IHK-Global Business Ausgabe 2023/08-09

Als Wettbewerber, Systemrivale und Partner sieht die Bundesregierung die Volksrepublik China. Erstmals beschreibt ein Strategiepapier Verhältnis und Herausforderungen im Umgang miteinander.

GEOECONOMICS

China-Strategie: De-Risking, kein De-Coupling Die Volksrepublik China arbeitet seit langem mit Strategien wie Fünfjahresplänen, einer „Made in China 2025“-Politik oder dem Modell der „Dualen Zirkulation“. Viele haben Auswirkungen auf das China-Geschäft. Mitte Juli hat die Bundesregierung ihrerseits erstmals eine China-Strategie vorgelegt. Wir schauen auf die für Unternehmen wesentlichen Inhalte.

unserer Volkswirtschaften (De-Cou- pling) lehnen wir hingegen ab“, wird im Papier betont. „De-Risking“ in kritischen Bereichen An anderer Stelle konkretisiert die Bundesregierung, dass es beim „De- Risking“ in erster Linie darum geht, Abhängigkeiten in kritischen Be- reichen zu verringern. Kritisch seien etwa Produkte, die für die Gesundheit, die Energiewende oder für technologi- sche Innovationen und damit für die technologische Souveränität unerläss- lich seien. Im Falle Chinas bestünden zahlreiche kritische Abhängigkeiten. Betroffen seien etwa verschiedene Metalle und Seltene Erden, Lithium- batterien und Photovoltaik sowie (ve- terinär-) pharmazeutische Wirkstoffe, darunter Antibiotika. Die Bundesregierung will kritische Abhängigkeiten fortlaufend analysieren. Sie werde die deutsche Wirtschaft

„Dualen Zirkulation“ ziele auf eine stärkere wirtschaftliche Unabhängig- keit Chinas bei gleichzeitig wachsen- den asymmetrischen Abhängigkeiten des Auslands. „Made in China 2025“, die „Duale Zirkulation“ und Äußerun- gen der chinesischen Führung (wie etwa die von Präsident Xi Jinping 2020 vor Parteigremien) deuteten darauf hin, dass China anstrebe, wirt- schaftliche und technologische Abhän- gigkeiten zu schaffen, um diese dann zur Durchsetzung politischer Ziele und Interessen zu nutzen. Gleichzeitig arbeite die Volksrepublik mit Verweis auf Sicherheitsinteressen daran, sich selbst unabhängiger von ausländi- schen Beiträgen und Zulieferungen zu machen, so das Regierungsfazit. Die Bundesregierung sieht es als dringend geboten an, die eigenen wirtschaftlichen Risiken zu mindern (De-Risking) – gerade weil China seine Wirtschaftskraft gezielt ein- setze, um seine politischen Ziele zu verwirklichen. „Eine Entkopplung

Matthias Kruse IHK Rhein-Neckar

Die bilateralen Wirtschaftsbezie- hungen sind und bleiben laut China- Strategie ein wichtiger Bestandteil der deutsch-chinesischen Beziehun- gen. Allerdings erkennt die Bundes- regierung eine zunehmende Ver- schiebung bei den wirtschaftlichen Abhängigkeiten. Während China von Europa immer unabhängiger wurde, nahm Deutschlands Abhängigkeit von China in den vergangenen Jah- ren stetig zu. So habe die chinesische Regierung in ihrer Strategie „Made in China 2025“ deutlich gemacht, dass sie die globale Markt- und Technologiefüh- rerschaft in Sektoren anstrebe, die für Deutschland und die EU essentiell seien und in denen sie lange Zeit technologisch führend waren, stellt die Bundesregierung fest. Auch die industriepolitische Strategie der

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IHK Global Business 08-09/2023

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