Zwar war nun klar, dass sich die V 80 am besten für den Nebenbahndienst eignete, doch waren auch ihre aufwendige Form- gebung und die selbsttragende Bauweise zu kostenintensiv – insbesondere in Anbe- tracht der künftigen Verdieselung aller nicht elektrifizierten Strecken, für die eine enorme Anzahl an V-Loks benötigt werden würde. Eine Nebenbahndiesellok musste daher möglichst billig und simpel konstru- iert sein. Bei ihrer Nachfolgerin, der V 100, spielte modernes Industriedesign dann keine Rolle mehr. Die Rückkehr zum tra- genden Rahmen mit aufgesetzten Aufbau- ten ging mit erheblichen Kostensenkun- gen einher. Die Vorbauten erhielten einen äußeren Umlauf und waren gegenüber dem Führerhaus eingezogen, was deutlich verbesserte Sichtverhältnisse im Rangier- dienst ergab. Auch die Gelenkwellen wur- den gegenüber den der V 80 stark verkürzt, da die Konstrukteure Aufteilung und An- ordnung der einzelnen Getriebeabschnit- te überarbeiteten. Dies ermöglichte den Einbau klassischer Drehzapfen in den Au- ßenrahmen-Drehgestellen der V100. Ab 1960 verschwanden die V80 von den immer weitreichender elektrifizierten Hauptbahnen rund um Frankfurt und Nürnberg. Seit Herbst 1963 waren alle V 80 in Bamberg beheimatet, ihr Einsatzschwer- punkt verlagerte sich auf die Nebenlinien rund um die oberfränkische Domstadt. Nun wurden die beschaulichen, heute größtenteils längst verschwundenen Lo- kalbahnen nach Schlüsselfeld und Ebrach, nach Hofheim, Maroldsweisach und Scheßlitz sowie die von Forchheim nach Höchstadt/Aisch, Behringersmühle und
Das Agenturgebäude in Reckendorf an der Strecke nach Maroldsweisach, die heute nur noch bis Ebern führt, steht noch immer. Am 31. März 1978 hielt dort 280 009 mit N8718.
Rodach und Neustadt bei Coburg. Der Einsatz beim Bamberger Heimat-Bw be- schränkte sich vorübergehend auf einen zweitägigen Umlauf mit Wendezügen zwi- schen Forchheim und Behringersmühle. Ab 1976 waren die 280 dann wieder aus- schließlich auf den zwischen Maintal, Frän- kischer Schweiz, Steigerwald und Haßber- ge gelegenen Nebenstrecken von Bam- berg aus unterwegs. Die Maschinen erfreu- ten sich bei den Bamberger Personalen trotz ihrer Schwächen großer Beliebtheit und waren stets bestens gepflegt. Man war sich um die Sonderstellung dieser Loks be- wusst. Die 280 rückten jetzt auch immer mehr in das Blickfeld der Eisenbahnfoto- grafen, doch das Ende war bereits abzuse- hen: Die Bundesbahn hatte am Betrieb der auch in Franken zunehmend unrentabel werdenden Nebenbahnen kein Interesse mehr. Nach und nach wurde der Verkehr auf den Stammstrecken der 280 einge- stellt. So endete etwa am 30. Mai 1976 der Reiseverkehr auf der heutigen Museums- bahn nach Behringersmühle und am 31. Mai 1977 derjenige nach Schlüsselfeld. Daraufhin sank der Bedarf an Dieselloks in
Heiligenstadt führenden Strecken von den V80 bevölkert. Sie zogen dabei Reise- ebenso wie Güterzüge oder die Mischfor- men GmP/PmG – die Zuglasten waren jetzt zu gering, als dass sie für die empfind- lichen Gelenkwellen noch eine ernsthafte Gefahr hätten darstellen können. Bei Aus- fall der V 188 schleppten zwei V 80 in Dop- peltraktion sogar schwere Güterzüge zwi- schen Bamberg und Würzburg. Jedoch kam es hier beim Anfahren wiederholt zu In Franken wurde die 280 endgültig zur Kult-Maschine Gelenkwellenbrüchen, was im Jahre 1970 zum Ende dieser Einsätze führte. Als Glanz- leistung blieb den V80 weiterhin die Be- spannung eines Eilzuges von Würzburg nach Hof, mit dem sie planmäßig über die berühmte Schiefe Ebene gelangten. Von 1968 bis 1976 wurden einige der nun computergerecht als Baureihe 280 bezeichneten Loks durch das Bw Coburg eingesetzt. Bis zu sechs Lokomotiven ver- richteten gemischte Dienste auf den Ne- benbahnen nach Fürth am Berg, Rossach,
Bei der Hersfelder Kreisbahn lief die frühere 280 010 als V31 auch vor schweren Kalizügen. Am 3. April 1981 konnte sie mit einer solchen Fuhre oberhalb des Ortes Ransbach angetroffen werden.
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ModellEisenBahner 7/2022
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