Unterricht Netzwerk
Missiologie in der Frankophonie
Wie fördert man afrikanische und französische Doktoranden in Missi- onswissenschaft? Man wird ihr Gast- geber, Kollege, Freund und Coach. Nachdem ich im November 2014 die meisten meiner Verantwortungen im Netzwerk für evang. Missiologen an mei- ne jüngeren Kollegen abgeben konnte, war ich im Jahr 2015 vollamtlich Coach und Berater. Wie sah das aus? AFRIKANISCHE DOKTORANDEN ZU GAST IN DER SCHWEIZ Als ich im Dezember 2014 die Quali- tät einer Doktorarbeit bemängelte und anmerkte, dass man eine solche Arbeit nicht einfach über Nacht schreiben kön- ne, fragte der betroffene Doktorand un- vermittelt, ob er drei Monate zu uns in die Schweiz kommen könnte, um von uns zu lernen und seine Arbeit zu ver- bessern. Nach kurzer Überlegung und Rücksprache mit meiner Frau Claire-Lise sagte ich zu. Und so kam es – er reiste in die Schweiz und blieb von Februar bis April bei uns. Es war für ihn die erste längere Trennung von seiner Familie und der erste längere Aufenthalt in Europa. Vieles war neu und herausfordernd, aber er lernte in diesen drei Monaten eine ganze Menge. Während seiner Zeit bei uns schrieb er Tag und Nacht an seiner Arbeit und konnte den Text sogar noch zweimal durcharbeiten – und damit deutlich ver- bessern. Aber nicht nur für ihn war es eine wertvolle Zeit, auch für uns war das Ganze eine Bereicherung. Wir genossen die Gemeinschaft und es entwickelte sich eine gute Freundschaft. Nach dieser guten ersten Erfahrung ist nun im Januar 2016 der zweite Doktorand zu uns ge- kommen. VORLESUNGEN ZUSAMMEN MIT DEN DOKTORANDEN Im April unterrichtete ich zusammen mit meinem Nachfolger McTair Wall, ei- nem Karibik-Kanadier, den letzten Kurs im Forschungsmasterprogramm an der FATEB in Yaoundé. Es ging um eine Ver- tiefung der Missionstheologie. ImOktober integrierte ich drei Doktoran-
den in Kinshasa (Kongo) in den Unterricht der beiden Kurse „Missionstheologie“ und „Modelle der Kulturanalyse“. Das war ein gutes Erlebnis für alle: Die Doktoranden fühlten sich wertgeschätzt und für mich war es ein angenehmes Teamer- lebnis und eine Erleichterung, da sie die Korrekturen der schriftlichen Arbeiten übernahmen. Im Dezember habe ich an der FATEB in Yaoundé Kontextu- alisierung unterrichtet, wiederum zusammen mit einem Doktoranden. So verbessern die Doktoranden nicht nur ihre Unterrichtskompetenz, sondern werden gleichzeitig an den Fakultäten als Unterrichtende eingeführt und geben so ihr Wissen weiter. COACHING DER NACHFOLGER IM NETZWERK FÜR EVANG. MISSIOLOGEN Die Zusammenarbeit mit meinemNachfolger McTairWall ge- staltet sich sehr gut. Allerdings braucht das Coaching derzeit noch recht viel Energie und Zeit. McTair Wall übergibt seiner- seits einige Aufgaben an Nachwuchs-Missiologen. Zusätzlich beginne ich in Zusammenarbeit mit derWestschweizer Evan- gelischen Allianz und mit Nirine Jonah, einem Madagassen, der eine Westschweizerin geheiratet hat und derzeit seinen Master in Missiologie macht, einen Ableger des Netzwerks in der Romandie aufzubauen. Nirine ist dabei federführend und ich stehe ihm beratend zur Seite. WIE GEHT ES WEITER? Ich habe mich somit ausser imUnterricht weitgehend aus der Arbeit zurückgezogen. Um sie ganz abgeben zu können, ist es wichtig, die Doktoranden gut einzuführen. Daneben wer- de ich meine Nachfolger weiterhin mit Rat und Tat begleiten.
Dr. Hannes WIHER, Verantwortlicher für die Förderung der Missiologie in der Frankophonie
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