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SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND…

bereits ab dem späten Kindesalter be- ginnt. Wie wir uns selbst wahrnehmen, trägt auch dazu bei, wie unser Selbst- bild ist, also was für ein Bild wir von uns selbst haben. Das Selbstbild kann der Realität entsprechen, respektive mit dem übereinstimmen, wie auch ande- re uns sehen, oder aber es kann ver- zerrt sein. An einem schlechten Tag zum Beispiel beurteilen wir uns anders, als wenn wir uns vom Glück geküsst füh- len. Haben wir schlechte Laune, be- trachten wir uns vielleicht kritischer und finden uns weniger schön. Ob wir uns attraktiv finden oder nicht, hängt aber nicht nur mit unserem aktuellen Befinden zusammen, sondern auch mit unserem Selbstwert. Der Selbstwert ist der Wert, den wir uns selbst zuschrei- ben, also ob wir uns selbst grundsätz- lich positiv oder negativ bewerten. Die Regelmässigkeit der Ergebnisse, wie wir uns selbst wahrnehmen, was für ein Bild wir von uns haben und welchen Wert wir uns zuschreiben, kann alles in allem als unsere Identität beschrieben werden. Unsere Identität ist also nach Asendorpf (2018) unser Glaube daran, zu wissen, wer man selbst ist.

heim toll, dass wir uns mit der Gestal- tung des künftigen Zuhauses ruhig et- was Zeit lassen können? Nur gibt es da noch ein Problem: Ich weiss leider noch gar nicht, wie wir die verschiede- nen Räume überhaupt gestalten wollen. Durch die Wohnungs- gestaltung zu psycho- logischen Erkenntnissen Wie wir unsere Wohnung einrich- ten, widerspiegelt unsere Persönlich- keit. Dazu gibt es interessante psycho- logische Studien (z.B. Gosling et al., 2002 1 ). Unsere Persönlichkeit, wie sie in der Psychologie beschrieben wird, umschreibt unsere individuellen Beson- derheiten: welche körperliche Erschei- nung wir haben, wie wir uns verhalten und die Welt um uns herum wahrneh- men (Asendorpf, 2018 2 ). Wenn ich die- se Beschreibung auf unsere Wohnung übertrage, wie sie daherkommt und sich anderen präsentiert, dann würde ich aktuell sagen: «So bin ich aber nicht!» Aber was glaube ich denn, wer ich bin? Wie nehme ich mich wahr? Das müsste ich wissen, da die Wahrnehmung von einem selbst gemäss Asendorpf (2018)

Persönlicher Bericht über eine be- wusste Perspektivenänderung und was das hinsichtlich Wahrneh- mung des Selbst und der Welt um uns herum bewirken kann. Vor ein paar Monaten sind mein Mann und ich aufgrund des Nachwuchses in eine grössere Wohnung umgezogen. Nebst dem, dass ich mich auch heute noch nicht recht wohl fühle in der neu- en Wohnung, gibt es auch noch Zim- mer, die voll sind mit gepackten Kisten und alten Möbeln, die entsorgt werden sollten. Leere Ecken warten darauf, ge- staltet zu werden. «Es geht einfach nicht voran, wie ich es gerne hätte», dach- te ich kürzlich und empfand negativen Stress, welchen ich auch auf meinen Mann übertrug. Die Gedanken führten noch tiefer zu mir selbst und ich warf mir vor, überhaupt gestresst und nicht einfach locker zu sein. Folgende Fra- gen gingen mir dann durch den Kopf: Möchte ich überhaupt, dass es schnel- ler voran geht? Empfinde ich nicht ein- fach innerlichen Stress wegen dem, was andere denken könnten, wenn sie in die Wohnung kommen und diese «nicht perfekt» ist? Finde ich es nicht insge-

¹Gosling, S. D., et al. (2002). A Room with a cue: Judgments of personality based on offices and bedrooms. Journal of Personality and Social Psychology, 82. 379-398. ²Asendorpf, J. B. (2018). Persönlichkeit: was uns ausmacht und warum. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56106-5_1 14

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