03-2014 D

Wie sieht die Umsetzung dieser Vorsätze bei euch in Hindelbank und Burgdorf konkret aus? „Innerhalb der BewegungPlus gab es schon vorher verschiedene Angebote im Bereich der Sprachkur- se. So hat beispielsweise die Gemeinde in Thun gemeinsam mit der Stadt eine Sprachschule auf- gebaut, die sehr gut läuft. Auch andere Bewegung- Plus-Gemeinden waren im Bezug auf Angebote für Ausländerinnen und Ausländer bereits sehr aktiv. Wir in Burgdorf sind etwas langsamer, aber es ha- ben sich schon verschiedene gute Möglichkeiten ergeben. Beispielsweise bieten wir nun Hausauf- gabenhilfe für Kinder mit Migrationshintergrund an. Auch bauen wir einen Sprachkurs auf und übersetzen unsere Gottesdienste in verschiedene Sprachen. Wir unternahmen den Versuch, eine Latino-Ju- gendgruppe in unsere Jugendarbeit zu integrie- ren. Sie haben sich wohlgefühlt. Leider gab es dann Spannungen zwischen der „Erstgeneration“ und der zweiten Generation. Hier ist uns die Inte- gration nicht geglückt. Es ist uns sehr wichtig, die Einzelnen in der Gemein- de zu ermutigen. Von jemandem wissen wir, dass sie regelmässig Unterstützung bei Behördengän- gen oder sonstigen administrativen Fragen bietet.“ Das Schlusswort der Broschüre lautet: „Als Christen wollen wir die ständig zunehmende Migration nicht nur als Herausforderung, sondern vor allem auch als Chance sehen, um für Ausländer ein gut lesbarer und verständlicher Brief Christi zu sein.“ Welche Tipps hast du für Kirchen, die in diesem Prozess noch ganz am Anfang stehen? „Ich möchte betonen, dass wir weder in Burgdorf noch in Hindelbank diesbezüglich beispielhaft sind. Im Bezug auf das Umsetzen unserer Erkennt- nisse bleibt es eine Suche. Was ich aber merke ist, dass sich das Denken über Gottes Reich verändert hat – eigentlich etwas, das über das spezifische Thema von Ausländerinnen und Ausländern in der Schweiz hinausgeht. Weiter empfehle ich, die Leute durch Predigten zum Nachdenken anzuregen. Es ist wichtig, dass das Thema Migration aus der politischen Verflech- tung herausgenommen wird, weil es eine Frage des Christseins und des Verständnisses von Gottes Reich ist, nicht von Abstimmungsparolen. Grund- sätzlich sollen die Gemeindeglieder einfach mutig die Gelegenheiten ergreifen, die sich ergeben. In unserem Fall hat es sich nicht so ausgewirkt, dass wir als BewegungPlus-Gemeinde in der Stadt Burg- dorf anders wahrgenommen werden. Da müssen wir realistisch sein. Auch kann ich nicht sagen, dass die Gemeinde näher zusammengewachsen wäre. Durch diesen Prozess ist aber unser Profil geschärft worden, und zwar in zwei Bereichen: im Verständ- nis unserer Identität im Verhältnis zum Reich Got- tes und in der Art, wie wir die Bibel lesen. Da hat sich einiges verändert.“

Matthias WENK ist Pastor der BewegungPlus in Burgdorf.

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