Auto Classic

Benzingespräch

Von Boxern umgeben: Michael Kiefer und sein Team bearbeiten Motorteile für Porsche und VW, u.a. durch Wuchten, Spindeln, Fräsen und Schleifen. Infos: ahnendorp.com

„Je älter, desto mehr Arbeit“

Die Firma Ahnendorp B.A.S. in Isselburg im Münsterland hat 50 Jahre Erfahrung im Instandsetzen und Optimieren von Boxermotoren der Marken VW und Porsche. Um die alten Motoren seiner Kunden am Laufen zu halten, setzt Geschäftsführer Michael Kiefer zudem auf neueste Bearbeitungsmaschinen, selbst entwickelte Verfahren — und größte Präzision. Text: Gerrit Reichel Foto: privat

Auto Classic: Herr Kiefer, angeblich läuft ein alter Boxermotor selbst mit gebrochener Kurbelwelle. Stimmt das? Kiefer: Ja, das haben wir tatsächlich schon erlebt. Ein Kunde hatte einen Porsche 356 wegen merkwürdiger Geräusche zu uns gebracht. Während eines Probelaufs haben wir sofort ein deutliches Schlagen gehört. Beim Zerlegen sahen wir, dass die Kurbelwelle zweiteilig war. Dieser Motor besitzt eine Gegengewichtskurbelwelle. Deren Gegengewicht hat die Kurbelwelle noch mitgedrückt. Das ist schon ein Kunststück. Auto Classic: Die Motoren Ihrer Kunden sind inzwischen mehr als 70 Jahre alt. Kann man die mit modernen Maschinen bearbeiten? Kiefer: Je älter der Motor ist, umso mehr Arbeit ist nötig. Früher war es einfacher, ein neuwertiges Gehäuse instandzusetzen. Heute müssen wir auf Verzug und Versatz eingehen, zum Beispiel beim Bananengehäuse eines

verzweifelt sind? Kiefer: Klar, das kommt öfters vor. Gerade bei VW im Retrobereich, also bei nachgefer- tigen Bauteilen. Da haben dann die Zylinder plötzlich Gusseinschlüsse. So was merken wir manchmal erst auf dem Prüfstand. Dann ver- liert der Motor unter Volllast beim Einfahren plötzlich Öl aus der Kühlrippe. Sehr ärgerlich. Auto Classic: Der schöne Käfer aus unserer Titelstory (S. 26) hat kürzlich auch ein Upgrade bei Ihnen erfahren. Was wurde gemacht? Kiefer: Bis Februar hatte der Motor 44 PS aus 1300 Kubik, jetzt sind es die 60 PS des Por- sche 356 B 1600. Besonders aufwändig war die Anpassung des Blechkleids im Motor- raum. Schließlich wollten wir auch noch eine funktionierende Heizung hinkriegen. Dafür haben wir die Heizbirnen eines alten 30 PS Motors genommen und mit den Wärme- tauschrohren vom 356 kombiniert. Jetzt funk- tioniert alles perfekt.

Elfers. Durch neue Maschinen können wir altes Material aber besser bearbeiten als frü- her. Dann wiederum habe ich eine 50 Jahre alte Rundschleifmaschine zum Schleifen von Kipphebeln. Wir halten sie am Leben, denn sie erzeugt keinerlei Schwingungen. Auto Classic: Angeblich geht Ihr Perfek­ tionismus so weit, dass Sie die Tem­ peratur in der Werkstatt konstant halten. Stimmt das? Kiefer: Wenn wir eine Kurbelwelle vermes- sen, macht es natürlich einen Unterschied, ob wir das bei zehn Grad oder 22 Grad tun. Die Werte sind ganz anders. Wir wollen aber immer die gleichen Messergebnisse erzielen. Das ist zum Beispiel auch sehr wichtig beim Bearbeiten von Neuteilen am Zylinderkopf. Wenn wir wissen wollen, ob die Passung der Ventilsitze wirklich korrekt ist, müssen wir mit größter Präzision arbeiten. Auto Classic: In jeder Werkstatt läuft mal was schief. Gibt es einen Fall, an dem Sie

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