03 | 2022 SAM FOCUS
Ein Leben lang 30 Jahre im Einsatz S. 5
In seinen Armen Umgang mit Leid S. 9
Nachhaltig – aber wie? S. 6 ES LOHNT SICH!
EDITORIAL
INHALT 02 Editorial
Luisa Vonarburg Redaktionsverantwortung SAM focus
Luisa Vonarburg
03 Ganz persönlich Nathanja H.
In diesem SAM focus gehen wir der Aussage «Es lohnt sich!» auf den Grund. Als SAM global haben wir dieses Thema zu unserem Jahresthema gemacht. Wir sind über- zeugt, dass sich eine Auseinandersetzung mit den Themen Erfüllung und Zufriedenheit und der unendlichen Suche danach lohnt. Denn es gibt so viele verschiedene Fakto- ren, die einen Einfluss auf unsere Entscheidung oder Ein- schätzung haben. Unsere Autorinnen und Autoren haben daher versucht, aus ihrer persönlichen Sicht mit ihrer eige- nen Erfahrung herauszufinden, was sich tatsächlich lohnt. Persönliche Gedanken Und wenn dieses Thema schnell einen philosophischen Hauch bekommen kann, ist es mir ein Anliegen, dass wir nah beim Leben bleiben. Denn diese Frage, ob und was sich tatsächlich lohnt, bestimmt gewissermassen unser Le- ben. Oder nicht? So erlebe ich es momentan selber, dass ich mich gegen Ende meines Studiums frage, ob es sich auch wirklich lohnt. Lohnt sich der Verzicht auf Freizeit, auf ein höhe- res Arbeitspensum oder auf mehr Flexibilität? Ich denke, dass ich mir diese Frage wohl zu früh stelle. Oder nicht? Minuten für dich Während die Welt um uns herum wohl je länger je mehr ein wenig verrückt spielt, soll dieser SAM focus deine Ge- dankenwelt für ein paar Minuten auf dich und Gott len- ken. Mit Geschichten unserer Autorinnen und Autoren sollst du inspiriert werden, eine langfristige Sicht für dein Leben zu bekommen. Denn das braucht es. In diesem Sinne wünsche ich dir, dass es sich lohnt, dass du dir diese Minuten gönnst und in die Welt unserer Ein- satzländer eintauchst.
04 Ganzheitliche Erfüllung Pastor Aristarque
05 Ein Leben lang im Einsatz Hannah W.
Leben
06 Nachhaltiger Michelle Pfister
08 Nach 20 Jahren ProVIDA adeus Beatrice Ritzmann
09 In seinen Armen. Sarah Gauthey
10 ausWIRkung 11 Informiert sein
Luisa Vonarburg, Kommunikation
PS: Hast du unseren Blogbeitrag zu unserer inklusiven Schreibweise schon gelesen?
Publikationen von SAM global
www.sam-global.org/news/gemeinsam-uberdacht
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GANZ PERSÖNLICH
12 Was wir zurücklassen Cédric Ch.
Überlegst du dir, einen Einsatz mit SAM global zu ma- chen? Ich war in derselben Situation und fragte mich, ob es sich lohnen würde, meine Familie, meine Freunde, mein Umfeld und die gewohnte Kultur zu verlassen. Wie wür- de es sein? Mit gefühlt 1000 Fragen fuhr ich nach Win- terthur in das SAM global-Büro, die Homebase, für das erste Gespräch. Es wurde mir versichert, es würde sich lohnen! Ich dachte mir: «Mal schauen ...» Nun, über ein Jahr nach diesem Gespräch, kann ich sa- gen: «Ja, es lohnt sich!» Es ist eine Bereicherung für mein Leben. Ich erlebe Gott oft anders und auch bewusster als in meinem bisherigen Leben. Ich habe schon öfters Be- wahrung erlebt, als ich mit dem Mototaxi unterwegs war und dachte: «Jetzt kracht es gleich.» Oder wie Gott mir im richtigen Moment die Kraft und Motivation gab, um meine Aktivitäten mit den Kindern, die immer viel mehr Energie haben als ich, zu leisten. Aber auch die neue Kul- tur zu entdecken, ist spannend: die Pünktlichkeit, die nicht ganz der schweizerischen entspricht, die nicht immer so gemeinten Versprechungen oder das andere Essen. Und wir durften beispielsweise als Team an einer Hochzeit teil- nehmen und dieses Fest ist kaum vergleichbar mit schwei- zerischen Hochzeiten. Ab und zu darf ich Freunde oder die Fahrer der Mototaxis, die ich öfters bestelle, besuchen und werde liebevoll belächelt wegen meinen geringen Pu- lar-Sprachkenntnissen. Was mich hier immer wieder zum Staunen bringt ist die wunderbare Natur, die oftmals etwas versteckt liegt, aber unglaublich schön ist. Den Wasserfall
13 Muss es sich immer lohnen? Albert Zimmerli
14 Eine wichtige Frage Simon G.
14 Ein historischer Moment Jürg Pfister
15 JOBS
Arbeiten bei SAM global
16 Pinnwand
Personalbewegungen
auf dem Bild bringe ich mit einem richtigen Abenteuer in Verbindung: Um ihn zu errei- chen, mussten wir uns durchs Gebüsch kämpfen, über lie- gende Baumstämme klettern und durch einen Fluss waten. Aber wie man sieht, hat auch das sich gelohnt. Nun bin ich schon eine ganze Weile hier und es lohnt sich so sehr, dass ich meinen Einsatz sogar verlängere.
18 Finanzpuls
Peter Röthlisberger
Zum Titelbild dieser Ausgabe:
Die beiden Frauen sind Palm- kernöl Produzentinnen. Sie haben Mitten in der Stadt Kissidougou ihr Geschäft. Grundsätzlich lassen sich die Menschen hier gerne foto- grafieren, diese waren etwas scheu und doch auch stolz.
Nathanja H. Kurzzeiterin bei ActionVIVRE Süd Guinea
Aus Sicherheitsgründen verzichten wir bei unseren Mitarbeitenden im Ausland auf den Nachnamen.
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EIN LEBEN LANG IM EINSATZ Im kommenden Oktober sind es 40 Jahre, seit ich das erste Mal nach Kamerun ausgereist bin. Mit- te März diesen Jahres, am Tag
Vom Wandel der Zeit Vor 40 Jahren herrschte in der transkul- turellen Arbeit noch der Gedanke vor: «Wir bringen den Afrikanern etwas.» Gemeint war die Hoffnung, die Nach- richt vom Gott der Liebe, der durch Je- sus eine Beziehung zu ihm möglich ge- macht hat. Doch wie vermittelt man diese Botschaft auf Augenhöhe? Wie helfen wir unseren Gastgebenden, die- se zu verstehen, ohne sie zu bedrän- gen? Und wie leben wir sie im Alltag vor? Mehr und mehr entdeckten trans- kulturelle Mitarbeitende und Einheimi- sche, dass wir voneinander lernen und uns gegenseitig ergänzen können. Bei- spielsweise sind Beziehungen in Afrika wichtiger als Pünktlichkeit. Und Afri- kaner/innen können besser als wir mit widrigen Gegebenheiten leben und ge- duldig sein. Was sich bestimmt gelohnt hat, war die Investition in Ausbildung und Beglei- tung. Zusammen mit transkulturellen Kolleg/innen haben wir in der medizini- schen Arbeit über Jahre und Jahrzehn- te afrikanische Mitarbeitende ausgebil- det, sie in Überlegungen und Planungen einbezogen. Schrittweise übernahmen sie Verantwortung und wir haben sie gecoacht. Meist wurden Schulabgänger/innen in einer internen Ausbildung an die Auf- gaben in den Kliniken herangeführt. Von einer theoretischen Schulbildung mit viel Auswendiglernen geprägt, war es neu für sie, das Gelernte umzuset- zen. Entsprechend gross war die Ent- deckung, wie interessant Lernen sein kann, wenn es eine logische Verbindung
zum Alltag und zur Arbeit gibt! Inzwi- schen haben viele dieser Personen Di- plome erworben und mehrere sind Lei- tende von Geburtenstationen, Labors oder ganzen Klinik-Teams und machen ihre Sache richtig gut. Seit mehreren Jahren liegt die Gesamtverantwortung der medizinischen Arbeit in afrikani- schen Händen. Daher konnte ich mich vermehrt anderen Aufgaben widmen. Sich gegenseitig bereichern Oft ist ein langer Atem nötig, um Ver- änderungen zu bewirken. Einsatzleis- tende haben bei einem längeren Ein- satz die Chance, Kultur und Sprache gut kennenzulernen. Gegenseitiges Ver- trauen kann entstehen und wachsen. Und vielleicht sind mit der Zeit auch Früchte der Anstrengungen zu sehen. Kurzzeit-Mitarbeitende können durch Fachwissen oder neue Ideen Teams be- reichern oder Langzeitmitarbeitenden Freiräume schaffen, damit diese sich auf ihre Aufgaben und Kontakte kon- zentrieren können. Ob und was sich gelohnt hat, das kann allein Gott beurteilen! Meinerseits kann ich jedenfalls sagen: ich betrachte die vielen Jahre in Afrika als grosse Berei- cherung.
meiner Rückkehr von meinem letz- ten offiziellen Kamerun-Einsatz, lautete der Bibelvers des Tages: «Gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott, ge- leitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste … um zu erkennen, was in deinem Herzen ist.» 5. Mose 8,2 40 Jahre war auch ich unterwegs – aber 40 Jahre Wüste? Sicher, es gab Zeiten der Trockenheit, Schwierigkei- ten, Konflikte, Erschöpfung und Rück- schläge. Aber es war der Weg, der für mich bestimmt war. Es gab Schwäche und Zweifel, und manches Mal war ich enttäuscht über mich selbst. Aber Jesus war da, er hat mich nie verlassen. Hat es sich gelohnt? In den 40 Jahren habe ich gelernt, anpassungsfähig zu sein: Das ständige Hin und Her zwi- schen verschiedenen Kulturen; das Zu- hausesein in so unterschiedlichen Wel- ten – oder das Nichtwissen, wo ich zuhause bin; schöne und auch heraus- fordernde Teamkonstellationen; Be- reicherung durch Mitarbeitende aus ganz verschiedenen Kulturen; immer wieder Abschied nehmen von lieb ge- wordenen Kolleg/innen und Bezugs- personen; das Entdecken einer ande- ren Kultur und Denkweise; interessante Aufgaben erfüllen mit immer wieder anderen Schwerpunkten; faszinierende Landschaften verbunden mit dem Aus- halten der grossen Hitze usw.
Hannah W. Ehem. in Kamerun im Einsatz
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adeus auf Wiedersehen
NACH 20 JAHREN ProVIDA –
während einigen Monaten oder mehr- heitlich auch mehreren Jahren ein neu- es Zuhause fanden.
letzten Jahren verändert und der Pro- zess der Nationalisierung schreitet wei- ter voran. So ist beispielsweise in der Favela Jurunas eine Gemeindeaufbau- arbeit im Gange, welche stark vom Pro- VIDA-Team geprägt und unterstützt wird. Die Vision des brasilianischen Teams für Gemeindebau entspricht nicht ganz derjenigen von SAM global. Aus diesem wie auch aus verschiedens- ten anderen Gründen hat sich SAM glo- bal entschieden, die volle Verantwor- tung für das Projekt per Ende Jahr an den brasilianischen Verein zu übertra- gen. Dies ist eine grosse Herausforde- rung für das Team von ProVIDA, denn momentan ist noch unklar, ob und wie sie die finanziellen Mittel aufbringen werden. Es ist jedoch ermutigend zu se- hen, wie seit Bekanntgabe dieser Ent- scheidung einige brasilianische Spen- der/innen gewonnen werden konnten und lokale Gemeinden etwas mehr Ver- antwortung übernehmen. So sind wir mit dem ProVIDA-Team in diesen Mo- naten in einem intensiven Prozess des Austausches und des Coachings. Wir wünschen uns sehr, dass die Ar- beit von ProVIDA, auch wenn in einer anderen Form, noch lange weiterge- hen darf und weiterhin viele benach- teiligte Menschen Veränderung erleben dürfen. Wir werden auch in Zukunft eine freundschaftliche Beziehung pfle- gen, auch wenn unsere Zusammenar- beit dann offiziell enden wird.
Das ProVIDA wurde im Juni 2002 als brasilianischer Verein gegrün- det mit der Vision, benachteilig- ten Kindern und Jugendlichen der Grossstadt Belém zu einem würde- vollen Leben zu verhelfen und sie in Familie, Gesellschaft und Kirche zu integrieren. Die Mitarbeitenden von ProVIDA be- gannen die Kinder und Jugendlichen in den Favelas (Slums) zu besuchen. Ver- schiedene Freizeit- und ausserschulische Programme wurden ins Leben gerufen, um die Kinder in der Schule zu unter- stützen (mit Kindergartenprogrammen, Aufgabenhilfe, Alphabetisierung) und um sie in den Zeiten ausserhalb der Schule sinnvoll zu beschäftigen. Mut und Hoffnung für junge Menschen Mit Kinderclubs, sportlichen Aktivitä- ten, diversen Freizeitkursen und Kin- derlager werden die Kinder und Jugend- lichen noch heute nicht nur sinnvoll beschäftigt, sondern auch in ihrer Ent- wicklung gestärkt und in den Lebens- kompetenzen gefördert. Gleichzeitig begegnen ihnen die Mitarbeitenden mit Respekt, Annahme und Liebe. Das ist etwas, was sie in ihrem Alltag sonst nicht oft erleben. Auch die regelmäs- sigen Besuche in den Jugendgefängnis- sen werden sehr geschätzt und manch ein junger Menschen hat dadurch wie- der neuen Mut und Hoffnung für ihr oder sein Leben gefasst. Liebe, Annahme und Förderung erleb- ten auch die über 60 Buben, welche während der 13 Jahre, in denen das Bu- benheim Girassol geführt wurde, dort
Durch diese gelebte Nächstenliebe und die Vermittlung von christlichen Grundwerten und biblischen Geschich- ten lernten viele dieser Kinder und Ju- gendlichen Gottes verändernde Kraft in ihrem Leben kennen und sind seit- her zu gereiften Persönlichkeiten her- angewachsen. Natürlich gibt es auch viele Kinder und Jugendliche, die trotz der Bemühungen im Leben «nicht Fuss fassen konnten» oder in die Kriminalität abgerutscht sind. Trotzdem sind sich die Mitarbei- tenden einig, dass sich die Investition in diese jungen Menschen lohnt und ge- lohnt hat, weil die positiven Ergeb- nisse überwiegen! Übergabe nach 20 Jahren Vieles hat sich im Projekt in den
Beatrice Ritzmann Länderverantwortliche Angola und Brasilien, Leiterin Personal
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WAS WIR ZURÜCKLASSEN Vor fast vier Jahren sind wir in Kissidougou, Guinea, angekommen. In den ersten Wochen hat uns eine Fra- ge sehr beschäftigt: «Lohnt es sich, hier zu sein? Lohnt es sich, dass wir unsere Familie entwurzelt haben, ins- besondere unsere Kinder im Alter von neun und elf
lassen didaktisches Material und ausgebildete Personen zu- rück, die die Menschen sensibilisieren. Der Kampf gegen die Beschneidung ist ein langer und schwieriger Kampf, aber wir sind überzeugt, dass es sich lohnt, ihn fortzusetzen. In diesen vier Jahren ist unsere Partnerkirche durch eine tiefe Krise gegangen – und geht immer noch durch sie hindurch. Es gab Zeiten, in denen wir uns fragten: «Welchen Sinn hat es, Pastoren auszubilden und Leitende zu fördern?» Aber wir haben immer wieder Männer und Frauen getroffen, die Gott von ganzem Herzen dienen wollten und sein Wort in die Tat umsetzten. Auch hier lohnt es sich, mit Glauben und Hoff-
Jahren, um uns in einer kleinen Stadt im Busch, 600 km von der Hauptstadt entfernt, wiederzufin- den?» Heute lautet die Antwort ganz klar: «Ja, es hat sich gelohnt!» Im Blick auf das Familienleben hat es schwierige Momente gegeben, aber wir haben enorm viel ge- lernt, und zwar wir alle vier. Wir haben Zeiten des intensiven Austauschs und der Einheit erlebt. Wir haben zusam- mengehalten, um schwierige Phasen durchzustehen, beispielsweise wenn jemand krank war oder Mühe hat- te, Freunde zu finden, oder das Trink- wasser aus dem Hahn vermisste. Un- sere Liebe zueinander ist gewachsen, genauso wie die zu Gott, dessen Güte und Treue wir (wieder)entdeckt ha- ben. Es ist nicht leicht, alles zu verlassen, aber es lohnt sich! Im Bereich der Arbeit waren wir an der Entwicklung von Projekten unserer Partnerkirche, der Evangelisch-Protestanti- schen Kirche Guineas (EPEG), beteiligt, insbesondere für die Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM). Wir durften erleben, dass viele junge Mädchen vor diesem schrecklichen Brauch bewahrt wurden. Wir haben gesehen, wie Beschneiderinnen mit dieser Tätigkeit aufhörten und wie viele Frauen und Männer verstanden, wie zerstörerisch diese Tradition ist. Wir haben gehört, wie führende NGOs, die sich in diesem Bereich einsetzen, die bedeutenden Fortschritte der EPEG lobten, während dieser Brauch in anderen Teilen des Landes nur sehr wenig zurückgedrängt werden konnte. Wir
nung dranzubleiben. Jesus Christus braucht seine Kirche, um das Salz der Erde und das Licht der Welt zu sein.
Zeitweise schien es uns, dass ein Pro- jekt nur schwer vorankam. Das war beispielsweise bei demjenigen zur Gründung von Spargruppen und Kleinstunternehmen der Fall. Den- noch konnten wir Werte wie Vertrau- en und Ehrlichkeit vermitteln und die Gruppen haben verstanden, dass Be- ziehungen die Grundlage für Erfolg sind. Auch hier hat sich die Mühe gelohnt. In der Zeit des Abschieds haben wir manchmal an den Früch- ten unseres Engagements gezweifelt. Jedoch drückten meh- rere Familien es sinngemäss so aus: «Selbst wenn ihr nur für uns nach Guinea gekommen wärt, hätte es sich gelohnt!» Dafür sind wir sehr dankbar.
Cédric Ch. Ehem. in Guinea im Einsatz
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MUSS ES SICH IMMER LOHNEN?
wir können uns dem Einfluss unserer Umwelt nur schwer entziehen. Zu oft konzentrieren wir uns so stark auf das, was um uns herum läuft, dass wir da- bei unser Innenleben vernachlässigen. Dieses «immer mehr, immer schneller
wenn wir die ganze Geschichte kennen, dass es sich gelohnt hat. Ich denke an Joseph, der jahrelang weggesperrt war – und Gott durch ihn eine ganze Nation vor dem Hungertod bewahrte. Oder an Paulus, den Gott 13 Jahre im Verborge-
Wer bewertet, ob sich etwas lohnt oder nicht, ob es von Nutzen ist, ob sich der Aufwand rechtfertigt. Wer oder was entscheidet hier und noch spannender: Wer darf hier entscheiden? Was sich lohnt, kann sehr subjektiv sein. Für manche ist das lange Warten an der Kasse, um ein Ticket für ein Fuss- ballspiel zu bekommen, durchaus ren- tabel. Andere sind bereit, um 4 Uhr in der früh aufzustehen, um einen Sonnen- aufgang zu bewundern. Eben, weil es sich lohnt, weil der Aufwand als kleiner eingeschätzt wird, als der zu erwarten- de Gewinn. Wir stützen unsere Bewer- tung, ob sich etwas lohnt oder nicht, oft auf Erfahrungen oder wir orientie- ren uns an unseren Idealen und Wert- vorstellungen. Ist schneller wirklich immer besser? Dass es sich lohnen muss, zieht sich durch alle Lebensbereiche: von der Be- rufswelt über unsere Freizeit bis hin in unsere Gemeinden und sogar in un- ser geistliches Leben. Eine möglichst hohe «Rendite» soll erreicht werden. Nicht nur die Internetanbieter werben mit Geschwindigkeit – immer schnel- ler soll alles sein und wir wollen mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel bekommen oder erreichen. Das passiert nicht immer bewusst, aber
und immer besser» kann sogar gefähr- lich werden. Dann nämlich, wenn es nicht mehr möglich ist, sei es zum Bei- spiel durch Krank- heit, durch Umstän- de oder nicht mehr vorhandene Kraft. Und dann?
nen formte, um ihn für seine wichtigen Aufgaben vorzu- bereiten. Und wie war das bei Jesus selber. Erst im Al- ter von 30 Jahren hat er für drei Jahre gewirkt. Hätte Je- sus nicht mehr er-
Zu oft konzentrieren wir uns so stark auf das, was um uns herum läuft, dass wir dabei unser Innenleben vernach- lässigen.
reicht, wenn er zehn Jahre lang hätte wirken können? Nein, Jesus war der einzige, der hundertprozentig im Wil- len Gottes lebte. Er tat nur das, was er den Vater tun sah (Johannes 5,19). Er wusste, was wann dran ist, immer. Und hier liegt der Schlüssel, das Geheim- nis der Effizienz in der Nachfolge von Jesus Christus: Das zu tun, was Gott für uns vorbereitet hat (Epheser 2,10). Ein einziges Wort, im Willen Gottes ge- sprochen, kann Situationen zum Gu- ten verändern und sich in Gottes Au- gen «lohnen». Diese Tatsache entlastet und motiviert.
Ein Blick in die Natur lehrt uns, dass es eigentlich anders gedacht wäre. Dort finden wir neben der Erntezeit auch Ruhephasen sowie Zeiten des Blühens und des Reifens. Aber die Fähigkeit, Zeiten des Wartens, oder wie die Bi- bel sagt «des Harrens» auszuhalten, ist uns weitgehend verlorengegangen. Zu gross ist die Angst, Zeit zu verlie- ren oder zu vergeuden. Gott rechnet nicht betriebswirtschaftlich! Oder doch? Aber Gott füllt Begriffe wie Rendite, lohnenswert oder Effizienz ganz anders als wir. Bei vielen Menschen in der Bi- bel erkennen wir erst im Nachhinein,
Albert Zimmerli Sekretariatsleiter
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FINANZPULS
Peter Röthlisberger Co-Leiter Finanzen
Lohnt es sich? Wie viel sollen wir investieren? Wie schnell soll ein Ertrag sichtbar sein? Lohnt es sich überhaupt? Diese Fragen stellen wir uns insbesondere in Arbeitsgebieten, welche wir neu am Auf- bauen sind oder bei welchen wir mitten in der Übergabephase an Einheimische stehen. Jesus erzählte das Gleichnis eines Sämanns, welcher Getreide aussäte. Mehrere Körner fielen unter die Dornen, auf felsigen Boden, oder auf den Weg und konnten keine Frucht bringen. Doch die Saat, welche auf guten Boden fiel, brachte einen sehr grossen Ertrag. Nicht immer erhalten wir für neue Projekte unmittelbar eine grosse Spen- denzusage, nicht immer ist zu Beginn einer umfassenden Bedürfnisanalyse klar, in welchem Arbeitsgebiet wir den Schwerpunkt setzen sollen. In allem sind wir auf die Gnade und Führung Gottes angewiesen. Wir sind sehr dankbar für alle Spenden, welche im ersten halben Jahr bereits eingegangen sind. Im direkten Ver- gleich zum Vorjahr liegen diese leider um etwa 10 % tiefer. Dies liegt unter anderem an einmaligen Grossspenden und einem Legat, welche im vergangenen Jahr eingegangen sind. Im Vergleich zum Budget haben wir ebenfalls noch eine grosse Hürde vor uns. Es sind leider erst etwa 34 % der Spenden und Legate zusammengekommen, welche für wir für eine ausgeglichene Rechnung benötigen. Das Spendenziel liegt dieses Jahr bei knapp vier Mil- lionen Franken. Die höheren Kosten im Vergleich zum Vorjahr erwarten wir zum Beispiel beim Aufbau neuer Arbeitsgebiete in Asien und bei der Einrichtung für neue Teams in Guinea. Aufgrund der für uns aktuell positi- ven Wechselkursentwicklung auf der einen Seite und der grossen Teuerung in den Einsatzländern auf der ande- ren Seite, wird die Höhe der effektiven Aufwendungen sich noch etwas verschieben. Oft durften wir schon erle- ben, wie Gott uns versorgt hat und eine grosse Lücke im Spendenziel doch noch geschlossen werden konnte. Wir schauen also gespannt und zuversichtlich auf die kommenden Monate. Wir sind überzeugt, dass es sich nach wie vor lohnt, in unsere Projekte und Partnerorganisationen zu investieren, Neues zu starten und Bewährtes auf eine gute und nachhaltige Weise zu übergeben – selbst dann, wenn wir die Frucht noch nicht direkt sehen können. Wir danken euch, dass ihr in dieser herausfordernden Zeit mit uns unterwegs seid. Danke, dass wir auch in der Umstellung auf die neuen QR-Rechnungen für eure Daueraufträge auf euch zählen dürfen. Falls hierbei noch Hilfe benötigt wird, darf man gerne auf uns zukommen.
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Spendenziel 3’960'000
Spendenziel 2’970’000
Spendenziel 1’980’000
Einnahmen 1’340’000
Spendenziel 990’000
Einnahmen 680’000
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3. Quartal
4. Quartal
2. Quartal
1. Quartal
IMPRESSUM Redaktion & Layout SAM global Luisa Vonarburg Druck Jordi AG Herausgeberin SAM global Wolfensbergstrasse 47 CH-8400 Winterthur 052 269 04 69 winterthur@sam-global.org www.sam-global.org Auflage 6’600 Exemplare / vier Mal jährlich Bildquellen Bildarchiv SAM global S. 20 unsplash.com / Gabriel Xu Bankverbindung Schweiz SWISS POST – PostFinance Nordring 8, CH-3030 Bern, Schweiz PC-Konto: 84-1706-5 IBAN: CH58 0900 0000 8400 1706 5 Clearing-Nr.: 09000 SWIFT / BIC: POFICHBEXXX
SAM global, eine christliche Non-Profit-Organisation mit Schwerpunkt Entwicklungszusammenarbeit, sucht zur Verstärkung des Teams in Winterthur per 1. September 2022 oder nach Vereinbarung eine/n CO-LEITER/IN KOMMUNIKATION 60-80 % Aufgaben • Weiterentwicklung und Umsetzung der Strategie des Bereichs Kommunikation mit der Co-Leiterin • Führen von zwei Mitarbeitenden • Verantwortung und Betreuung digitale Plattformen: Webseite (Webflow), Social Media, digitaler Newsletter (mailchimp) und Onlinebegleitung bei Kampagnen • Mitarbeit und Teilverantwortung im Bereich Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit • Medienarbeit • Gemeinsame Ausarbeitung Konzepte für Mailings und Fundraisingkampagnen mit der Co-Leiterin • Stellvertretung der Co-Leiterin in diversen Bereichen von Print (Redaktion und Layout) • Bereichsübergreifendes strategisches Mitdenken und Mitprägen, diverse Leitungsaufgaben und Teilnahme an Sitzungen und Gremien Wen wir suchen • Bildung / Berufserfahrung: Du verfügst über Erfahrung und eine Ausbildung im Bereich Kommunikation, Marketing, Public Relations oder Fundraising • Sprachkenntnisse: Du kommunizierst überzeugend, mündlich wie schriftlich in stilsicherem Deutsch. Franzö- sisch- und Englischkenntnisse sind von grossem Vorteil. • Persönliche Eigenschaften: Du bist eine vertrauenswürdige Führungskraft, denkst vernetzt und zielorientiert und hast gute redaktionelle Fähigkeiten. Du arbeitest zuverlässig, selbständig, strukturiert und bist teamfähig sowie kreativ. Dich mit neuen IT-Programmen auseinander zu setzen begeistert dich. • Werteorientiert: Du identifizierst dich mit den Werten und dem Leitbild von SAM global. Dein Lebensstil ist vom Glauben an Jesus Christus geprägt. • Pluspunkte: Du besitzt Erfahrung im interkulturellen und / oder im NPO Bereich und du hast ein Flair für Ge- staltung und bestenfalls Kenntnisse mit Adobe-Produkten Was wir bieten • Teamwork: Ein dynamisches Team, das sich gemeinsam für ein Ziel einsetzt und sich sehr auf deine Mit- arbeit freut! • Perspektiven: Weil wir deine Fähigkeiten und Talente ernst nehmen und uns dafür einsetzen, dass du dein Potential entfalten kannst, unterstützen wir dich bei Weiterbildungen und Kursen. • Sinnhaftigkeit: Wir bieten dir mehr als ein 0815-Job! Durch deine verantwortungsvolle Tätigkeit unterstützt du unsere Projekte in den Einsatzländern und ermöglichst, dass mit Bildung Leben verändert werden können.
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Setzt euch mit aller Kraft für den Herrn ein, denn ihr wisst: Nichts ist vergeblich, was ihr für ihn tut.
1 Korinther 15,58
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