Lagebesprechung in Prag Hauptbahnhof zwischen Meßtruppe (im Zug) und Fahrpersonal (auf dem Bahnsteig). In der Tür der Autor, der die Fahrt als Messingenieur begleitete.
Kilometer pro Stunde ein. Alle Aggregate arbeiteten einwandfrei und ohne Störung. Hinter Benešov ging es kurz in ein Gefälle, dann wieder in eine längere Steigung bis Chotoviny. Wir fuhren störungsfrei wieder nur mit einer Antriebsanlage. Im anschlie- ßenden Gefälle ließen wir uns nach Tabor rollen, wo wir gegen 23:20 Uhr eintrafen. Hier wollten wir im Triebwagen über- nachten. Ein Kollege hatte ein paar Abteile hergerichtet, die Sitze zu Liegeflächen zu- sammengeschoben und mit Bettzeug ver- sehen, Platz war ja ausreichend vorhanden. Dieser Kollege hatte uns übrigens während der Fahrt mit Essen und Getränken ver- sorgt, da unser Messtrupp während der gesamten Fahrt mit Messungen beschäf- tigt war. Wir hatten ja auch den Speisewa- gen dabei, die Küche war komplett einge- richtet und wir hatten in Berlin ausreichend
wa 20 Minuten Pause fuhren wir um 20:56 Uhr weiter. Der Bahnhofsausfahrt schließt sich ein etwa ein Kilometer langer Tunnel an, der unter Teilen der Altstadt hindurch- führt. In Praha-Vršovice kamen wir wieder ans Licht, doch mittlerweile war es völlig dunkel geworden. Auf den KBS 22a und 22 ging es nun weiter über Benešov nach Tabor. Dieser Streckenabschnitt weist sehr lange Stei- gungsabschnitte von neun bis elf Promille auf. Leider ging es nur langsam voran, daher wurden die Maschinenanlagen nur gering gefordert. Gegen 21:40 Uhr erreichten wir Pyšely, hier beginnt eine rund zehn Kilome- ter lange Steigungsstrecke mit zehn bis elf Promille Steigung bis Benešov. Wir stellten eine Maschinenanlage ab, die andere ar- beitete in Fahrstufe 6. Unsere Fahrge- schwindigkeit pendelte sich bei 40 bis 50
Vorräte gebunkert. Wir wollten zudem in der CSSR autark sein, denn wir besaßen nur wenige tschechische Kronen – die gab es in der DDR nur sehr beschränkt und wir hatten noch einen kleinen Einkaufsbum- mel geplant. Wir wären auch gerne den Rest der Strecke bis Wien weitergefahren, aber das ließen die damals gegebenen po- litischen Verhältnisse nicht zu. Aus dem Fotoalbum: Im Speisewagen wur- de das Abendessen einzeln eingenommen, da immer jemand von der Messgruppe die Messtechnik beaufsichtigen musste. Doch in Tabor erlebten wir eine böse Überraschung: Die eingleisige Strecke Ta- bor – Benešov sollte am nächsten Morgen wegen Bauarbeiten für einige Stunden to- tal gesperrt werden. Dadurch wurden in Tabor die Gleise zum Abstellen der Züge knapp und wir hätten spätestens um 4:30 Uhr wieder abfahren müssen. Das war uns aber nach der über zwölfstündigen Fahrt zu wenig Ruhe. So fuhren wir um 0:08 Uhr wieder nach Benešov zurück. Die acht Ki- lometer lange Steigung nach Chotoviny Der SVT wurde für die Mannschaft zum Hotelzug ˇ
175 005 in Benešov am 16. Mai 1972 kurz vor der Rückfahrt nach Berlin. Da in Prag ge- wendet wurde, ist erneut dieser Triebkopf an der Spitze der Wagengarnitur zu sehen.
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ModellEisenBahner 7/2022
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