MEB Modelleisenbahner

GESCHICHTE UND GESCHICHTEN

Letzter Zug nach Brahlstorf am 29. September 1968 um 17.23 Uhr im Haltepunkt Dellien, gezogen von einer V15.

896022 (ehemals Kleinbahn-AG Osterburg–Deutsch Pretzier) vor der zu- sätzlich errichteten Holzrampe am Streckengleis in Richtung Brahlstorf.

1970 wurde das Streckengleis nach Neu- haus in ein Rangiergleis des Bahnhofs Brahlstorf umgewandelt. 1972 wurde die Güterverladung von Neuhaus zum Bahn- hof Brahlstorf verlegt. Auf einem Gleisplan von 1937 (s. u.) führt das Ausziehgleis der KNB im östlichen Teil des Bf Brahlstorf weiter nach Düssin. Dieser Hinweis eines Gleisanschlusses zum dortigen Gut bestätigte sich in mehre- ren Dokumenten und Zeichnungen. Dazu wurden Primärunterlagen ausgewertet. In der Sekundärliteratur, auch in Wikipedia, erscheinen hingegen nicht bewiesene oder falsche Aussagen. Beispielhaft sei das zwischen 1912 und 1914 errichtete impo- sante Viehhaus in Düssin genannt: Das ar- chitektonisch aufwendig gestaltete, 130 Meter lange Gebäude besitzt zwei Etagen und einen Dachboden. Die Behauptung, dass auch im Obergeschoss Kühe gehalten wurden, ist Unsinn. Es wurde zur Getreide- lagerung und das Dachgeschoss für Heu und Stroh verwendet. Heute produziert eine Manufaktur dort Sportschuhe. Es geis- tert auch die Behauptung herum, dass bis dorthin ein Gleisanschluss lag, von dem Waggons mit Milch direkt nach Hamburg gefahren wurden. Einerseits liegt hier eine Verwechslung mit Feldbahngleisen des Gutes Düssin vor. Andererseits reichte die Milchmenge nie für die wirtschaftliche Be- füllung eines Waggons aus. Bis zu LPG-Zei- ten standen etwa 120 Kühe im Stall, die bei der damaligen Leistung täglich um die 1200 Liter Milch erbrachten. Auf einem Lageplan vom 1. November 1912 endet das Anschlussgleis in Höhe des Herrenhauses südlich der Hauptstrecke an einer Ladestelle. Zu erkennen sind zwei Weichen für ein Umfahrgleis. Das 1400 Meter lange Anschlussgleis endet vor dem

Dies geschah beispielsweise bei Viehab- nahmen oder, wenn die Schausteller des jährlich im Sommer stattfindenden Rosen- gartenfestes abgefahren werden mussten. Ab 1963 übernahm eine Dieselloko- motive der Baureihe V15 die Zugförde- rung. Da diese keine Zugheizungsanlage besaß, kamen unterschiedliche Wagenty- pen mit separater Heizungseinrichtung zum Einsatz. Zum einen waren dies zwei- achsige, rot-elfenbeinfarbene Triebwagen- beiwagen, andererseits konnten auch zweiachsige grüne Personenwagen, umge- setzt aus dem Süden der DDR, beobachtet werden. Diese besaßen eine Warmwasser- Endgültige Einstellung in den 1970er-Jahren umlaufheizung und wurden von außen mit Kohle beheizt. Diese Wagen waren zwar immer warm, aber teilweise war eine star- ke Belästigung durch Abgase festzustellen. Der beginnende Individualverkehr in den 60er-Jahren sowie Fahrzeitverlänge- rungen infolge des schlechten Oberbaus (1 Stunde und 5 Minuten) ließen immer mehr Fahrgäste abwandern. Nach dem Ausbau der Landstraße Neuhaus – Brahlstorf über Sückau wurde am 29. Sep- tember 1968 der Personen-, Gepäck- und Expressgutverkehr eingestellt. Am 1. Juli

saß eine Höchstgeschwindigkeit von 30km/h und eine Dienstmasse von 21 Tonnen. 1949 wurde Neuhaus Einsatzstelle des Bw Hagenow-Land. In dieser Zeit wa- ren vor allem verschiedene T 3 in Neuhaus stationiert. Dokumentarisch belegt sind der Einsatz von 896022, 6155, 6129 und 6221 sowie der Baureihe 91 19 (meck. T 4). Auch in jenen Jahren und bis zur Be- triebseinstellung bildete der Güterverkehr das wirtschaftliche Rückgrat der Kleinbahn. Im Empfang wurden vor allem Kohle, Dün- gemittel und diverse Industrieerzeugnisse für die Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) befördert. Ende der 50er- bis Anfang der 60er-Jahre kamen Bautransporte für die Meliorationsarbeiten in den Poldern der Elbmarschniederungen hinzu. An ei- nem Wochenende wurden manchmal bis zu 36 Waggons entladen. Landwirtschaftli- che Produkte (Getreide, Kartoffeln, Vieh, Stroh) sowie Holz für die Zellstoffindustrie und die Bergbaubetriebe der SDAG Wis- mut waren vorherrschend für den Versand. Dem Buchfahrplan 1958/59 ist zu ent- nehmen, dass die Güterwagen in Pmg (Per- sonenzug mit Güterbeförderung) oder mit Gmp (Güterzug mit Personenbeförderung) befördert wurden. Die Masse des Zuges betrug maximal 400 Tonnen. Bei Bedarf wurden weitere Nahgüterzüge nach Brahlstorf mit der Kleinbahnlok gefahren.

Gleisplanaus- schnitt des Bf. Brahlstorf aus dem Jahr 1937: Am Ende der KNB-Übergabe- gleise beginnt der Anschluss nach Düssin.

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ModellEisenBahner 7/2022

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