UNTER DER LUPE
INTERVIEW MIT EINEM ABSOLVENTEN
gen kennen und erfährt, wer einem wo helfen kann und wo man welche Dinge bekommt. In den ersten Tagen habe ich viel mit den Ingenieuren der Entwicklungsabteilung gesprochen. Ich hatte noch nie mit Modelleisenbahnen und deren Umfeld zu tun, habe mir aber die nötige Fachkenntnis in Gesprächen erarbeitet und mich eingelesen. Q: Was war Ihre Aufgabe und wie haben Sie sie gelöst? Wie lange hat das gedauert? A: Das Thema hieß „Entwicklung einer Messeinrichtung zur Geschwindigkeitsmessung“. Es ging um das teilautomatische Einmessen von Modelllokomotiven. Man arbeitet bei der ME eigenständig an seinem Projekt. Wöchentlich gibt es eine kleine Besprechung, bei der sowohl der Betreuer der Hochschule dabei ist als auch Kollegen aus den Fachabteilungen, die man mit seinem Projekt berührt. Da mein Projekt aus der Qualitätssiche- rungsabteilung kam, war auch Herr Mario Csiky immer wieder Besprechungsteilnehmer. Das Zusammentreffen läuft leider seit Corona nicht mehr Angesicht zu Angesicht, sondern virtuell, z.B. über Teams. Man arbeitet eigenständig und überlegt sich, wie man eine Lösung umsetzen könnte. Ich habe mich entschieden, meine Auf- gabe auf Basis eines Arduino anzugehen. Darüber habe ich dann mit den Kollegen von der Entwicklungsabteilung gesprochen und geklärt, ob das Konzept passt oder ob Vorbehalte bestehen. Auch mit meinem „Auftraggeber“, Herrn Csiky, stimmte ich mich ab. Es wäre ja nicht sinnvoll gewesen, wenn ich etwas gemacht hätte, mit dem er dann nichts hätte anfangen können. An Anfang hatte ich viele Fragen, z.B. zum Märklin-CAN-Bus. Da haben mir die Kollegen wie z.B. Herr Schöllkopf oder Herr Kielkopf gerne geholfen. Mir standen die kompletten Werkzeu- ge und Hilfsmittel und alles, was Märklin hat, zur Verfügung. Ich musste z.B. eine Leiterplatte ätzen und konnte sie bestellen und bestücken. Die ME hat selbst eine relativ gute Laborausstattung und man kann alles nutzen, was Märklin hat. Man arbeitet quasi als Ingenieur in der eigenen kleinen Firma und hat sein eigenes Projekt, man bekommt am Anfang ein Lastenheft, arbeitet die-
Herr Daniel Köngeter hat einen Teil seiner Ausbildung zum Ingenieur der Mechatronik-Elektrotechnik bei der ME absol- viert. Inzwischen ist er als Elektronik-Ingenieur bei Märklin fest angestellt. Er hat in einem Interview Auskunft zu seiner Zeit bei der ME gegeben: Q: Haben Sie einen Praktikumsplatz gesucht oder wollten Sie Ihre Abschlussarbeit schreiben oder …? A: Sowohl als auch. Ich habe an der Hochschule in Göppingen studiert, das ist ein Standort der Hochschule Esslingen. Hier ist – wie bei vielen Hochschulen – ein Praktikum im 5. Semester vor- geschrieben. Man muss im Praktikum eine ingenieurstechnische Arbeit machen. Dabei sind 100 Tage als Minimum angesetzt, mit den Praktikumsfirmen wird aber oft das ganze halbe Jahr als Praktikumszeit vereinbart. Auch meine Bachelorarbeit habe ich dann später bei der ME gemacht. Q: Das Praktikum wird auf Hochschulseite von einem Professor betreut? A: Man sucht sich als Studierender eine Firma für sein Prakti- kum und meldet dieses bei der Hochschule an. Die Hochschule entscheidet, welcher Professor das Praktikum betreut. Weil Hochschule und ME schon öfter zusammengearbeitet haben, kennen einige Professoren die Firma Märklin. Diese Professoren nehmen sich dann meist der ME-Praktikanten an. Bei mir war es Professor Jürgen Minuth, der mich hochschulseitig betreut hat. Die Professoren kommen ab und zu vorbei und schauen, wie das Praktikum vorangeht. Das ist jetzt leider mit Corona sehr viel seltener möglich. Aber auch umgekehrt kann man natürlich als Studierender jederzeit zur Hochschule hinübergehen, wenn man eine Frage hat. Q: Wie sind Sie auf die ME aufmerksam geworden und warum haben Sie sich für sie entschieden? A: Der Weg war ganz klassisch: erst eine Industriemesse und dann das Internet. Ich komme aus einem Nachbarort und habe daher die Namen der Firmen hier in Göppingen schon mal gehört. Bei Märklin hat mich das ganze Konzept mit der ME interessiert. Das ist auf der Homepage gut dargestellt. Von der Bewerbung bis zum ersten Vorstellungsgespräch vergingen dann nur ein paar Tage! Dieses erste Gespräch mit Herrn Michael Zauner war sehr informativ. Er hat gut dargestellt, was man bei der ME macht. Das hat mir gefallen und mich interessiert. Auch die Themenvorschläge, die er gemacht hat, waren sehr gut. Ich hatte quasi sofort ein Thema für mich gefunden – das hatte mich dann endgültig überzeugt. Q: Wie waren Ihre ersten Tage bei der ME? A: Sehr interessant. Ich hatte noch nie etwas mit einer Modell- eisenbahn zu tun. Wie erwähnt, kannte ich zwar Märklin vom Namen her, ich hatte aber noch nie etwas von Märklin in der Hand gehabt. Als Neuling bekommt man bei Märklin zuerst eine Betriebsführung. So lernt man die verschiedenen Fachabteilun-
ses später auch im Ingenieursjob ab. Q: Wie lang hat das Ganze gedauert?
A: Mein Praktikumsvertrag ging über sechs Monate. Diese Zeit habe ich auch genutzt. So konnte ich das Projekt von null auf hundert bringen. Ich hatte den glücklichen Umstand, dass Vorpraktikantinnen da waren, die mir ein Gehäuse für den 3D- Druck konstruierten. So konnte ich Herrn Csiky zum Ende meines Praxissemesters das komplette „Ding“ übergeben, mit Dokumen- tation, Unterlagen, Dateien etc. Jetzt kann er es verwenden und auch nachbauen. Die reine Entwicklungszeit dauert natürlich nicht so lange. Bis man aber alles getestet, aufgebaut und in ein internes Produkt umgewandelt hat, braucht man Zeit. Q: Was sagen Sie jungen Studierenden, wenn sie auf der Suche nach einem Praktikums- oder Bachelorplatz sind? A: Man sollte nicht unbedingt zu großen Firmen gehen. Ich habe von vielen Studierenden gehört, dass man bei einer großen Firma nur einer von vielen sei, der nur einen kleinen Happen an einem Projekt arbeiten könne und entsprechend nicht so viel lerne. Sicher ist das Gehalt bei einer großen Firma besser, aber das sollte vielleicht in der Ausbildung doch nicht so sehr den Ausschlag geben. Bei einem mittelständischen Unternehmen wie Märklin bzw. deren Tochter ME hat noch niemand anderes an einem Projekt angefangen. Man bearbeitet es von Beginn an und wenn man es hinbekommt, kann man es komplett durcharbeiten. Man ist selbst verantwortlich für sein Projekt und kann sein Wissen gut in die Praxis umsetzen. Das, was man dabei in der Praxis lernt, nimmt man wieder mit an die Hochschule. Das motiviert und führt vielleicht auch zu besseren Noten.
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