LOKOMOTIVE
ser Lokführer hatte um Bruchteile von Se- kunden zu spät die Wachsamkeitstaste gedrückt. Der Vorfall zeigte jedenfalls, dass wir uns auf unsere Bremsen (Klotzbremsen mit Doppelbremssohlen an allen Achsen und Magnetschienenbremse an den Lauf- drehgestellen) verlassen konnten. Nach Lösen aller Bremsen ging es wei- ter, aber leider nicht mit der möglichen Streckenhöchstgeschwindigkeit (siehe Fahrschaulinie unten), denn etliche so ge- nannte La (Langsamfahrstellen) bremsten uns aus. In Wünsdorf mussten wir außer- dem einen Gegenzug abwarten – es herrschte wegen Bauarbeiten nur eingleisi- ger Betrieb. Den Halt nutzten wir aber gleich, um Wasser für den Heizkessel zu nehmen, der eine Störung anzeigte. Irgend- wer hatte sich daran zu schaffen gemacht, wir hatten Wasser verloren. Alle Ventile wurden wieder in die richtige Stellung ge- bracht, Wasser nachgefüllt und gegen 13:30 Uhr ging es weiter. Bis Doberlug- Kirchhain konnten wir über einen längeren Streckenabschnitt die Streckenhöchstge- schwindigkeit von 120km/h fahren, dann folgte eine La mit 30km/h. Anschließend
Auf der Rückreise entstand diese Aufnahme des 175006/005 im Prager Hauptbahnhof am 16. Mai 1972. Hinten rechts steht eine E469.3 der Tschechoslowakischen Staatsbahn.
leuchtete auf. Es stellte sich dann aber her- aus, dass nur die Einstellung der Tempera- turwächter nicht stimmte. Das wurde kor- rigiert und wir setzten die Fahrt fort. Genau das war unter anderem auch das Ziel dieser Fahrt: Aufdeckung und Beseitigung von Fehlern. Unangenehm, wenn das bei einer planmäßigen Fahrt mit Fahrgästen passiert. Die Weiterfahrt bis Dresden verlief oh- ne Probleme, allerdings immer wieder durch Planzüge behindert, so dass die Höchstgeschwindigkeit nur selten gefah- ren wurde. Ein kurzer Aufenthalt in Dres- den Hauptbahnhof und es ging weiter durch das Elbtal (KBS 310) nach Bad Schan- dau. In rund 30 Minuten war die DDR-Pass- und Zollkontrolle erledigt. Viel war ja nicht zu kontrollieren. Bei Kilometer11,86 er- reichten wir die Staatsgrenze zur CSSR. In Decín erfolgte die tschechische Pass- und Zollkontrolle und es stieg ein Kollege der CSD zu, der uns bei unserer weiteren Fahrt als Lotse begleitete, da unser Lokpersonal (noch) keine Streckenkenntnis hatte. Von Decín ging es über die KBS9 und 9a nach Prag. Der Oberbau der Strecken in der CSSR ließ wegen etlicher Mängel nur ge- ringere Geschwindigkeiten zu. Für die 132 Kilometer von Decín nach Prag benötigten wir zwei Stunden und 20 Minuten, wobei wir oft Halt zeigende Signale hatten. Das Wahrzeichen der „Goldenen Stadt“, den Hradschin, sahen wir in der letzten Abenddämmerung, als wir hinter Praha- Bybny die Moldau überquerten. Den Bahnhof Praha Stred (Prag-Mitte, heute wieder Masarykovo nádraži) ließen wir rechts liegen und fuhren in die Kehre Praha- Rabovka zum Kopfmachen ein, um über ein Verbindungsgleis Praha hlavní nádraží, den Hauptbahnhof, zu erreichen. Nach et- ˇ ˇ ˇ
Störungen stellten sich nur als Bagatellen heraus beschleunigten wir wieder in der sechsten Fahrstufe und hielten diese längere Zeit (größte Dauerfahrstufe ist die 5. Stufe). Schon nach kurzer Zeit ging erst die eine, bald danach die zweite Maschinenanlage automatisch in den Leerlauf über und die Anzeige „Kühlmitteltemperatur zu hoch“
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Collage aus den einzelnen Seiten der Fahrschaulinie für den planmäßigen „Vindobona“. Auch die Messfahrt mit 175005/006 wurde entsprechend dieser Vorgaben durchgeführt.
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ModellEisenBahner 7/2022
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