IJAB journal 1|2022: Nachhaltig unterwegs

IM FOKUS – Nachhaltig unterwegs

INTERVIEW

Nachhaltigkeit muss von oben kommen Ein Interview mit Mari Puranen Für die Finnish Youth Centres’ Association ist Nachhaltigkeit nichts neues und Umweltbildung gehört seit langem zu ihren Lernzielen. Warum das so ist, erklärt Mari Puranen, Koordinatorin für den internationalen Austausch, im Interview.

IJAB: Mari, kannst du uns kurz etwas zu deiner Organisa- tion und deiner Rolle sagen?

Interessant, dass das Bildungsministerium das von euch verlangt. In Deutschland ist es ja eher umgekehrt: Die jungen Menschen fordern von der Regierung, dass sie aktiver ist.

Die Finnish Youth Centres’ Association ist die Dach­ organisation der 9 nationalen Jugendzentren in Finnland, die in unterschiedlichen Regionen des Landes existieren. Wir werden vom Finnischen Ministerium für Bildung und Kultur gefördert. Die Aktivitäten der Jugendzentren sind ziemlich vielfältig – Umweltbildung und Internationale Jugendarbeit spielen dabei eine wichtige Rolle. Unser Koordinationsnetzwerk versucht den Jugendzentren da - bei zu helfen, sich weiterzuentwickeln. Ich bin dabei für die Weiterentwicklung des internationalen Austauschs zuständig.

Die jungen Menschen sind auch in Finnland sehr aktiv und setzen die Regierung unter Druck. Aber eigentlich sind die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit längst bei der Regierung angekommen. Nachhaltigkeit ist eine Bedingung für staatliche Förderung. Die andere häu - fige Bedingung ist die Entwicklung und Nutzung digita - ler Tools. Berücksichtigt man beides, ist es leichter an Fördermittel zu kommen. Das ist auch wichtig für die Entwicklung der unterschiedlichen Regionen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für euch?

Es ist also wichtig, dass Nachhaltigkeit ein Kriterium für öffentliche Förderung ist?

Nachhaltigkeit gehört zu unseren Werten und hat schon immer einen hohen Stellenwert für uns gehabt. Unsere Jugendzentren liegen alle an besonders schönen Orten mit Wäldern oder Seen und sogar am Meer. Outdoor- Aktivitäten in der Natur bieten sich hier an und das legt den Gedanken an Umweltbildung und Nachhaltig- keit nahe. Wir beziehen dabei auch wirtschaftliche und soziale Aspekte mit ein. Inzwischen verlangt auch das Bildungsministerium von uns, dass wir Nachhaltigkeit berücksichtigen. Aber eigentlich war das nicht nötig, wir haben das schon immer getan, auch wenn das Thema heute mehr an Bedeutung gewonnen hat, als das in der Vergangenheit der Fall war.

Ich denke, ja. Es hilft dabei, Nachhaltigkeit bei jedem Schritt von Planung und Umsetzung zu berücksichtigen und wirkt auf Organisationen auf allen Ebenen. Natürlich ist das nicht immer einfach, denn unsere Regionen sind unterschiedlich aufgestellt. Zum Beispiel recycelt nicht jede Gemeinde den Müll so effizient. In dünn besiedel - ten Gebieten muss der Müll manchmal zu einer 300 Kilo­ meter entfernten Sortieranlage gebracht werden. Unsere Vorgaben stoßen daher nicht bei jeder Gemeinde auf Gegenliebe.

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