IHK-Global Business Ausgabe 2/2024

AMERIKAS

Hohe Ambitionen in der kanadischen Schwerindustrie: Immer mehr Groß- emittenten wollen weniger Treibhaus- gase ausstoßen. Im Bild: Ein Verlade- hafen für Schwefel- Exporte in der Nähe von Vancouver.

KANADA Schwerindustrie strebt Dekarbonisierung an

in Edmonton, Alberta. Außer- dem hat der Baustoffhersteller mit der kanadischen Regie- rung eine Absichtserklärung zur Entwicklung der weltweit ersten CCUS-Anlage im groß- technischen Maßstab in der Zementindustrie unterzeich- net. Das Start-up CarbonCure aus Halifax, Nova Scotia, hat eine Technologie entwickelt, bei der CO2 in Beton eingespritzt wird, um diesen stärker zu machen. Gleichzeitig reduzieren sich dadurch die Treibhausgas- emissionen. Ottawa fördert Emissionsreduktion Möglich werden viele dieser Projekte erst durch hohe Förder- beträge seitens der Regierung Kanadas und einzelner Pro- vinzen. Ein wichtiges Instru- ment ist der Strategic Innova- tion Fund, unter dessen Dach Programme wie die Net Zero Accelerator (NZA) Initiative, der Emissions Reduction Fund oder der Clean Fuels Fund zusammenlaufen. Der NZA fördert unter anderem De- karbonisierungsprojekte in In- dustriesektoren mit besonders hohen Emissionen. Steuer- gutschriften kurbeln darüber hinaus Investitionen in grüne Technologien und sauberen Wasserstoff an. GTAI/IHK

einen emissionsfreien Ethylen- und Derivatekomplex hoch. Shell will zusammen mit Mit- subishi bei Edmonton, Alberta, kohlenstoffarmen Wasserstoff erzeugen und das entstehende CO2 mittels CCUS-Technik speichern und unterirdisch lagern. Und VCR – ein Kon- sortium aus Shell, Suncor und Proman – plant in Varennes, Québec, eine Bioraffinerie, die erneuerbaren Wasserstoff und Sauerstoff verwendet, um nicht recycelbare Abfälle in Biokraftstoffe und Kreislauf- chemikalien umzuwandeln. Zementindustrie setzt auf neue Verfahren Auch zur kohlenstoffarmen Zementproduktion wurden in Kanada bereits mehrere Vorhaben angekündigt. Zwei davon verfolgt Lafarge im Wes- ten Kanadas: eines mit Svante Technologies und Dimensional Energy in Richmond, British Columbia, und ein weiteres im Werk in Exshaw, Alberta. Hei- delberg Materials North Ame- rica (vormals Lehigh Hanson) und Enbridge kooperieren bei einem Projekt zur Speicherung von CO2 aus dem Zementwerk

Der Öl- und Gassektor verursacht in Kanada rund 26 Prozent der Treib- hausgasemissionen. Die Schwerindustrie, allen voran Eisen, Stahl, Zement und Chemie, weitere 11 Prozent. Ohne eine Dekarbonisierung dieser Sektoren ist die ange- strebte CO2-Neutralität des Landes bis 2050 kaum zu erreichen. Die Zement- und Betonin- dustrie will ihre Treibhausgas- emissionen von 2019 bis 2030 um bis zu 15 Millionen und danach um jährlich über 4 Millionen Tonnen verrin- gern, um bis 2050 CO2-neutral zu werden. Sektorspezifische Emissionsreduzierungsziele für andere Schwerindustrien gibt es zwar nicht. Einzelne Unternehmen setzen sich aber eigene Ziele. Mit Wasserstoff zum Netto-Null-Ziel Produzenten chemischer Grundstoffe auf Erdöl- und Erdgasbasis haben erste große Vorhaben zur Dekarbonisie- rung angekündigt: So zieht der US-Chemiekonzern Dow in Fort Saskatchewan, Alberta,

21,5 MILLIARDEN US-DOLLAR

Fördermittel für die industrielle Dekarbonisierung stellt die kanadische Regierung von 2021 bis 2027 bereit.

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IHK Global Business 02/2024

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