eisenbahn magazin

Modellbahn: Geschichte

Ein Modell erzählt Geschichte(n) (Wagen) entworfen und als Handmuster herge- stellt. Mit dieser ersten (und letzten) betriebsbe- reiten Märklin-N-Eisenbahn fuhr Herbert Safft in seiner Eigenschaft als Märklins technischer Direk- tor 1967 nach Nürnberg zur Messe. Nach seinen ersten Eindrücken der neuen Konkurrenz-Pro- dukte ließ er die N-Bahn im Pkw-Kofferraum. Eine eigene Bahn der Nenngröße N war für Märklin innerbetrieblich gestorben – nach einer einmali- gen MIBA- Werbung ließen die Göppinger die Neuheit weiterhin im Tresor. Stoff für Sammler- träume: Werbe- wagenaufbauten vor dem Zusammenbau

Die Nürnberger Erkenntnis ließ Geschäftsführer Safft nicht ruhen. Seine neue und vorerst streng geheime Weisung war: „Wir bauen jetzt etwas noch nie Dagewesenes – wir sind besser als die Konkurrenz!“ Kilians Entwicklungsabteilungen Konstruktion (EAK) und Werkstatt (EAW) hatten eine große Aufgabe auf absolutem Neuland vor sich. Für das Team um Helmut Röther begann ab 1968 ein zeitliches Wettrennen, um so schnell wie möglich am Markt für Modellbahnen kleiner als H0 mitmischen zu können. Die Vorgabe war in kürzester Zeit eine komplette neue Systembahn im technisch kleinstmöglichen Maßstab mit allen für deren Betrieb erforderlichen Bestandtei- len möglichst günstig mittels vorhandener Bau- zeichnungen aus dem H0-Sortiment zur soforti- gen Fertigungsreife zu bringen. Viele Klippen waren zu bezwingen: Beispielsweise war kein in die Gehäuse passender Kleinstelektromotor auf dem Markt zu finden. Z-Entwicklung nicht ohne Hürden Es brauchte viel Know-how und Liebe zum Detail, bis Helmut Röther und Jörg Bühler mit einer Eigen- entwicklung Motor und Getriebe für meine We- nigkeit serienreif entworfen hatten. Ich sollte als weltweit kleinste Lok („das Modell, das auf einen Pfeifenstil passt“) meine angehängten Wagen stö- rungsfrei im Dauerbetrieb durchs Gelände der Modellbahnanlagen ziehen. Probleme gab es mit der Federung der Kupplungen. Der vorgesehene Kupplungskopf war nicht als Patent anzumelden und musste leider gegen die bis heute verwendete Form getauscht werden. Der Stahl der Kupplungs- druckfeder war für die neue Klauenkupplung zu hart und warf dadurch die Wagen beim Kurvenlauf aus den Gleisen. Die Zulieferer entwickelten nach langwierigen Erprobungen den passenden Feder- stahl mit dem richtigen Drall. Die Zahnräder mei- nes im Fahrgestell eingebauten Getriebes mussten wegen des notwendigen passgenauen Rundlaufs komplett mit ihren beidseitigen Achswellen jeweils als ein Bauteil hergestellt sein. Von einem Schwei- zer Hersteller konnte die hierzu erforderliche Spezialbearbeitungsmaschine geliefert werden. Beim Druckguss als auch in der Fertigung der elek- trischen Komponenten mussten wie auch beim Lackieren sowie der Beschriftung mittels Tampon- Druck vielerlei neue Wege beschritten werden.

Nebenschauplätze zum Thema Viele Wege führten zu Z

E s gab frühe Vorgänger von Märklin- mini-club als weitgehend unbekannte Versuche, eine kleine Modellbahn mit ei- ner Spurweite von unter neun Millimetern (N) zu fertigen: So zeigte der Hersteller Kersting Modellwerkstätten GmbH aus Waging (Oberbayern) 1948 auf der Messe Hannover eine komplette Zweileiter-An- lage im Maßstab 1:180 mit 18-Volt-Betriebs- spannung und acht Millimetern Spurweite. Das Fahrmaterial waren ein betriebsfähi- ges Dampflokmodell der Reichsbahn-Bau- reihe 01, die stark an ein verkleinertes Mo- dell der TRIX-Express 20/57 erinnerte, und einige Güterwagen. Die Lok mit komplet- tem Gestänge war tatsächlich beleuchtet und hatte sogar Lichtwechsel. Die Bahn von Prof. Walter Kersting war ihrer Zeit weit voraus. Zu einer Serienproduktion kam es leider nicht. Die K-Bahn von Prof. Walter M. Kersting mit Dampflok der Baureihe 01 im Grö- ßenvergleich zu einer Zündholzschachtel

Im Jahr darauf folgte die VIMO-Bahn im Maßstab 1:175 mit ebenfalls acht Millime- tern Spurweite, hergestellt von Dipl.-Ing. Ellenberg aus Berlin-Hermsdorf: ein zwei- bzw. dreiteiliger Triebzug in den Farben Beige/Rot, Beige/Blau bzw. Beige/Grün, ähnlich dem Märklin-DT 800. Die Trieb- züge wurden als VK 100 bezeichnet. Als Antrieb hatten sie einen sogenannten Pen- delmotor – als Einrichtungsfahrzeuge wahlweise zu betreiben mit zwölf Volt Wechsel- oder „zerhacktem Gleichstrom“. Das Gleissystem bestand aus geraden und gebogenen Zweileiter-Pappgleisen. Die zurzeit kleinste funktionsfähige Mo- dellbahn ist inzwischen die Nenngröße T mit Modellen im Maßstab 1:450 und einer Spurweite von drei Millimetern, die von der japanischen Firma Eishindo hergestellt werden. MS Original-Zugpackung der 1949 präsen- tierten VIMO-Bahn im Maßstab 1:175, die sich nicht durchsetzen konnte

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