IJAB journal 1|2022: Nachhaltig unterwegs

IJAB journal 1|2022

Interviewpartnerin Mari Puranen

Wie geht ihr im internationalen Austausch mit dem Thema Nachhaltigkeit um? Schon An- und Abreise werfen ja Fragen auf.

Das setzt bei Organisator*innen und Teamer*innen viel Wissen voraus. Wo kann das herkommen?

Das stimmt. Zu den Verrücktheiten beim Fliegen zählt zum Beispiel, dass Flüge über die Drehkreuze der Airlines oft billiger sind als Direktflüge – und dabei fallen dann natürlich mehr Flugkilometer an. Die Mehrkosten bei Di - rektflügen können wir aber nicht an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchreichen, wenn wir allen jungen Menschen ermöglichen wollen, von unseren Angeboten zu profitieren. Wir brauchen also mehr Geld. Hätten wir mehr Zeit – und auch die kostet Geld – wären Züge eine Alternative, aber nicht jedes Ziel lässt sich mit dem Zug erreichen. Wenn im Austausch etwas gelernt wird, ergibt es aus meiner Sicht Sinn, Flüge in Kauf zu nehmen. Man muss sich zunächst ein Bild vom Vorwissen der Teilneh - menden machen. Dann kann man gezielt mit ihnen ar- beiten und ihnen zum Beispiel etwas über Recycling bei - bringen. In internationalen Gruppen staune ich immer wieder über die großen Unterschiede. Wir hatten einen Austausch mit jungen Menschen aus Irland. Sie berich - teten, dass ihre Kommune überhaupt nicht recycelt und entsprechend gering war ihr Wissen. Außerdem achten wir darauf, dass die Orte, an denen wir Austausche orga - nisieren, für Nachhaltigkeit zertifiziert sind. Auch die An- und Abreise muss im richtigen Verhältnis zu den Lernzie - len stehen. Ein Austausch von zwei oder drei Tagen ist unsinnig. Für Flüge leisten wir Ausgleichszahlungen.

Es gibt jede Menge Qualifizierungsangebote in Form von Trainings und Seminaren für Jugendarbeiter*innen über Erasmus+. In Finnland hat die Nationale Agentur Trai - nings, wie Erasmus Goes Greener, angeboten. Ich denke, das ist in vielen Ländern in Europa so. Viele kleinere Organisationen sind beim Personal schwach aufgestellt. Deren Leitungen sind möglicher- weise nicht begeistert, wenn Mitarbeitende Fortbil- dungen in Anspruch nehmen. Hast du Argumente, sie zu überzeugen? Wenn die Förderung an Nachhaltigkeit gebunden ist, fangen Leitungen an nachzudenken. Die EU macht in diese Richtung Druck und die jungen Menschen tun es auch. Zertifikate für nachhaltiges Wirtschaften sind eben - falls ein gutes Druckmittel, wenn die Förderung an sie geknüpft ist. Nachhaltigkeit muss von oben kommen.

Kontakt Mari Puranen

The Finnish Youth Centres’ Association Developer of International Youth Work

Mail: mari.puranen@snk.fi

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