03-2014 D

FRE

schmerzhaften – die alle Energie und eine Angewöhnungszeit brauchen.

VieleMenschen leben in einemLand, das nicht das ihre ist und sind damit Fremde. Fremdsein heisst, dass man aufgrund seiner Nationalität, der Kultur oder der äusserlichen Erschei- nung anders ist. Gleichzeitig lebt man entfernt vom gewohnten Umfeld, seinem Freundes- und Bekanntenkreis. Der Fremde kann dies positiv oder aber als Schwierigkeit erleben. Das hängt davon ab, in wel- chem Kontext man sich bewegt und wie gut man sich integrieren kann. Leben bedeutet Veränderung Sich fremd zu fühlen kann allen pas- sieren, sogar im eigenen Land, da wir Menschen unterschiedlich geschaffen sind. Das ist ein Reichtum und gleich- zeitig eine Herausforderung. Das Ge- fühl, anders zu sein, intensiviert sich in Zeiten der Veränderung oder der Destabilisierung, typischerweise wäh- rend der Pubertät. Der Körper verän- dert sich und der junge Mensch muss herausfinden, wer er ist. Doch auch als Erwachsene verlieren wir je nach dem unseren Halt und die Orientierung, wenn wir uns in einer uns unbekannten Situation befinden. Das Leben ist voller Veränderungen – selbstgewählten oder aufgezwungenen, glücklichen oder

Nach dem Enthusiasmus, der vom neu- en Projekt ausgelöst wird, und vielleicht auch der Erleichterung, ein paar weniger attraktive Aspekte seines Lebens loslas- sen zu können, folgen in der Regel weh- mütige Gefühle. Man realisiert, was an Beziehungen und anderem Vertrauten verloren gehen wird. Damit tritt man in die Phase der emotionalen Instabilität ein. Diese kann von Entzücken bis hin zu Entmutigung und über irrationale Hö- henflüge und Tiefen sämtliche Gefühle beinhalten. Das ist anstrengend und die betroffene Person erkennt sich häufig selber kaum mehr. Wenn der Boden unter den Füssen wankt In der darauffolgenden Zwischenphase wird man sich nicht mehr an Gruppen beteiligen, in welchen man bisher inte- griert war und bestimmte Rollen inne hatte, gleichzeitig ist man aber noch nicht am neuen Lebensort angekom- men. Das fühlt sich an, als würde einem der Boden unter den Füssen weggezo- gen. Der Halt und die Sicherheiten sind fort. Das ist verstörend! Die betroffene Person hat ihre Rollen verloren und in ihren Augen auch nichts Bedeutsames mehr zu tun, wohingegen alle anderen beschäftigt sind. Das macht Angst und die Gefahr des Einigelns ist

Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt

Was geht in uns Menschen vor, wenn der Alltag aufgrund eines Umzuges, wegen Heirat oder Geburt, beim Antritt einer neuen Arbeitsstelle oder gar durch Ar- beitslosigkeit, Trauer oder Krankheit durcheinander gebracht wird? Wie re- agiert die Seele, wenn man die Heimat verlässt, um in einem Projekt in der Fremde mitzuarbeiten? Veränderungen bringen uns aus dem Gleichgewicht und können während ei- ner gewissen Zeit das Gefühl auslösen, fremd zu sein – auch wenn man im eige- nen Land bleibt. In einer ersten Phase, beispielsweise dann, wenn jemand ein neues Projekt ins Auge gefasst hat, verliert die aktuel- le Arbeit rapide an Attraktivität und die Person distanziert sich innerlich bereits. Aber auch das Umfeld wird reagieren. Als ich damals ankündigte, dass ich Basel nach mehreren Jahren verlassen würde, habe ich gemerkt, wie Einzelne sofort Abstand nahmen, als hätte ich sie durch meine Entscheidung zurückgewiesen. Ich gehörte ganz plötzlich nicht mehr zu ihren Zukunftsvorstellungen dazu.

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