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Martha mit Frau S.

Frau S. mit ihrer Mutter

Frau S. in ihrem Dorf

Frau S. mit ihrem Pastor

Frau S. auf einem Dreirad

EILTEMPO IST KEIN THEMA 30 Jahre lang habe ich mich für Leprapatient/in- nen in Macenta, Guinea, eingesetzt. Gemiedene und ausgegrenzte Personen fassten Mut und fanden ihre Menschenwürde wieder.

Matte am Boden. Weil sie an Händen und Füssen verstüm- melt war, schützte sie sich mit Tüchern vor den Blicken der Leute. Beim Vorbeigehen sprach mein Mitarbeiter sie an und ermutigte sie, keine Angst vor uns zu haben. Sehr scheu und zurückhaltend schaute sie uns an. Wir fanden einen geschütz- ten Ort, wo wir mit ihr sprechen konnten. Ihre Füsse woll- te sie uns auf keinen Fall zeigen, aber an ihren Händen ohne Finger sahen wir genau, dass sie Lepra hatte. Wir verspra- chen ihr, wiederzukommen, trotz der Distanz von 170 km. Beim zweiten Besuch konnte sie ihre Scham überwinden und zeigte uns ihre Füsse. Sie waren voller Wunden – ein trauri- ger Anblick. Langsam wuchs eine Vertrauensbeziehung, bis Frau S. schliesslich den Schritt ins CHRS in Macenta wag- te und andere von Lepra betroffene Menschen kennen lern- te. In den darauffolgenden Jahren freuten wir uns über ihr zunehmendes Selbstvertrauen und ihre wachsende Lebens- freude. Wir durften sogar erleben, dass sie sich Jesus anver- traute, zu einer strahlenden Frau wurde und wieder zu ihrer Familie zurückkehrte. Gottes Güte ist grenzenlos Für Leprapatient/innen wie Frau S. sind Not, Armut, Lei- den, Hoffnungslosigkeit und Angst vor Ausgrenzung bitterer Alltag. Was für eine Freude, wenn sie entdecken, dass Got- tes Wahrheit auch ihnen gilt: seine Hilfe, seine Freude, Mut, Hoffnung, Güte und Wohlwollen. Aber oft braucht es viel Zeit und Ausdauer.

Die Worte aus einem Lied: «Schritte wagen im Vertrauen auf einen guten Weg», kommen mir spontan in den Sinn. Dieser Satz hat sich in meinem Leben unzählige Male als vertrau- ensvolle Wahrheit erwiesen. Wenn ich es wagte, auf Gott zu hören und nach seinen Worten zu handeln, erlebte ich, wie Grenzen, die ich mir gesteckt hatte, gesprengt wurden. In den 30 Jahren in Macenta erlebte ich sehr viele Situatio- nen, die mich zum Staunen brachten. Ich denke da vor allem an die Jahre, in denen ich mit meinen guineischen Freunden das Wiedereingliederungsprojekt für geheilte, aber beein- trächtigte Leprapatient/innen leitete. Durch meine begrenz- ten Vorstellungen zögerte ich oft, die Dinge mutig aus Got- tes Perspektive zu betrachten und danach zu handeln. Ich bin Gott sehr dankbar, dass er mir geduldige und mutige Mit- arbeitende zur Seite stellte. Gemeinsam erlebten wir immer wieder, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist (Lukas 1,37). Dies trotz meinen und unseren Grenzen in Bezug auf so vieles. Ein langer Weg Ich kann mich noch gut an Frau S. erinnern: Sie verkaufte kleine Dinge auf dem Markt und sass dabei auf einer alten

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