04-2019 D

EIN blick in die homebase Von Lieblingsbewerbern und Vorbereitungen Interviewmit Beatrice Ritzmann, Personalleiterin SAM global

tauscht und mögliche Einsatzmöglichkei- ten besprochen werden. Dann gibt es für beide Seiten eine Bedenkzeit – und wenn beide sich einen Einsatz vorstellen können, werden Formulare ausgefüllt und Referen- zen eingeholt. Bei einem zweiten Gespräch schauen wir gemeinsam mit den Bewerbern, was sie für eine optimale Vorbereitung noch brau- chen: Sprachaufenthalt, Tropenkurs, inter- kulturelle oder theologischeWeiterbildung, Seelsorge, ärztliche Abklärungen, hand- werkliche oder medizinische Schulung, Besuche vor Ort … das ist sehr individuell. Ein Bewerber hat beispielsweise einmal ein Praktikum bei einem Metzger gemacht, um vor Ort das Fleisch selber bearbeiten zu können. Bei Kindern klärt man die Schulsi- tuation ab. Grundsätzlich ist es ideal, wenn man mindestens ein Jahr Zeit hat, um alle Vorbereitungen in Ruhe durchzuführen. Bei Ehepaaren oder Einzelpersonen reichen unter Umständen auch vier bis sechs Mo- nate, wenn sie bestimmte Voraussetzungen wie beispielsweise Sprachkenntnisse be- reits mitbringen. Familien und Einzelpersonen in einem Team – kann das gut kommen? Ja! Da man aber oft sehr eng miteinander unterwegs und aufeinander angewiesen ist, ist es wichtig, dass allen bewusst ist, dass die anderen Personen andere Bedürf- nisse und Herausforderungen haben. Bei einer Familie stehen zum Beispiel gesund- heitliche Aspekte oft im Zentrum, während es für einen Single wichtig ist, dass er An- schluss findet. Es ist ein Geben und Nehmen – dafür braucht es Austausch. Man kann sich aber auch gut gegenseitig unterstützen: Zum Beispiel kann das ganze Team mithelfen, sich teilzeitlich um die Kinder zu kümmern, wodurch sich beide Eltern im Projekt enga- gieren können. Und Einzelpersonen gehö- ren in einem Team meist automatisch zur Familie.

Du erhältst ein Mail mit einer Bewerbung. Worauf hoffst du – auf einen Single, ein Ehepaar oder eine Familie? Welches sind deine «Lieblingsbewerber»? Beatrice: Es gibt keine Lieblingsbewer- ber, was den Familienstand anbelangt. Es kommt immer sehr auf den Einsatzort, die Stellenbeschreibung, die Infrastruktur und das Team vor Ort an. Pioniersituati- onen weit weg von aller Zivilisation sind meistens besser geeignet für Einzelperso- nen oder Ehepaare, da sie flexibler sind. Familien hingegen können in grösseren Ortschaften und Städten oftmals einfacher Kontakte aufbauen, da durch die Kinder automatisch Beziehungen zu anderen Fa- milien entstehen. Schlechte Gesundheitsversorgung, keine gute öffentliche Schule, viel Aufwand – für Familien hört sich ein Einsatz nicht beson- ders attraktiv an. Es gibt auch viele Vorteile: Für Kinder ist es häufig paradiesisch, im Ausland aufzu- wachsen. Sie geniessen viel Freiheit, sind oft in der Natur und lernen, mit einfachen Sachen kreativ zu leben. Es ist ein sehr abenteuerliches Leben und eine grosse Horizonterweiterung, was viele schätzen! Auch daran darf man als Eltern denken. Da man als Familie gemeinsam in einem Projekt tätig ist, arbeitet man Seite an Sei- te und erlebt etwas zusammen, während in Europa meist jeder seinen eigenen Weg geht. Der Einsatz wird zum Familienpro- jekt – das schweisst zusammen und ist sehr wertvoll. Wie unterscheiden sich der Bewerbungs- prozess und die Vorbereitungen von Familien und Einzelpersonen? Grundsätzlich ist das bei allen sehr ähnlich – bei einer Familie müssen einfach mehr Personen berücksichtigt werden. Zuerst gibt es ein offenes Erstgespräch, bei dem Erwartungen und Vorstellungen ausge-

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