern an wilde Wiesen, auf die jemand ein paar Rebzeilen gestellt hat. Ein Kollege ziehe sogar Kartoffeln zwischen den Reben – „Woanders packen die sich an den Kopf, wenn sie das hören.“ Die Konkurrenz um Nährstoffe im Boden sei aber immens wichtig, damit die Reben nicht zu viele Trau- ben produzieren. Trotzdem muss er im Sommer meist noch einige herausschneiden. Die Fruchtbarkeit ist die eine Seite der Medaille, die andere bilden die Höhenlage und der tiefe See, die gemeinsam dafür sorgen, dass der Bayerische Bo- densee ein kühles Anbaugebiet ist. Diese Kühle rettet die Weine in warmen Jahren und gibt Jonas Kurek die Säure, mit der er arbeiten will. Am Ende ist der See also der Grund dafür, dass hier diese interessanten Weine entstehen kön- nen. „Hier gelten andere Regeln. In mancher Hinsicht ma- che ich das Gegenteil von dem, was ich gelernt habe.“ Er wirkt so versiert, als hätte er nie etwas anderes getan. Konsequent ist der Winzer auch bei der Verwirkli- chung anderer Träume. Manifeste Wirklichkeit geworden ist das in seiner neuen Weinbar, dem Pi oder „π“. Als runder, schwarzer Turm direkt am Weingut ist das Gebäude im Ortsbild sowohl Blickfang als auch Irritation. „Wir wollten damit an ein Fass erinnern, daher auch das verbrannte Holz für die Fassade, als Toasting“, meint Jonas Kurek stolz. In- nen findet sich ein Verkaufsraum im Erdgeschoss, oben eine

1 | DIE SONNE AM BODENSEE GENIESSEN ... 2 | DETAILVERLIEBT: ÄSTHETISCHES DESIGN BIS ZUM FLASCHENVERSCHLUSS

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2

Terrasse für Privatverkostungen und als Herzstück im ers- ten Stock eine Weinbar, wo er sich seinen Traum verwirk- licht hat, es „richtig“ zu machen. seine eigenen Weine, aber unter anderem auch welche aus dem Burgund und von deut- schen Kollegen, die er bewundert. Dazu wird nur das Beste gereicht, beginnend bei Produkten von den Butter Boyz – „die sind kürzlich prämiert worden für die beste Butter Deutschlands!“ – über den legendären Käse der Affineure von Jamei Laibspeis bis hin zum selbst gemachten Tartar. Man ist verwundert, dass in einem kleinen Ort wie Nonnen- horn mit seinen rund 1800 Einwohnern so ein Genusstem- pel funktioniert. „Na, das ist nicht in erster Linie für die Nonnenhorner, obwohl die auch kommen. Aber in der Sai- son fahren hier direkt vor der Tür täglich um die 2500 Rad- fahrer vorbei, aus München, Stuttgart und von überallher. Der Bodensee zieht!“ Jetzt verstehe ich auch, warum man hier im Ort die Straußwirtschaften als „Rädler“ bezeichnet. Mir sind der zielstrebige Jonas Kurek und Nonnen- horn als gallisches Dorf des Qualitätsweins inmitten von Apfelplantagen sehr sympathisch. Trotzdem zieht es mich weiter am Rhein entlang. Hier am Bodensee verbirgt er sich, aber man spürt jede Schwankung des Wasserstands in Nonnenhorn am „Paradies“ genannten Badestrand bei uns in Köln nach wenigen Tagen. Zeit, dem Wasser hinterher- zuziehen, um dem Wein nachzuspüren. ms

2022 CUVÉE VOM SEE Weingut Kurek | Bayerischer Bodensee Jonas Kureks „Everybody ’ s Darling“! Ein fruchtig-straffer Weißer mit Noten von Nashi-Birne und etwas Stachel- beere. Am Gaumen zunächst spritzig und animierend. Je mehr Luft und Aufmerksamkeit der Wein bekommt, desto mehr entpuppt er sich als tief- gründiger Vertreter, der auch mit Aro- men von Kräutern und frischem Heu aufwarten kann. Herrlich frisch und mit einer erstaunlichen Länge, leicht salzig und mineralisch im Nachhall, da kommt das kühle Terroir durch. Bur- gundy goes Terrassenwein. Recht limi- tiert, denn es wurden nur 1360 Fla- schen gefüllt!

2021 CHARDONNAY SONNENBICHL Weingut Kurek | Bayerischer Bodensee Die Lage Sonnenbichl zeichnet sich durch das alpines Gestein aus, das hier über die Jahrhunderte erhalten geblie- ben ist. Die Böden sind im Vergleich zu anderen Lagen um den See schwerer, bringen aber feine, balancierte und markante Weine hervor. Inspiriert vom Burgund, wurden auch französische Chardonnay-Reben gepflanzt, die das Holz perfekt integrieren. Das Ergebnis? Ein Chardonnay-Stil, der an das Bur- gund erinnert, jedoch die Herkunft nicht verschleiert und ein typischer Vertreter des kühlen Klimas hier am See ist. Auch dieser Wein ist leider wie immer streng limitiert!

2020 SPÄTBURGUNDER SEEHALDE Weingut Kurek | Bayerischer Bodensee Mit seinem zweiten Jahrgang des Para- deweins aus der Seehalde zeigt Jonas Kurek, dass er auch in der Burgunder- Welt mit seiner Perfektion glänzen kann. Trotz des warmen Jahres ist der Wein nicht mächtig geraten, sondern eher filigran und kühl. Erstaunliche Frische, die nach einiger Lagerzeit in eine großartige Frucht übergehen dürfte. Er wurde elegant im Holz aus- gebaut. Hier wirkt nichts kitschig. Das Barrique übertönt nichts, unterstützt nur. Für uns im Preis-Genuss-Verhält- nis immer noch einer der absoluten Geheimtipps. Auch hier sind nur ge- ringe Mengen abgefüllt worden.

8–10 °C

19200-22

0,75 l

10–12 °C

19203-21

0,75 l

16–18 °C

19202-20

0,75 l

jetzt bis 2028 1 l = 38,00 €

jetzt bis 2033 1 l = 40,00 €

jetzt bis 2026 1 l = 16,67 €

5 + 1 12,50 €

28,50 €

30,00 €

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Schaumwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Stark limitiert

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13 EINE WEINREISE ––

12

2

FRANZ KELLER ON THE SHOULDERS OF GIANTS

Der Kaiserstuhl thront allein in der Rheinischen Ebene. Egal von welcher Seite man sich nähert, der vor etwa 14 Millionen Jahren erloschene Vulkan steht imposant da. Deutlich abgegrenzt vom umgebenden Flachland macht er schon von weitem Eindruck. Fährt man aber in die Täler hinein, ist es sofort anheimelnd. Steile Hänge zu beiden Seiten der Straße, meist mit Terrassen, auf denen Wein wächst, und darüber eine sanft gewölbte Wiese mit Bäumen obenauf. Es wirkt beinahe verwunschen hier und etwas aus der Zeit gefallen.

E s geht tief hinein, bis man, fast in der Mitte, Oberbergen in einem engen Tal erreicht. Dies ist dann wohl der Vulkankrater. Kurz bevor man im Ort selbst ist, liegt das Weingut Franz Keller etwas abseits, ober- halb der Straße. „Der Friedrich ist gerade in den Reben, aber er kommt gleich.“ Oliver Haag aus dem Vertrieb führt mich durch das Weingutsgebäude, das noch unter der Ägide von

er. Sobald wir im Weinberg stehen und aus dem Gelände- wagen gestiegen sind, wird noch klarer, wie er das meint. Nämlich nicht im Sinne eines Managers, der alles kontrol- lieren will oder der Richtlinien vorgibt, sondern sehr hand-

fest. Beim ersten Schritt in die Reben hinein zieht es den Winzer sofort zu den Pflanzen. Er bricht hier einen Trieb aus, begutachtet und steckt dort die Triebe in die beweglichen Drähte des Spaliers. Es ist die tiefe Zuneigung zu den Rebstö- cken in seinem Weinberg, die ihn an- treibt. „Es ist eine Illusion, dass man beim Wein die volle Kontrolle haben kann. Ich versuche tatsächlich eher, fle - xibel zu bleiben und mich selbst auch mal zurückzunehmen. Wenn der Winzer mit sich im Reinen ist, dann merkt man das schließlich auch den Weinen an.“

Vater Fritz in den Hang hineingebaut wurde. Hier ist alles sehr modern und ge- wissermaßen ein Statement. Das Gebäu- de scheint zu sagen, man wolle mithalten am Kaiserstuhl mit Bordeaux, Spanien und Südafrika, wo moderne Architektur selbstverständlich zum Wein gehört. Es gibt viel Sichtbeton, offene, großzügige Arbeitsbereiche und Durchblicke nach außen auf den Talkessel von Oberbergen. Alles wirkt luftig, etwas kühl und vor al- lem großzügig. Fritz Keller hat das Wein- gut auf Wachstum hin konzipiert. „Für mich hätte eine Nummer kleiner auch gereicht“, gibt Friedrich Keller zu, als er dann eintrifft und mich direkt mitnimmt in den Weinberg. Tat- sächlich ist bei Kellers gerade eine Phase eingetreten, wie sie bei vielen namhaften Weingütern derzeit stattfindet. Die junge Generation talentierter Winzer versucht

» MAN MUSS BE-

GREIFEN, WO MAN HIER IST. DIE LAGEN UM UNS HERUM, DIE GANZE LAND- SCHAFT – DAS IST ALLES VULKAN, DAS BEEINFLUSST DEN WEIN UND ALLE ENTSCHEIDUNGEN IM WEINBERG. « Friedrich Keller

MODERNE ARCHITEKTUR, DIE SICH PERFEKT IN DIE LANDSCHAFT INTEGRIERT — DAS WEINGUT DER FAMILIE KELLER

nicht mehr, wie ihre Eltern, den Mittelweg zwischen Quali- tät und Quantität zu finden. Friedrich Keller sagt: „Ich möchte noch weiter schrumpfen. Am liebsten will ich das Weingut so klein haben, dass ich jede Entscheidung auch selber fällen kann, dass ich immer dabei bin“, argumentiert

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1 | FRIEDRICH KELLER ZEIGT UNS DAS TERROIR – DIE UMSTELLUNG AUF BIOLOGISCHE LANDWIRTSCHAFT ERFOLGT SCHRITTWEISE 2 | WAS FÜR EINE AUSSICHT AUF DIE WEINBERGTERRASSEN AM KAISERSTUHL

Entscheidungen selbst fäl- len einerseits, zurücknehmen an- dererseits – wie passt das zusam- men? Friedrich Keller sieht da keinen Widerspruch. Nur dadurch, dass er nah am Wein dran ist und jede Entscheidung von ihm selbst

48,7 ha Rebfläche

1

2

... werden bewirtschaftet. Darunter finden sich die besten Lagen Badens.

getroffen wird, kann er sich voll im Wein einbringen. Seit 2016 ist er im Weingut, das war sein erster Jahrgang. Und er hat mit der Zeit gelernt, dass er zwar den Wein begleiten kann, aber nicht so sehr beeinflussen, wie man sich das viel - leicht ausmalt. „Zum Beispiel muss man begreifen, wo man hier ist. Die Lagen um uns herum, die ganze Landschaft –

ANGEBOT

das „besser“ abends an Oberbergener Theken sicherlich streitet. Es gibt neben Friedrich Keller nämlich nicht allzu viele, die das auch so sehen. Ein Grund, warum es ihm

leichtfällt, immer mehr Parzellen in besten Lagen zu bekommen. „Das ist schwer zu bewirtschaften“, sagt er. Wenn die Weinberge in Handarbeit ge- pflegt werden müssen, scheuen viele Winzer davor zurück. „Dafür kann es vielfältige Gründe geben. Vielleicht ist jemand zu alt oder kann es sich ganz einfach finanziell nicht leisten. Ich finde, man muss da Verständnis haben. Trotz- dem nehme ich die Weinberge gern.“ Sprichts und grinst dabei ... Das Streben nach einem kleine- ren Weingut, das die Qualität noch wei- ter auf die Spitze treibt, ist in allen Wei- nen von Friedrich Keller zu spüren. Selbst der Gutswein-Spätburgunder „vom Löß“, der nicht von den steinigen

das ist alles Vulkan, das beeinflusst den Wein und alle Entscheidungen im Wein- berg.“ Das meint Friedrich Keller, wenn er sagt, dass er sich auch mal zurückneh- men muss. Die Bedingungen annehmen, die ihm der Kaiserstuhl stellt. Mittlerweile sind wir im Steinrie- sen ausgestiegen, das ist eine GG-Lage direkt gegenüber vom Weingut. Hier gibt es vor allem steile Terrassen. Auf den ersten Blick gar nicht so anders als andere Weinberge in der Umgebung, aber die einzigartige Beschaffenheit liegt im Detail: „Wir haben hier eine Ausrich- tung nach Westen und ein bisschen auch nach Süden.“ Während er das sagt, deu- tet mein Gesprächspartner in die Rich- tung, wo der Ort liegt und sich dahinter

» ICH BIN KEIN GEBORENER

2020 SPÄTBURGUNDER VOM LÖSS Franz Keller | Baden

2021 OBERBERGENER BASSGEIGE CHARDONNAY Franz Keller | Baden

VERKÄUFER, DES- WEGEN VERSUCHE ICH STATTDESSEN, EINFACH WEINE ZU MACHEN, DIE SICH VON SELBST VER- KAUFEN. « Friedrich Keller

Das ist der rasante Einstieg in die Spätburgunder-Welt von Franz Keller, denn einfach im Sinne von schlicht ist an die- sem saftigen Spätburgunder kein einziger Tropfen. Die leichteren Lößböden geben ihm neben der vielschichtigen Stilistik der Rebsorte immer auch etwas Schmeichelndes. Sehr elegant mit einer zugewandten Kirsch- und Johannis- beerfrucht. Die animierende Frische wird von würzigen Nuancen, in denen Feuerstein, Schwarzpulver, feuchte Erde und auch Unterholz anklingen, begleitet. Ein vielsei- tiger Wein und ein tolles Beispiel dafür, wie modern und kernig ein deutscher Spätburgunder heute sein kann. Das ist die perfekte Symbiose zwischen klassischer burgundi- scher Strenge und badischer Lebensfreude. Kombinieren Sie ihn mit kurz gebratenem Fleisch, einem knusprigen Hähnchen oder gutem, gereiftem Käse.

Der Wein aus der fast schon legendären 1er Cru-Lage rund um Oberbergen. Von hier kamen aus dem Keller von Fried- rich Kellers Großvater Franz die ersten badischen Weine mit Burgunder-Anspruch. Jetzt gibt es auch einen Bassgei- ge Chardonnay. Im klassischen Cool-Climate-Jahr 2021 ist daraus ein Wein mit viel Anspruch und tollem Reifepoten- tial geworden – nicht nur, aber vor allem für Burgunder- Fans. Kristallklar kommt er daher, mit feiner, herrlich le- bendiger Säure. Im Abgang dann trotzdem ein guter Schmelz und erstaunlich körperreich. Die Mischung aus Vulkanboden und Löß gibt ihm sowohl extravagante Span- nung als auch eine gewisse Entspanntheit. Ein Wein zum sofort Trinken oder zum Einlagern, denn in den nächsten fünf Jahren dürfte er sich herrlich weiterentwickeln.

das Tal geradewegs auf die Rheinebene öffnet. Etwas nach rechts kann man die Vogesen erahnen, aber direkt gerade- aus sind keine Berge zu sehen. Genau dort zeigt er hin: „Das ist die Burgundische Pforte. Von da strömt das Wetter hier auf den Berg zu und trägt die teilweise tiefen Lößablagerun- gen des Kaiserstuhls ab.“ Die besten Lagen hier am Kaiser- stuhl seien alle von diesem direkten Einfluss der Winde aus der Burgundischen Pforte geprägt, weswegen sie die besse- ren, weil steinigeren Böden hätten. Wobei man sich über

Lagen stammt, wird in immer geringeren Mengen produ- ziert und von Jahr zu Jahr edler und anspruchsvoller. „Ich bin kein geborener Verkäufer, so wie mein Vater, deswegen versuche ich stattdessen, einfach Weine zu machen, die sich von selbst verkaufen.“ Für ihn ist klar, das geht nur über Qualität. Marketing und charmant geführte Verkostungen sind für ihn zweitrangig. Man ahnt, „Friedrich ist gerade in den Reben“ ist ein Satz, den man am Weingut öfter zu hören bekommt.

16–18 °C

15054-20

0,75 l

10–12 °C

10639-21

0,75 l

statt 18,00 €

jetzt bis 2027

1 l = 22,00 €

jetzt bis 2032

1 l = 24,00 €

16,50 €

18,00 €

Rotwein

Roséwein

Weißwein

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Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Stark limitiert

SEPTEMBER 2023

16 –– RHEINGOLD

17 EINE WEINREISE ––

Zum Abschluss meines Besuchs sitzen Friedrich und ich auf einer Bank am Weingut in der Abendsonne und erfrischen uns mit einem Gläschen. Vater Fritz Keller bemerke häufig, dass Wein ein Generationenprojekt sei, sagt sein Sohn. Erst die Nachkommen ernten, was man selbt pflanzt. Und wie empfindet Friedrich das? „Ich muss meinem Vater unheimlich dankbar sein. Er und seine Ge- neration haben einen Weg gebahnt, auf dem ich vorange- hen kann. Ich könnte heute nicht so konsequent auf Qua- lität setzen, wenn er nicht vorgelegt hätte mit Weinbergen, Pflanzungen und diesem Gutsgebäude.“ Ich muss an Isaac Newton denken und seinen Ausspruch, dass er weiter bli- cken konnte als andere, weil er auf den Schultern von Rie- sen stand: „Standing on the shoulders of giants“. in der Metapher ursprünglich die Rede davon, dass Zwerge auf den Schultern von Riesen stünden. Und das wird nun wieder Friedrich alles andere als gerecht. Er wirkt, in sich

2019 SCHLOSSBERG GRAUBURGUNDER GG Franz Keller | Baden Hier stellen wir Ihnen einen der wirk- lich großen Grauburgunder Deutsch- lands vor. Das sehr eisenhaltige Vul- kangestein im Schlossberg gibt ihm viel Grip und lässt ihn eher wie einen französischen Burgunder erscheinen. Er wirkt kühl, würzig und hat eine tol- le Mineralik. Die Aromatik ist geprägt von gelben Früchten, die eher an Chardonnay erinnern. Kaum Fett an den Rippen – hier zeigt sich definitiv mehr Terroir als Rebsorte.

DIE GROSSEN G EWÄC H S E

JEDES JAHR HATTEN WIR DAS BESONDERE „BEAUJOLAIS-PRIMEUR-FEELING“, WENN ES AM 01. SEPTEMBER LOSGING MIT DEN DEUTSCHEN GGs ...

Zum Glück ist der Primeur-Hype heute Geschichte und bei den GGs hat sich einiges ge- tan. Viele Winzerinnen und Winzer bringen jetzt auch ihre Weißweine erst nach zwei Jahren Reifung auf den Markt. Im Rheingau gilt dies so- gar für das gesamte Gebiet. Der 01. September ist nicht mehr der verbindliche Stichtag. Das ist einerseits schade, andererseits aber richtig. Die Top-Weine Deutschlands dürfen reifen und je- des einzelne Jahr tut ihnen gut. Das zeigen Ver- kostungen, aber auch die ein oder andere Keller- reserve, die von Winzerinnen und Winzern nach Jahren freigegeben wird. Dass nicht alles direkt Anfang September da sein muss, ist auch nicht schlecht. Logistisch war das bei mancher Hitze- welle im August nämlich ein Alptraum, wenn die Kühltransporter Mangelware waren. Verzichten müssen Sie aber trotzdem nicht. Verfügbare GGs finden Sie bei uns immer online. Ab Anfang September werden wieder eine ganze Reihe frischer, interessanter Weine dabei sein. Vor allem gibt es von vielen Top- Weingütern jetzt den spektakulär guten Jahr- gang 2021. Die Weißen sind erstaunlich frisch und saftig geraten, die Roten sehr klassisch und burgundisch. Wer weiß, wie oft wir das noch er- leben dürfen. Die Mengen waren leider gering, vornehmlich wegen der Trockenheit. Spitzen- weine sind also nicht selten Zuteilungsware. Weine, bei denen wir die Zuteilungsmenge be- reits wissen und die im Laufe des Jahres noch ausgeliefert werden können, bieten wir Ihnen im Vorverkauf an. Es lohnt sich reinzuschauen:

ruhend und im Reinen mit dem Wein und sei- nem Tun, eher selbst wie ein Riese. ms

8–10 °C

15050-19

0,75 l

1

jetzt bis 2027 1 l = 52,67 €

39,50 €

2019 KIRCHBERG CHARDONNAY GG Franz Keller | Baden

2020 SCHLOSSBERG SPÄTBURGUNDER GG Franz Keller | Baden Dieser Spätburgunder kommt extrem kompakt und dicht daher. Ein Spiel von präziser Frucht und fein gesetztem Holz. Am Gaumen mit noch jugendli- chem Tannin, welches aber schon jetzt ein Versprechen für die Zukunft gibt. Dieser Wein wird aufgehen wie eine Blüte, sobald er ein paar Jahre Keller- reife bekommt. Dennoch kein Wein der ewig brauchen wird, denn das warme Jahr hat ihm schon eine gute Reife mit- gegeben. Dank seiner herrlichen Fri- sche und wunderbaren Struktur wird er sich aber trotzdem prächtig entwickeln. Am besten wahrscheinlich zwischen 2025 und 2030. Leider limitiert.

Was für ein Wein! Man schmeckt gel- bes Steinobst und eine leicht exotische Frische, wie von besonders aromati- schen Zitronen. Dazu gesellen sich Toast-Aromen von Rauch und Zimt. Ein wunderbarer, hell und klar aufblit- zender Chardonnay aus Baden. Diese frisch-mineralische Art ist wirklich mitreißend und begeisternd. Hier bringt der Kirchberg mal wieder einen feinen und dabei überaus komplexen Chardonnay hervor. Das kühle Klima und der kalkhaltige Vulkanschotter tragen ebenfalls zur klaren Eleganz des Weines bei.

2

10–12 °C

15052-19

0,75 l

1 | AUCH DIE MEISTEN FASSGEREIFTEN ROTWEINE GÄREN IM STAHLTANK 2 | WEINFREUNDE FÜRS LEBEN: VATER FRITZ UND SOHN FRIEDRICH KELLER

16–18 °C

15057-20

0,75 l

jetzt bis 2032

1 l = 69,33 €

52,00 €

jetzt bis 2035 1 l = 104,00 €

WWW.KOELNER-WEINKELLER.DE/ GROSSE-GEWAECHSE

78,00 €

Rotwein

Roséwein

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Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Stark limitiert

SEPTEMBER 2023

18 18 –– RHEINGOLD –– RHEINGOLD

19 EINE WEINREISE ––

3

H E G E R GEFÜHL UND KÖNNEN

Am südwestlichen Ende des Kaiserstuhls liegt der Ihringer Winklerberg mit seinen Terrassen. Eine der größeren davon, man könnte sie fast ein Plateau nennen, ist das Erste, was mir Rebecca und Joachim Heger zeigen wollen. In der Mitte der Reben steht ein kleines Häuschen, das dem Wein seinen Namen gibt: Hier wächst der „Häusleboden Spätburgunder“, das Herzstück der Weine der Familie Heger, so nennt es Joachim. Der Blick geht weit über das ganze Rheintal, man fühlt sich, als wäre man in einer Festung und habe hier einen Schatz zu verteidigen.

» IM VERGLEICH ZUM BURGUND HABEN WIR VOLLKOMMEN ANDERE BÖDEN MIT DEM VULKAN- GESTEIN MIT KALK- EINSCHLÜSSEN. DESWEGEN KOMMT HIER IMMER EIN KAISERSTÜHLER WEIN HERAUS. « Rebecca Heger

D i eser Schatz, das ist klar, sind die ältesten Spätbur- gunder-Reben des Winklerbergs. Vor über 60 Jahren, wurden sie von Rebecca Hegers Großvater eingepflanzt. Außer - dem handelt es sich nicht um irgendwel- che Rebstöcke, nein, diese hier sind von edelsten, burgundischen Geblüt, sie ent- stammen nämlich aus einer Selection Massale aus dem Clos Vougeot. All das berichtet mir Joachim Heger direkt beim Aussteigen aus dem Wagen. Seine Tochter Rebecca, die seit dem Jahrgang 2020 die Weine macht, ist sogleich zu den Rebstöcken gegan- gen, wo sie, während der Papa das Re- den übernimmt, andächtig über die

HOLZFASSAUSBAU HAT BEI HEGER TRADITION

schaftet und Pflanzenschutzmittel nur so sparsam es nur irgendwie geht aus- gebracht. Auch weil viele der Terrassen- lagen in der Hinsicht besonders kompli- ziert sind, nutzen Rebecca und Joachim Heger neueste Technologien: „Schade,

Blätter streicht. Am Vortag war ich mit Friedrich Keller unterwegs, auch er war gleich mit den Händen an den Re- ben, aber zupackend und energisch, während Rebecca ganz anders mit ihren Reben umgeht. Sie wirkt einen Augen- blick lang abwesend, in Zwiesprache mit den Pflanzen, be - vor sie sich wieder zu Joachim Heger und mir umdreht. Die Voraussetzungen hier am Rand des Kaiserstuhls sind be- sonders, es gibt nicht nur einen Feigenbaum, der sich in der Terrassenmauer festklammert, sondern sogar wild wach- sende Kakteen. „Wo die herkommen, weiß kein Mensch, aber sie sind schon sehr lange da. Ich glaube, die gab es schon, als ich noch ein Junge war“, erzählt der Winzer. Im Weinberg hat sich durch den Generationswech- sel aber nichts geändert, die Hegers arbeiten schonend, die besten Lagen werden mit dem Kaltblutpferd Willi bewirt-

das Drohnenteam ist schon weg“, heißt es, als wir aus einem kleinen Wäldchen an einem Nordhang auf den Rappen- ecker schauen (wieder so eine kleine Parzelle in der Lage, eine sogenannte Gewanne). Hier war kurz vorher noch eine Drohne im Einsatz, die aus der Luft gezielt spritzen kann. Das Ganze läuft sogar automatisch, erklärt die Gesprächs- partnerin. Die Drohne muss einmal die Beschaffenheit des Weinbergs erlernen und kann dann selbstständig fliegen, wenn auch nicht ohne menschliche Aufsicht. Kurz vor dem Rappenecker sind wir an einem Versuchsweinberg des Staatsweinguts vorbeigefahren, wo Solarpaneele zur Strom- erzeugung weit oben über den Reben an langen Pfählen aufgestellt wurden. „Wäre für uns vielleicht auch interes- sant, wir behalten das hier im Auge“, meint Joachim Heger nachdenklich. Für Neuerungen sind beide Hegers zu ha- ben, wenn sie denn sinnvoll sind.

WEINBREVIER — WWW.KOELNER-WEINKELLER.DE — BESTELLHOTLINE (0221) 13 97 28-28 — ANGEBOTE GÜLTIG BIS 08.10.2023

SEPTEMBER 2023

20 –– RHEINGOLD

21 EINE WEINREISE ––

2015 VORDERER WINKLERBERG GRAUBURGUNDER GG Heger | Baden

1 | REBECCA HEGER BEGUTACHTET DIE BEGINNENDE BLÜTE 2 | SOGAR KAKTEEN WACHSEN AM RANDE DES KAISERSTUHLS

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» WENN MAN ZU 100 PROZENT AN ETWAS GLAUBT, DANN IST DAS AUCH GUT SO. « Rebecca Heger

Ein fein gereifter cremiger Grauburgunder aus der Heger- schen Paradelage, den kleinen Steinterrassen am Abbruch des Winklerbergs zur Rheinebene hin. Exotisch und mine- ralisch zugleich, Cavaillon-Melone, Reineclauden, Zitrus- früchte und feine Mineralik. Perfekt zu Kalbfleisch oder Hummer. Ein hochgelobter und dann etwas in Vergessen- heit geratener Jahrgang. Von diesem großen Wein sind nur noch wenige Flaschen verfügbar – daher limitiert.

will sich aber nicht auf ein Geschmacks- profil festlegen lassen, zumindest noch nicht. Die Stilistik sei ein Ergebnis von unendlich vielen Entscheidungen, die sowohl im Weinberg als auch im Keller getroffen werden. Und Rebecca folgt in

10–12 °C

10374-15

0,75 l

jetzt bis 2028

1 l = 50,67 €

38,00 €

der Beziehung einfach ihrer Intuition. „Das ist mehr ein Gefühl. Und wenn die Weine dann abgefüllt werden, habe ich sogar manchmal Zweifel: ‚Was, wenn das jetzt nur mir allein gefällt?‘“ Diese Momente des Zweifels seien aber im- mer nur sehr kurz. Denn eigentlich vertraut sie ihren Ent- scheidungen und: „Wenn man zu 100 Prozent an etwas glaubt, dann ist das auch gut so.“ Kann man nur aus einem Gefühl heraus Spitzenwei- ne machen? Was ist denn mit der Ausbildung bei Salwey und Meyer-Näkel? Ist das „Gefühl“ nicht ein bisschen tief- gestapelt? „Nein“, meint sie grinsend, „was ich mache, hat im Detail schon viel mit Intuition zu tun.“ Auch wenn sie ihr Handwerk gelernt und schon früh anhand großer Vor- bilder aus dem Burgund den Gaumen geschult hat, Wein- kunde ist keine exakte Wissenschaft. Sie muss mit den vie- len Unwägbarkeiten des Winzerinnenlebens umgehen, zum Beispiel den klimatischen Veränderungen, aber auch den jeweils besonderen Bedingungen jeder einzelnen Lage. „Im Vergleich zum Burgund haben wir vollkommen andere Böden mit dem Vulkangestein mit Kalkeinschlüssen. Des- wegen kommt hier immer ein Kaiserstühler Wein heraus, selbst wenn die Klone aus dem Clos Vougeot stammen.“ Sie sieht, so formuliert sie es selbst, den Spätburgunder als Aufgabe – ohne Plagiat die Identität herausarbeiten. Joa- chim wirft handfest ein: „Wir wollen einfach einen super Winklerberg, einen super Häusleboden machen, das ist es doch.“ Wenn das so einfach wäre – und gerade beim Bur- gunder gilt: Was ist eigentlich super und was nicht?

2019 SCHLOSSBERG SPÄTBURGUNDER GG Heger | Baden Was für ein großartiger Schlossberg! Frisch und trotzdem mit üppiger, konzentrierter Frucht und verführerischen Aromen von Sauerkirschen und wilden Kräutern. Extrem lang im Abgang und mit feinen seidigen Tanninen. James Suckling schreibt vom „magic kingdom of German pinot noir“ angesichts dieses Weins. Yes, it is!

1

In den Rappenecker sind wir vor allem auf Joachim Hegers Wunsch gefahren, weil er seinen „Lieblingswein- berg“ (so Rebecca Heger) zeigen will. Hier stehen die ältes- ten Muskateller-Reben Badens. 1951 gepflanzt und heute als Erste Lage abgefüllt. „Ein toller Wein für die gehobene Küche“, schwärmt der Winzer und erzählt von einer Blind- probe für Gastronomen, bei der niemand die Rebsorte er- kannt habe, dafür aber sein gesamter Jahrgang im Anschluss ausverkauft war. Rebecca Heger schmunzelt. „Wenn es nach mir ginge, bräuchten wir nicht so viele Rebsorten“, meint sie, „ich würde mich da etwas mehr konzentrieren.“ Das ist einer der seltenen Momente, wo beide mal grundlegend an- ders denken. Aber die Argumente scheinen seit einiger Zeit ausgetauscht, ich habe den Eindruck, dass die beiden als Team gut funktionieren, selbst wenn sie mal nicht einer Meinung sind. Später, als wir zurück im Weingut sind, geht das Ge- spräch Hand in Hand, Vater und Tochter sind sich weitge- hend einig und Joachim Heger steht auch hinter dem, was seine Tochter erneuert hat. Die Basisweine haben ihren ei- genen Stil, der auch wiedererkennbar bleiben soll, da wird sich nichts ändern. Aber bei den Lagenweinen ist Rebecca Hegers Handschrift klar erkennbar, wie ihr Vater auch gleich stolz mit ein paar Vergleichsproben demonstriert. „Ich habe immer ein wenig mehr auf das Holz gesetzt, ihre Weine sind etwas filigraner“, sagt er dazu. Rebecca Heger

16 – 18°C

10646-19 1 l = 73,33 €

0,75 l

jetzt bis 2035

55,00 €

2019 HÄUSLEBODEN SPÄTBURGUNDER GG Heger | Baden Der rare Häusleboden wächst auf einem kleinen Wein- berg auf der Spitze des Winklerbergs. Die Burgunder-Re- ben aus dem Clos de Vougeot wurden vor über 60 Jahren gepflanzt. Mittlerweile kann der Häusleboden vielen Wei - nen aus diesem berühmten Clos den Rang streitig ma- chen. In 2019 superexpressiv, ein Wein, der fast birst vor Energie. Würzige Kirschfrucht, fast nicht enden wollen- der Abgang mit Anklängen an Bitterschokolade und einer kristallklaren Säurestruktur. Einmalig und limitiert.

16–18 °C

10645-19

0,75 l

jetzt bis 2035

1 l = 115,33 €

86,50 €

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Schaumwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

Limitiert

Stark limitiert

SEPTEMBER 2023

22 –– RHEINGOLD

23 EINE WEINREISE ––

Da haben wir auch schon ein paar Schlucke im Glas und es ist bei jedem Wein klar erkennbar, welcher vom Vater und welcher von der Tochter ist. Rebeccas Wei- ne sind duftiger, trauen sich mehr Frucht zu, verstecken sich nicht im Holz, sondern scheinen klarer, heller zu sein, während Joachims Weine etwas kräftiger, bemuskelter und erdiger wirken. Es ist wahnsinnig spannend, beides nebeneinander zu probieren. Und weil die Entscheidung, welcher Stil die Nase vorn hat, wohl vor allem vom persön- lichen Geschmack abhängt, ist offensichtlich, dass Rebec - ca die Weine weit bringen kann. Selbstbewusst genug da- für ist sie auf jeden Fall. Als ich frage, welche Ziele sie hat, sagt sie, dass sie das Weingut qualitativ an die absolute Spitze führen will. Wenn man sich dazu einmal ihren Häusleboden auf der Zunge zergehen lässt mit seiner fri- schen Frucht, seinen vielfältigen floralen Nuancen und doch so viel köstlich gezügelter Kraft, dann muss man sa- gen, dass der Weg gar nicht mehr so weit ist. ms

2018 IHRINGER WINKLERBERG MIMUS SPÄTBURGUNDER ERSTE LAGE Heger | Baden Ein besonderer Klassiker, den Joachim Heger 1992 seinem Vater Wolfgang widmete, dessen Spitzname Mimus war. Dass das mit der römischen Bezeichnung für einen „ironi- schen Menschen“ zusammenhing, kann man sich, wenn man Joachim Heger kennt, gut vorstellen. In den 90ern schrieb Robert Parker noch, dass deutsche Wei- ne belanglos und dünn seien. Schon damals nicht wahr, aber dagegen anzukommen war schwer und mit Großen Lagen al- lein ging das gar nicht. Lagennamen standen auch auf dem billigsten Wein und groß waren in Deutschland die Lagen nur noch von der Fläche her. Also machten viele Winzerinnen und Winzer aus der Not eine Tugend und erfanden Namen. Manchen war es egal, dass sie den Wein nur noch als „Land- wein“ verkaufen durften. Eine Vorgehensweise, die auch in der Toskana Schule machte: Wein so machen, dass er gut ist, und nicht, wie ein schlechtes Weinbaugesetz es vorschreibt. Der Mimus entwickelte sich bald zu einem Verkaufsschlager. Er war nicht zu hochpreisig. Er war (und ist es noch) für ei- nen deutschen Pinot verdammt gut und für viele, die die Nase über deutsche Pinots rümpften, war er der erste ernstzuneh- mende deutsche Rotwein. Seit einigen Jahren hat der Mimus seine Heimat gefunden. Er war zwar schon immer aus den Trauben des Winklerbergs, aber jetzt wird er auch offiziell als 1er Cru mit Lagenbezeichnung vermarktet. Wie immer ist er sehr fein, aber auch etwas wild. Johannisbeeren, Hagebutten, Wildkirschen, mit etwas Reife kommen auch die Sous-Bois- Noten und die feine Säure tritt hinter den Tanninen hervor. Ein echtes Preis-Genuss-Wunder mit Geschichte!

»EIN BESONDERER SPÄTBURGUNDER VOM KAISERSTUHL MIT ELEGANTEN HOLZ- AROMEN. JETZT AM HÖHEPUNKT!« Niklas Steinert

SPAZIERGANG MIT SICHT AUF DEN KIRCHTURM IN IHRINGEN

16–18 °C

10370-18

0,75 l

jetzt bis 2027

1 l = 38,13 €

28,60 €

2022 OKTAV GRAUBURGUNDER TROCKEN Weinmachen ist wohl ein wenig wie Musikkomponieren. Statt auf Instrumenten zu spielen, nutzen Winzerinnen und Winzer aber das, was die Natur ihnen gibt: Boden, Klima, Reben. Diese Gegebenheiten werden ganz individuell inter- pretiert und genutzt. Vielleicht hat Joachim Heger seine Einstiegslinie daher Oktav genannt. Der Begriff stammt nämlich aus der Musik. Dieser Grauburgunder ist ein abso- luter Klassiker. Sehr fein und fast schlank, mit gelben Früch- ten und Anklängen an kandierte Zitrusfrüchte. Melonenaro- matik und eine saftige, mit feiner Säure durchzogene Art.

2022 WEISSBURGUNDER NEUN LINDEN Bei unseren Kunden heißt es oft: „Grauburgunder geht im- mer!“ Stimmt, aber seinen Verwandten Pinot blanc sollte man deshalb nicht aus den Augen verlieren. Wer es etwas eleganter mag, einen Hauch mehr Mineralik und Frische sucht, wird beim Weißburgunder fündig. Vor allem wenn er aus einem so guten Hause stammt. Der Neun Linden bril- liert mit frischen feinen Früchten wie Mirabellen und Pfirsi - chen, zeigt Anklänge an Amalfi-Zitronen und einen feinen mineralisch burgundischen Background. Das alles sehr ent- spannt und mit einer frühlingshaften Leichtigkeit.

DER IHRINGER WINKLERBERG ... galt lange als der wärmste Ort Deutschlands. Was mal alle mit einem „Toll!“ quittierten, löst heute eher Besorgnis aus. Der Vulkan, der ihn aus dem Rheingraben erhoben hat, braucht jedenfalls niemandem mehr Angst zu machen, er war vor etwa fünf Millionen Jahren aktiv. Im Osten, also an der A 5, überwiegen übrigens horizontal lagernde Sedimentgesteine und im Norden ist der Vulkan von einer bis zu 40 m dicken Lößschicht be- deckt. Im Prinzip nichts anderes als angewehter Sand und Staub ...

10191-22

8–10 °C

0,75 l

8–10 °C

14056-22 1 l = 15,87 €

0,75 l

1700 Sonnenstunden

4000 ha Weinberge

Ausdrucksstarke Weine

jetzt bis 2025

1 l = 14,27 €

jetzt bis 2026

10,70 €

11,90 €

Rotwein

Roséwein

Weißwein

Schaumwein

Rosé-Schaumwein

Biowein

NatWine

SEPTEMBER 2023

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