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Ich habe die Wahl – für mich

Durch die Identität in Gott erlaube ich mir also, mich und mein Dasein posi- tiv zu bewerten. Ich schaue genau hin und versuche zu erkennen, mit welchen positiven Eigenschaften er mich ausge- stattet hat. So entdeckte ich dann auch, dass hin- ter meinem Ärger über das vorhande- ne Chaos in der Wohnung, über die lee- ren Ecken und die noch vollen Kisten eigentlich mein Sinn für Ästhetik steckt. Und dass ich aufgrund meiner Liebe fürs Detail einfach mehr Zeit brau- che, um ein schönes Zuhause zu schaf- fen. Hinter meiner Unsicherheit, wie andere auf unsere Wohnung reagieren könnten, verbirgt sich meine Neugier zu erfahren, wie andere wohl ihre Um- gebung wahrnehmen und ich mich da- durch inspirieren lassen möchte.

Die neue Wohnung löste also ziemlich etwas aus. Ich bin einmal mehr über- rascht und dankbar zu erkennen, wie wertvoll es ist, wenn Gott unsere Pers- pektive verändert und hinter einem Är- gernis mehr stecken kann, als wir im ersten Augenblick zu sehen glauben.

Seit meiner Teenagerzeit glaube ich da- ran, ein Kind Gottes zu sein. Ich habe also ein überdauerndes Bild von mir selbst, angenommen, geführt und mit Begabungen ausgestattet zu sein, die ei- nem grösseren Zweck dienen und mich auch von anderen unterscheiden. Und das bewerte ich, sagen wir mal mehr- heitlich, positiv. Die Stimmung kann wie erwähnt viel beeinflussen, mal sehe ich mich befähigter oder weniger be- fähigt, angenommener oder weniger angenommen, geführt oder im Stich gelassen. Aber ich entscheide mich im- mer wieder dafür, die positiven Gedan- ken über mich anzunehmen und versu- che, mich und die Welt ummich herum mit Gottes Perspektive wahrzunehmen.

Sina Vögeli

Sina Vögeli studiert imMaster Psycho- logie an der Universität Zürich. Dane- ben arbeitet sie in der Angewand- ten Forschung und Entwicklung mit Schwerpunkt Persönlichkeitspsycho- logie und Diagnostik.

Buchtipp Das Buch «Entmachte die Lügen in deinem Kopf» der ameri- kanischen und mehrfach ausgezeichneten Autorin Jennie Allen handelt von dem ständigen Kampf gegen alltägliche (schlech- te) Gedanken.

Allen deckt auf, dass Gedanken ganze Lebensabschnitte positiv oder negativ prägen und unser Leben in die entsprechende Rich- tung lenken können. Gedanken haben diese Macht, weil Taten aus ihnen folgen. Sie erzeugen gemäss Allen eine alternative Re- alität, in welcher besonders schlechte Gedanken tatsächlich Sinn zu ergeben scheinen. Auf die Frage, warum sich viele Menschen schlechten Gedan- ken einfach hingeben, einer Abwärtsspirale folgen, meint Allen, dass vielen nicht bewusst ist, dass ein Kampf um die eigene Ge- dankenwelt stattfindet. Auch unsere Identität ist in den Gedanken verwurzelt. Neuro- logische Untersuchungen haben ergeben, dass sich unser Gehirn dem anpasst, was wir denken. Worauf wir uns also konzentrie- ren, bestimmt neurologisch, wer wir sind. Allen geht so weit, dass sie sagt: «Sag mir, was in deinen Gedanken passiert, und ich sage dir, wer du bist.» Allen gewährt in ihrem Buch einen Einblick in ihre persönliche Geschichte und ermöglicht eine neue Sicht auf die eigene Gedan- kenwelt. Mit ihrer humorvollen, ehrlichen und lockeren Schreib- weise liest sich das Buch einfach und regt zum Nachdenken und Umdenken an. Luisa Vonarburg

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