04-2019 D

«Warum tut ihr euch das an?» Als Familie im Kurzeinsatz In einem neuen Alltag zurechtfinden

«Warum geht ihr als Familie für ein Jahr ins Aus- land, wenn ihr beide eine gute Stelle und ein Ei- genheim habt? Wieso reisst ihr eure Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld und wollt in ein Land reisen, in dem sie weder die Sprache beherrschen noch die Gepflogenheiten der Kultur kennen?» Diese Fragen wurden uns oft gestellt. Tja, warum eigentlich? Auch ich konnte mir nie vorstellen, mit Kindern einen Auslandeinsatz zu machen. Das wäre doch alles viel zu kompliziert mit der Schule, und dann ein Leben ohne ihre Freunde und ohne die gewohnten Freizeit- aktivitäten…Doch irgendwann, es muss wohl so um meinen 40. Geburtstag gewesen sein, hatte ich den Eindruck, dass es vielleicht doch nicht so abwegig wäre, als Familie ein solches Abenteuer zu wagen. Ich wurde in den folgenden Wochen durch Predig- ten, Lieder und Bibelverse ermutigt, diesen Schritt zu riskieren. Die Kids reagierten unterschiedlich Wir informierten unsere drei Kinder schon früh und bezogen sie in die Vorbereitungen mit ein. Janic, un- ser Ältester, war überhaupt nicht einverstanden mit unseren Plänen – wir konnten ihm doch nicht seine Freunde wegnehmen und nach Kambodscha reisen, wo er überhaupt niemanden kannte! Doch mit der Zeit gewöhnte er sich an den Gedanken. Jona, unser mittlerer Sohn, fand die Idee von einem Auslandauf- enthalt auch nicht gerade super, doch er akzeptierte unseren Entscheid schnell. Und für unseren Jüngs- ten, Lias, war es kein Problem. Nach eigenen Anga- ben wollte er einfach dort sein, wo Mama und Papa sind. In der Vorbereitungszeit sprachen wir viel über Kambodscha und malten uns aus, wie es werden könnte. Die Recherchen über das uns noch fremde Land waren spannend und weckten Vorfreude. Auch hatten wir die Möglichkeit, Lukas, den Gründer von Lighthouse Battambang, persönlich zu treffen. Die- ses Gespräch sowie das Treffen mit Elias, einem Lang- zeitmitarbeiter vom Projekt, wischten die Bedenken endgültig weg.

Und dann ging es los! Die ersten zwei Monate im Ein- satz waren sehr intensiv. Es war ja nicht nur für die Kinder alles neu und fremd, auch wir Eltern muss- ten uns erst einmal orientieren und zurechtfinden. Seit wir eine Art Tagesstruktur haben und auch die Kinder mit der Schule gestartet haben, ist es für alle einfacher. Die beiden älteren werden nach dem Homeschooling-Modell von einer Lernhelferin un- terrichtet, was eine tolle Sache ist. Lias besucht den Kindergarten von YWAM (Youth With A Mission). Für ihn war der Einstieg ziemlich happig, da er zu Beginn praktisch kein Englisch sprach. Dank der grossartigen Unterstützung seiner Lehrerin und dem Vorteil, dass man als Kind eine Fremdsprache ziemlich schnell er- lernt, fühlte er sich bald wohl in der Klasse und geht nun mit viel Freude in den Unterricht. Eine grosse Herausforderung ist das Knüpfen von Beziehungen, gerade für die Kinder. Wenn wir in den Park Fussball spielen gehen, findet sich immer irgendjemand, der mitspielen möchte. Doch bis jetzt haben sich daraus keine tieferen Freundschaften entwickelt. Diese Situation hat aber das Band unter den drei Brüdern gestärkt und uns als ganze Familie einander nähergebracht. Weil … Wir sind sehr froh, diesen Schritt gewagt zu haben. Wenn wir wieder nach Hause kommen, können wir die «Warum»-Fragen noch besser beantworten: Weil es spannend ist, ein neues Land und eine neue Kul- tur kennenzulernen. Weil wir gerne unser Leben mit anderen Menschen teilen und auch an ihrem Leben teilhaben möchten. Weil so ein Einsatz den Horizont erweitert. Weil diese Zeit uns als Familie zusammen- schweisst. Weil wir Gott gehorchen möchten ... Petra HAUTLE schrieb diesen Artikel während ih- rem einjährigen Einsatz im Lighthouse Battambang, Kambodscha. Inzwischen ist sie mit ihrer Familie wie- der in der Schweiz.

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