Nur mittels „Buschfunk“ machten Streckenstilllegungen die Runde blieb jedoch danach auch weiterhin für den Güterverkehr, insbesondere für die Kaolinab- fuhr, unentbehrlich. Dagegen wurde auf dem letzten Reststück der WCd-Linie zwischen Erzgebirge und Vogtland der Güterverkehr nur noch bis zum 30. April 1977 aufrechter- halten, denn dort wurden die Straßen entspre- chend Lkw-gerecht ausgebaut. Das einst so große sächsische Schmalspurnetz hatte sich damit weitgehend auf die vier nun konsequent als „Touristikbahnen“ bezeichneten Strecken mit Personenverkehr reduziert. Lediglich auf der WJ-Linie durch das Preßnitztal erfolgte die Gesamtstilllegung erst 1986, da die Ar- beiten dort für die staatlicherseits ersehnte Verlagerung des Verkehrs auf die Straße nicht schnell genug vorankamen. Die beschwichtigend als „Verkehrsträger- wechsel“ bezeichneten Einstellungen der Per- sonenbeförderung durch die lokalen Schmal- spurbahnen wurden stets in feierlicher Form begangen. Die Bevölkerung nahm Abschied von seinem seit Jahrzehnten gewohnten und oft lieb gewonnenen Verkehrsmittel. Staatliche Stellen betrachteten solche Veranstaltungen aber zunehmend mit Misstrauen, denn sie hatten immer Angst, die Menschen könnten bei dieser Gelegenheit ihre Abneigung gegen den „sozialistischen Fortschritt“ öffentlich zum Ausdruck bringen. Die Termine wurden deshalb nur kurzfristig und örtlich begrenzt bekannt gegeben, sodass man sich auf den „Buschfunk“ verlassen musste. Eine weitere Möglichkeit, sich über eine bevorstehende Stilllegung vorab zu informieren, war der
Viele Fotografen drängten sich an dieser Stelle, um den Abschiedszug auf dem bekannten Brückenbauwerk festzuhalten. Der unten zu sehende „Nachschuss“...
...zeigt auf dem ersten Personenwagen die exakte Fahrzeit des Zuges von 50 Minuten, die aber an diesem Tag natürlich nicht eingehalten werden konnte.
Kauf eines Kursbuches oder eines Taschen- fahrplans, die stets schon einige Tage vor dem Fahrplanwechsel erschienen. War da- rin dann der Vermerk: „Reiseverkehr ein- gestellt, Beförderung im Linienverkehr des VEB Kraftverkehr“ anstelle der Fahrzeiten zu finden, konnte man kurzfristig noch eine Fotoexkursion zu der betreffenden Strecke unternehmen. Zum Fahrplanwechsel 1975/76 mussten sich die Eisenbahnfreunde also zwischen dem letzten Personenzug in Mügelner Netz oder dem auf der WCd-Linie, der ältesten Schmalspurbahn Sachsens, entscheiden. Für mich kam nur der Abschiedszug von Oschatz nach Mügeln infrage, denn das Vogtland war vom Dresdner Raum zu weit entfernt. Am Nachmittag des 27. September beförderte von Oschatz aus die 991566 des Bw Nossen den P14378 als letzten Reisezug nach Mü-
Zum Haltepunkt Schweta war nur ein Anwohner gekommen, um Aufnahmen vom letzten Personenzug zu machen. Links im Bild das Wartehäuschen der Buslinie.
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09/2025
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